Raubmord: Hatte das Paar Komplizen?
Bei einer Informationsveranstaltung über Einbrüche verweist die Ulmer Polizei bei Nachfragen zur Gewalttat am Eselsberg auf laufende Ermittlungen. Welche Tipps zur Vorbeugung die Spezialisten haben
Ulm Hatten der 39 Jahre alte Georgier und seine 46-jährige russischstämmige Ehefrau bei dem aufsehenerregenden Raubmord im Veltlinerweg am Eselsberg Komplizen? Wie die Polizei bei einer Veranstaltung am Eselsberg bekannt gab, wird dies zumindest für möglich gehalten. „Wir sind mit den Ermittlungen noch nicht durch und wir werden keine weiteren Details als die bereits bekannten preisgeben. Möglicherweise gibt es noch mehr Täter“, sagte der Leiter des Polizeireviers West, Polizeidirektor Konrad Aichinger, bei einem Infoabend zum Thema Einbrüche. Das Interesse an dem Thema ist groß, die Beunruhigung der Bevölkerung hält an. 250 Besucher kamen in den voll besetzten Saal des Bürgerzentrums.
Polizeidirektor Aichinger versuchte zu Beginn der Veranstaltung Einfühlungsvermögen zu beweisen, als er, die Sorgen der Besucher spürend, um Verständnis bat, wenn der Raubmord kein weiteres Thema an diesem Abend sei, weil die Ermittlungen weiter gehen. „Zum richtigen Zeitpunkt werden wir Sie informieren.“
Nicht nur das Thema Einbruch brennt den Anwohnern auf den Nägeln. So seien angebliche Belästigungen von Kindern am Eselsberg ein Problem. „Obskure Personen“, die sich in diesem Wohngebiet herumtrieben, wurden zudem angesprochen. Aichinger versuchte, die Anwesenden zu beruhigen: „Sexuelle Belästigungen am Eselsberg haben wir im Fokus. Was verdächtige Personen anbetrifft, brauchen wir von den Beobachtern bessere Personenbeschreibungen. Wir als Polizei sind stark präsent. Nicht jeder Beamte von uns läuft in Uniform herum.“Abgeraten hat der Polizeidirektor davon, auffällige Menschen zu fotografieren: „Da ist auf jeden Fall ein Risiko dabei. Man sollte nicht die Konfrontation suchen.“
Im Zentrum jedoch stand das Thema Einbrüche. Der Ulmer Poli- zeihauptmeister Bernd Heß von der Abteilung Prävention empfahl, nicht die Konfrontation zu suchen, wenn ein Einbrecher erst im Haus sei. Der Sicherheitsexperte gab den Gästen fünf Ratschläge fürs richtige Verhalten bei einem Einbruch, der gerade passiert, mit auf den Weg: 1. sich durch laute Geräusche bemerkbar machen; 2. Licht anschalten; 3. sich dem Einbrecher nicht entgegenstellen; 4. die Polizei unter Telefonnummer 110 anrufen; 5. keine Waffen zeigen. In der Regel würden Einbrecher sofort das Weite suchen, wenn sie entdeckt werden. Das Geschehen am Veltlinerweg sei absolut außergewöhnlich gewesen.
Die Besucher des Informationsabends hatten viele Fragen zur Vorbeugung. Bernd Heß antwortete ge- Wichtige Punkte waren nach seinen Ausführungen: Mechanische Sicherungen von Türen und Fenstern sind elektronischen auf jeden Fall vorzuziehen und sollten auch von guter Qualität sein. Alarmanlagen beispielsweise erteilte der Referent mehr oder weniger eine Abfuhr: „Richtig gute sind auch richtig teuer. Und was will man denn? Natürlich auch, dass der Einbrecher ertappt wird. Vor allem aber, dass er gar nicht erst einbricht. Und wen in der Nachbarschaft kümmert es schon, wenn er einen Alarmton hört? Man muss die Menschen nur einmal beobachten, wenn die Alarmanlage eines Autos Laut gibt. Das schert keinen.“
Ganz wichtig sei, so führte Heß weiter aus, dass die Bewohner eines Hauses auch in oberen Stockwerken sehen können, wer vor der Haustür steht, dass sie mit demjenigen auch via Sprechanlage reden können und dass die Tür dank eines Sperrriegelschlosses nur so weit geöffnet werden kann, dass jemand zum Beispiel ein Paket rein reichen, nicht aber ins Haus oder die Wohnung gelangen kann. Das allerwichtigste sei aber das Verhalten der Bewohner selbst. Die besten Sicherungen nützen nichts, wenn zum Beispiel das Fenster gekippt wird (Heß: „Innerhalb von Sekunden hat es ein Einbrecher geöffnet und nachher wieder verschlossen, ohne Spuren zu hinterlassen“) oder eine Tür nicht geschlossen würde. Denn auch Gelegenheit macht Diebe. Heß zeigte die Sicherungsmöglichkeiten sehr anschauduldig. lich mit Bildern oder Filmen auf und verwies auch auf Bedeutung qualitativ sehr guter Sicherungen.
Wie Konrad Aichinger berichtete, seien auch dank der steigenden Aufklärungsquote, wobei die Kooperation mit Bayern hervorragend funktioniere, die Wohnungseinbrüche in der vergangenen Zeit zuletzt deutlich zurückgegangen, in Ulm sogar überproportional. „Wir haben hier ein eigenes Modell, so der Polizeidirektor. „Mit dem sind wir schneller als der Täter.“Einen ähnlichen Informationsabend wie am Eselsberg will die Polizei demnächst in der Ulmer Innenstadt veranstalten. Der Raubmord am Eselsberg habe sie auf den Plan gerufen, die schon länger geplanten Infos gerade jetzt umzusetzen.