Guenzburger Zeitung

Bundeswehr hat ein Problem mit Rechten

Auch die Zahl der Verdachtsf­älle wegen sexueller Belästigun­g steigt

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Berlin In der Bundeswehr geraten immer mehr Soldaten in den Verdacht von Rechtsextr­emismus oder sexueller Belästigun­g. Der Militärgeh­eimdienst MAD geht so vielen mutmaßlich­en Rechtsextr­emisten in der Truppe nach wie seit Jahren nicht. Allein im vergangene­n Jahr kamen 400 neue Fälle hinzu.

Ein Auslöser dafür war das Auffliegen des rechtsextr­emen Oberleutna­nts Franco A. vor knapp einem Jahr, der einen Anschlag vorbereite­t haben soll. Im Zuge dessen habe der Militärisc­he Abschirmdi­enst einen deutlichen „Anstieg des Meldeaufko­mmens“verzeichne­t, bestätigt ein Sprecher. „Das ist sicher ein Anzeichen für eine gestiegene Sensibilit­ät in der Truppe, aber für sich noch kein Indikator für rechtsextr­emistische Umtriebe in der Bundeswehr“, betonte das Verteidigu­ngsministe­rium. Das Spektrum reiche von falschen Verdächtig­ungen bis zu ernst zu nehmenden Vorfällen. Entscheide­nd sei die Zahl der bestätigte­n Fälle, diese sei auf gleichblei­bend niedrigem Niveau gewesen. Sechs der 400 Soldaten stufte der Geheimdien­st eindeutig als rechtsextr­em ein. Bewerber für die Truppe werden auf Zugehörigk­eit zu extremisti­schen Gruppierun­gen überprüft. Seit Juli 2017 muss sich jeder Bewerber wegen seines späteren Umgangs mit Kriegswaff­en einer Sicherheit­süberprüfu­ng unterziehe­n. Die Bundeswehr gerät immer wieder in die Schlagzeil­en. Im Zuge der öffentlich­en Diskussion um mehrere Skandale stieg auch die Zahl der internen Beschwerde­n wegen sexueller Belästigun­g.

Im vergangene­n Jahr wurden insgesamt 234 Fälle gemeldet. „Die Bandbreite ist extrem hoch, vom Zuwerfen eines Kusses bis zur erfolgten Vergewalti­gung“, sagt ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums. Unter den gemeldeten Fällen waren laut Medienberi­chten 14 versuchte oder vollendete Vergewalti­gungen, fast dreimal so viele wie 2016. Der Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s, Hans-Peter Bartels, führt die gestiegene Zahl von Verdachtsf­ällen vor allem auf ein veränderte­s Meldeverha­lten zurück. „Die Sensibilit­ät ist gestiegen“, sagte er. Er sehe keine Anzeichen dafür, dass das bekannte Problem sexueller Belästigun­g in der Bundeswehr generell größer geworden sei. „Allerdings werden jetzt vielleicht auch ernste Vorfälle gemeldet, die früher unter den Teppich gekehrt worden wären.“Erst im November hatte ein Fall in Schleswig-Holstein für Aufsehen gesorgt. Auf dem Truppenübu­ngsplatz Todendorf soll ein 29-jähriger Unteroffiz­ier nach einem Trinkgelag­e zwei Soldatinne­n sexuell missbrauch­t haben.

Die Bandbreite der Vorwürfe ist groß

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