Hiobsbotschaft zum Frühstück
Drux fällt für das letzte Gruppenspiel gegen Spanien aus. Das Halbfinale ist für die Deutschen auch so in weiter Ferne
Varazdin Die Hiobsbotschaft zum Frühstück vom EM-Aus für Paul Drux schmeckte den deutschen Handballern vor dem Showdown mit Spanien überhaupt nicht. Nach der ohnehin schon schwer verdaulichen 25:26-Niederlage gegen Olympiasieger Dänemark drückte die Nachricht von der schweren Knieverletzung des Berliner Rückraumspielers, der wegen eines Meniskusrisses für die heiße Turnierphase ausfällt, zusätzlich auf die Stimmung im Lager des Europameisters. „Das war ein Schock für die Mannschaft und tut natürlich weh“, sagte DHBVizepräsident Bob Hanning.
In der Neuauflage des EM-Endspiels von 2016 gegen Spanien, in der es für die DHB-Auswahl am Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF live) um alles oder nichts geht, fehlt Bundestrainer Christian Prokop somit eine wichtige Alternative im Rückraum. Wahrscheinlich kehrt der Leipziger Maximilian Janke, der erst am vergangenen Samstag für Rune Dahmke aussortiert worden war, in den 16er Kader zurück. Der Ausfall von Drux schmerzt sehr. „Paul ist ein ruhender Pol und im Team sehr beliebt“, sagte Hanning.
Zudem hat Prokop schon genug Baustellen, um die er sich kümmern muss. Uwe Gensheimer präsentiert sich bei der Euro weit unter Normalform und saß gegen die Dänen fast nur auf der Bank. „Ich war mit der Leistung auf Linksaußen nicht hundertprozentig zufrieden“, übte Prokop erstmals Kritik am Kapitän. Für den 31-Jährigen von Paris St. Germain sprang der nachnominierte Rune Dahmke in die Bresche, der gegen Spanien erste Wahl sein könnte. Und auch im Rückraum, wo Julius Kühn erstmals im Turnierverlauf zündete und mit sechs Toren bester DHB-Werfer war, läuft es noch nicht rund. „Gerade auf der Rückraummitte müssen wir zulegen“, betonte Prokop – und nahm damit vor allen den erneut enttäuschenden Leipziger Philipp Weber in die Pflicht. Am Montag gab der Bundestrainer seinen enttäuschten Schützlingen, die für ihre bisher beste Endrundenleistung nicht belohnt worden waren, aber erst einmal frei. Alle sollten die Köpfe freibekommen.
Ein Sieg gegen den Vize-Europameister ist Pflicht. Doch das allein würde noch nicht reichen, um in die Runde der besten Vier einzuziehen. Denn die Mazedonier, die mit Altstar Kiril Lazarov ebenfalls einen prominenten Ausfall zu verzeichnen haben, dürfen zugleich aus ihren abschließenden beiden Gruppenspielen gegen Tschechien und Dänemark nicht vier Punkte holen. Und selbst dann gibt es noch Unwägbarkeiten in der deutschen Hochrechnung. Gewinnt Spanien nämlich heute gegen Slowenien nicht, würde dies die Konstellation noch einmal grundlegend verändern. Dann würde Deutschland selbst bei einem Erfolg gegen die Iberer aus dem Medaillenrennen ausscheiden, wenn Mazedonien aus den Spielen gegen Tschechien und Dänemark nur drei Punkte holt. Es darf also gerechnet werden. Fest steht nur: „Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand, das haben wir uns leider selbst zuzuschreiben“, sagte Prokop.