Kinderbrotspeisung erhält den Heimatpreis
Der Burgauer Brauch wird heute von Markus Söder gewürdigt. Dabei gibt es nach wie vor Diskussionen
Burgau Wo sie ihren Platz finden wird, kann Burgaus Bürgermeister Konrad Barm (Freie Wähler) noch nicht sagen. Das hänge davon ab, welche Maße die Auszeichnung hat. Aber dass die Tradition der Kinderbrotspeisung heute mit dem Heimatpreis Schwaben geehrt wird, sei für die Stadt auf jeden Fall etwas Besonderes. Mit einer 20 Teilnehmer starken Delegation geht es an diesem Dienstag zur Verleihung in das Kornhaus Kempten, wo Heimatminister Markus Söder (CSU) den Preis am Abend unter anderem auch für den Nachtumzug Dillingen überreichen wird. In der Einladung heißt es, dass Weltoffenheit, Fortschritt und Traditionsliebe beim bayerischen Heimatgefühl miteinander verbunden werden. Mit dem Preis werden Menschen ausgezeichnet, die diese Lebensart pflegen.
Der größte Teil der Gruppe wird aus Mitgliedern des Faschingszugkomitees bestehen, aber auch die Trommler-Alberts, der Kulturreferent und ein Vertreter der Handschuhmacher sollen dabei sein. Wer die Kinderbrotspeisung beim Heimatministerium vorgeschlagen hat, weiß der Bürgermeister noch nicht, und ebenso wenig, warum man dem Vorschlag gefolgt ist. Das sei alles noch ein Geheimnis. Keines ist, dass in der Stadt nach wie vor leidenschaftlich über die Verlegung des Brauchs vom Rosenmontag auf den Rußigen Freitag diskutiert, ja gestritten wird. Barm, der auch Vorsitzender des Faschingszugkomitees ist, das die Änderung beschlossen hatte, geht trotzdem davon aus, dass die Kinderbrotspeisung auch am neuen Termin für alle Beteiligten etwas Besonderes sein wird. Er hofft, die Tradition so erhalten zu können.
Hintergrund ist, dass die Resonanz in den vergangenen Jahren gesunken sei, vor allem, seit es die Faschingsferien gibt. Indem der Umzug wieder an einem Schultag stattfindet, würden zumindest mehr als 300 Kinder dabei sein. Wenn nichts unternommen werde, bestehe die Gefahr, dass die Tradition stirbt. Die Veränderung sei ein „Rettungsversuch“. Bei einer nicht repräsentativen Umfrage auf der Internetseite unserer Zeitung zu diesem Thema haben sich bislang 57 Prozent der Teilnehmer für eine Beibehaltung des bisherigen Termins ausgesprochen, denn die Verlegung zerstöre die Tradition. In absoluten Stimmen sind das 356. Hingegen sind 35 Prozent (218 Stimmen) der Ansicht, durch die Änderung werde die Tradition erhalten. Den restlichen Teilnehmern ist es egal, ob die Kinderbrotspeisung am Rosenmontag oder am Rußigen Freitag stattfindet.
Im nächsten Jahr wird der Brauch der Kinderbrotspeisung 425 Jahre alt. Angefangen haben soll alles damit, dass einst der Magistrat der Stadt Brot an die Kinder verschenkte. Auch während Hungersnot, Pest und Kriegszeiten blieb die Tradition erhalten, heißt es auf der Internetseite In den 1920ern und 30ern holte die Kinder ein älterer Bürger, der Leimer, in der Schule ab und erbettelte anschließend mit ihnen bei einem Umzug durch die Stadt Lebensmittel. Nach dem Krieg nahm Albert Vogele das wieder auf, sein Sohn führte es fort und heute ist dessen Schwiegersohn der Trommler-Albert, der mit den Kindern durch Burgau zieht.