Guenzburger Zeitung

Kinderbrot­speisung erhält den Heimatprei­s

Der Burgauer Brauch wird heute von Markus Söder gewürdigt. Dabei gibt es nach wie vor Diskussion­en

- VON CHRISTIAN KIRSTGES Brauchwiki.

Burgau Wo sie ihren Platz finden wird, kann Burgaus Bürgermeis­ter Konrad Barm (Freie Wähler) noch nicht sagen. Das hänge davon ab, welche Maße die Auszeichnu­ng hat. Aber dass die Tradition der Kinderbrot­speisung heute mit dem Heimatprei­s Schwaben geehrt wird, sei für die Stadt auf jeden Fall etwas Besonderes. Mit einer 20 Teilnehmer starken Delegation geht es an diesem Dienstag zur Verleihung in das Kornhaus Kempten, wo Heimatmini­ster Markus Söder (CSU) den Preis am Abend unter anderem auch für den Nachtumzug Dillingen überreiche­n wird. In der Einladung heißt es, dass Weltoffenh­eit, Fortschrit­t und Traditions­liebe beim bayerische­n Heimatgefü­hl miteinande­r verbunden werden. Mit dem Preis werden Menschen ausgezeich­net, die diese Lebensart pflegen.

Der größte Teil der Gruppe wird aus Mitglieder­n des Faschingsz­ugkomitees bestehen, aber auch die Trommler-Alberts, der Kulturrefe­rent und ein Vertreter der Handschuhm­acher sollen dabei sein. Wer die Kinderbrot­speisung beim Heimatmini­sterium vorgeschla­gen hat, weiß der Bürgermeis­ter noch nicht, und ebenso wenig, warum man dem Vorschlag gefolgt ist. Das sei alles noch ein Geheimnis. Keines ist, dass in der Stadt nach wie vor leidenscha­ftlich über die Verlegung des Brauchs vom Rosenmonta­g auf den Rußigen Freitag diskutiert, ja gestritten wird. Barm, der auch Vorsitzend­er des Faschingsz­ugkomitees ist, das die Änderung beschlosse­n hatte, geht trotzdem davon aus, dass die Kinderbrot­speisung auch am neuen Termin für alle Beteiligte­n etwas Besonderes sein wird. Er hofft, die Tradition so erhalten zu können.

Hintergrun­d ist, dass die Resonanz in den vergangene­n Jahren gesunken sei, vor allem, seit es die Faschingsf­erien gibt. Indem der Umzug wieder an einem Schultag stattfinde­t, würden zumindest mehr als 300 Kinder dabei sein. Wenn nichts unternomme­n werde, bestehe die Gefahr, dass die Tradition stirbt. Die Veränderun­g sei ein „Rettungsve­rsuch“. Bei einer nicht repräsenta­tiven Umfrage auf der Internetse­ite unserer Zeitung zu diesem Thema haben sich bislang 57 Prozent der Teilnehmer für eine Beibehaltu­ng des bisherigen Termins ausgesproc­hen, denn die Verlegung zerstöre die Tradition. In absoluten Stimmen sind das 356. Hingegen sind 35 Prozent (218 Stimmen) der Ansicht, durch die Änderung werde die Tradition erhalten. Den restlichen Teilnehmer­n ist es egal, ob die Kinderbrot­speisung am Rosenmonta­g oder am Rußigen Freitag stattfinde­t.

Im nächsten Jahr wird der Brauch der Kinderbrot­speisung 425 Jahre alt. Angefangen haben soll alles damit, dass einst der Magistrat der Stadt Brot an die Kinder verschenkt­e. Auch während Hungersnot, Pest und Kriegszeit­en blieb die Tradition erhalten, heißt es auf der Internetse­ite In den 1920ern und 30ern holte die Kinder ein älterer Bürger, der Leimer, in der Schule ab und erbettelte anschließe­nd mit ihnen bei einem Umzug durch die Stadt Lebensmitt­el. Nach dem Krieg nahm Albert Vogele das wieder auf, sein Sohn führte es fort und heute ist dessen Schwiegers­ohn der Trommler-Albert, der mit den Kindern durch Burgau zieht.

 ?? Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? Der Trommler Albert, hier verkörpert von Albert Vogele im Jahr 2010, steht für die Burgauer Kinderbrot­speisung.
Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Der Trommler Albert, hier verkörpert von Albert Vogele im Jahr 2010, steht für die Burgauer Kinderbrot­speisung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany