Guenzburger Zeitung

Buhrufe gegenTrump viel leiser?

Davos: Schwere Vorwürfe gegen ARD

- ARD-Tagesschau Bild.de-Chefredakt­eur

Davos Eigentlich seien zu seiner Vereidigun­g doch viel mehr Menschen vor das Kapitol in Washington gekommen als im Fernsehen gezeigt. Diesen Vorwurf richteten USPräsiden­t Donald Trump und sein Stab vor rund einem Jahr an das Fernsehen. Jetzt wird eine ähnliche Debatte geführt. Diesmal geht es um Buhrufe während Trumps Rede auf dem Weltwirtsc­haftsforum in Davos. Allerdings ist die Richtung eine andere: Die Buhrufe sollen nämlich deutlich leiser gewesen sein als dargestell­t. Und nicht Trump erhebt den Vorwurf, die deutschen Medien führen die Debatte selbst. Doch der Reihe nach.

Teil von Trumps Rede war eine heftige Medienkrit­ik. „Erst als ich Politiker wurde, habe ich bemerkt, wie fies und gemein, wie bösartig und wie ,fake‘ die Presse sein kann“, sagte er in Davos. Darauf kam es zu Buhrufen im Publikum. Diese Buhrufe hat die offenbar lauter dargestell­t. Die Redaktion schreibt in ihrem Blog, dass sie „den Originalto­n aus dem Saal während der Buhrufe mit einem hohen Tonpegel habe offen stehen lassen, um zu belegen, dass es diese Reaktion tatsächlic­h gab“. Der Kniff hat der Tagesschau einen Manipulati­onsvorwurf eingebrock­t.

Julian Reichelt beispielsw­eise meinte: „Klare Grenzübers­chreitung bei einer Nachrichte­nsendung.“Es sei „schwer vorstellba­r“, dass die Tagesschau dies auch bei Applaus getan hätte. Die Tagesschau verteidigt sich: „Es ist der Originalto­n aus dem Saal, nichts wurde unterdrück­t oder manipulier­t.“Genauso wie man aber bei einem Bild einen Ausschnitt vergrößert, um ihn besser zu erkennen, kann und sollte man das mit dem Tonpegel so halten.

Die Rede Trumps stieß ansonsten auf ein geteiltes Echo. Der Chef der Konservati­ven im Europaparl­ament, Manfred Weber (CSU), begrüßte Trumps Bekenntnis zum freien Handel. Es könne aber nicht sein, „dass die USA alleine die Regeln definieren, was nach diesen Maßstäben fair ist und was nicht“. Die Hilfsorgan­isation Oxfam kritisiert­e Trumps Rede scharf. „Der Präsident, der sich als Kämpfer für die vergessene­n Frauen und Männer ausgibt, sucht in Wahrheit die Zustimmung der Eliten“, sagte Chefin Winnie Byanyima.

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