Nie wieder Zeitdruck
In Buchläden gibt es heute eine stattliche Anzahl an Ratgebern, die uns helfen sollen, Probleme zu lösen und unsere knappe Zeit besser zu nutzen. Sie heißen „Organisieren Sie noch oder leben Sie schon?“oder „Arbeite klüger, nicht härter“. Das Angebot findet seinen Markt. Schließlich sagen immer mehr Menschen, dass sie sich im Alltag unter Druck gesetzt fühlen.
Kürzlich bin ich auf einen ganz eigenen Ausweg gestoßen. Er stammt von einem Zweieinhalbjährigen.
Abends nach Hause gekommen, Blick auf die Uhr: „Es ist neun! Bist du noch nicht im Bett?“Der Kleine stutzt, denkt nach und findet seine ganz eigene Lösung. „Nein, Uhr wegtun! Nicht ins Bett gehen.“Keine Uhr, kein BettgehProblem.
Logisch, oder? Auch manch anderes Ärgernis ließe sich lösen, ginge man die Ursache an statt der Wirkung.
Den Termin, den man einfach nicht einhalten kann? Absagen. Die Bücher, die man schon lange lesen will, es aber nie geschafft hat? Verscherbeln. Der Mantel, dessen Knopf abgefallen und nie angenäht worden ist? Altkleider-Container. Die Schuhe, deren Schnürsenkel immer aufgehen? Gleich hinterher. Die Bleistifte, die viel zu kurz geworden sind? Brennen in der Müllverbrennung sicher gut.
Sicher, weitergedacht stößt das Zweijährigen-Konzept der Ursachen-Beseitigung an Grenzen. Die Fenster, die längst geputzt werden müssen? Sind im Winter trotzdem Gold wert. Das Auto, das alle naslang neues Öl braucht? Wird doch gebraucht, um in die Arbeit zu kommen. Die Hunde der anderen, die so große Haufen hinterlassen? Können auch nichts dafür, wenn Herrchen/Frauchen diese nicht wegräumen. Manchmal verlangt es eben doch nach einer fortgeschritteneren Problemlösung.
Aber abwarten. Mal sehen, was der Nachwuchs abends so sagen wird, wenn er erst drei wird.