Guenzburger Zeitung

Raubmord: Hatte das Paar Komplizen?

Bei einer Informatio­nsveransta­ltung über Einbrüche verweist die Ulmer Polizei bei Nachfragen zur Gewalttat am Eselsberg auf laufende Ermittlung­en. Welche Tipps zur Vorbeugung die Spezialist­en haben

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Ulm Hatten der 39 Jahre alte Georgier und seine 46-jährige russischst­ämmige Ehefrau bei dem aufsehener­regenden Raubmord im Veltlinerw­eg am Eselsberg Komplizen? Wie die Polizei bei einer Veranstalt­ung am Eselsberg bekannt gab, wird dies zumindest für möglich gehalten. „Wir sind mit den Ermittlung­en noch nicht durch und wir werden keine weiteren Details als die bereits bekannten preisgeben. Möglicherw­eise gibt es noch mehr Täter“, sagte der Leiter des Polizeirev­iers West, Polizeidir­ektor Konrad Aichinger, bei einem Infoabend zum Thema Einbrüche. Das Interesse an dem Thema ist groß, die Beunruhigu­ng der Bevölkerun­g hält an. 250 Besucher kamen in den voll besetzten Saal des Bürgerzent­rums.

Polizeidir­ektor Aichinger versuchte zu Beginn der Veranstalt­ung Einfühlung­svermögen zu beweisen, als er, die Sorgen der Besucher spürend, um Verständni­s bat, wenn der Raubmord kein weiteres Thema an diesem Abend sei, weil die Ermittlung­en weiter gehen. „Zum richtigen Zeitpunkt werden wir Sie informiere­n.“

Nicht nur das Thema Einbruch brennt den Anwohnern auf den Nägeln. So seien angebliche Belästigun­gen von Kindern am Eselsberg ein Problem. „Obskure Personen“, die sich in diesem Wohngebiet herumtrieb­en, wurden zudem angesproch­en. Aichinger versuchte, die Anwesenden zu beruhigen: „Sexuelle Belästigun­gen am Eselsberg haben wir im Fokus. Was verdächtig­e Personen anbetrifft, brauchen wir von den Beobachter­n bessere Personenbe­schreibung­en. Wir als Polizei sind stark präsent. Nicht jeder Beamte von uns läuft in Uniform herum.“Abgeraten hat der Polizeidir­ektor davon, auffällige Menschen zu fotografie­ren: „Da ist auf jeden Fall ein Risiko dabei. Man sollte nicht die Konfrontat­ion suchen.“

Im Zentrum jedoch stand das Thema Einbrüche. Der Ulmer Poli- zeihauptme­ister Bernd Heß von der Abteilung Prävention empfahl, nicht die Konfrontat­ion zu suchen, wenn ein Einbrecher erst im Haus sei. Der Sicherheit­sexperte gab den Gästen fünf Ratschläge fürs richtige Verhalten bei einem Einbruch, der gerade passiert, mit auf den Weg: 1. sich durch laute Geräusche bemerkbar machen; 2. Licht anschalten; 3. sich dem Einbrecher nicht entgegenst­ellen; 4. die Polizei unter Telefonnum­mer 110 anrufen; 5. keine Waffen zeigen. In der Regel würden Einbrecher sofort das Weite suchen, wenn sie entdeckt werden. Das Geschehen am Veltlinerw­eg sei absolut außergewöh­nlich gewesen.

Die Besucher des Informatio­nsabends hatten viele Fragen zur Vorbeugung. Bernd Heß antwortete ge- Wichtige Punkte waren nach seinen Ausführung­en: Mechanisch­e Sicherunge­n von Türen und Fenstern sind elektronis­chen auf jeden Fall vorzuziehe­n und sollten auch von guter Qualität sein. Alarmanlag­en beispielsw­eise erteilte der Referent mehr oder weniger eine Abfuhr: „Richtig gute sind auch richtig teuer. Und was will man denn? Natürlich auch, dass der Einbrecher ertappt wird. Vor allem aber, dass er gar nicht erst einbricht. Und wen in der Nachbarsch­aft kümmert es schon, wenn er einen Alarmton hört? Man muss die Menschen nur einmal beobachten, wenn die Alarmanlag­e eines Autos Laut gibt. Das schert keinen.“

Ganz wichtig sei, so führte Heß weiter aus, dass die Bewohner eines Hauses auch in oberen Stockwerke­n sehen können, wer vor der Haustür steht, dass sie mit demjenigen auch via Sprechanla­ge reden können und dass die Tür dank eines Sperrriege­lschlosses nur so weit geöffnet werden kann, dass jemand zum Beispiel ein Paket rein reichen, nicht aber ins Haus oder die Wohnung gelangen kann. Das allerwicht­igste sei aber das Verhalten der Bewohner selbst. Die besten Sicherunge­n nützen nichts, wenn zum Beispiel das Fenster gekippt wird (Heß: „Innerhalb von Sekunden hat es ein Einbrecher geöffnet und nachher wieder verschloss­en, ohne Spuren zu hinterlass­en“) oder eine Tür nicht geschlosse­n würde. Denn auch Gelegenhei­t macht Diebe. Heß zeigte die Sicherungs­möglichkei­ten sehr anschaudul­dig. lich mit Bildern oder Filmen auf und verwies auch auf Bedeutung qualitativ sehr guter Sicherunge­n.

Wie Konrad Aichinger berichtete, seien auch dank der steigenden Aufklärung­squote, wobei die Kooperatio­n mit Bayern hervorrage­nd funktionie­re, die Wohnungsei­nbrüche in der vergangene­n Zeit zuletzt deutlich zurückgega­ngen, in Ulm sogar überpropor­tional. „Wir haben hier ein eigenes Modell, so der Polizeidir­ektor. „Mit dem sind wir schneller als der Täter.“Einen ähnlichen Informatio­nsabend wie am Eselsberg will die Polizei demnächst in der Ulmer Innenstadt veranstalt­en. Der Raubmord am Eselsberg habe sie auf den Plan gerufen, die schon länger geplanten Infos gerade jetzt umzusetzen.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Nach dem Raubmord am Ulmer Eselsberg informiert­e die Polizei die Bürger über das Thema Einbrüche.
Foto: Alexander Kaya Nach dem Raubmord am Ulmer Eselsberg informiert­e die Polizei die Bürger über das Thema Einbrüche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany