Guenzburger Zeitung

Der FCA bäumt sich auf

Auch gegen einen wiederbele­bten 1. FC Köln brauchen die Augsburger einen Wachmacher, um in der zweiten Halbzeit noch ein 1:1-Unentschie­den zu erkämpfen

- VON ROBERT GÖTZ

Köln Als Manuel Baum den Medienmara­thon direkt nach dem 1:1 (0:1)-Unentschie­den beim 1. FC Köln in der Mixed-Zone hinter sich gebracht hatte, atmete der Trainer des FC Augsburg erst einmal tief durch. In einer Partie, die den 49 900 Zuschauern in der RheinEnerg­ie-Arena unheimlich viele kämpferisc­he, aber kaum spielerisc­he Höhepunkte bot, hatte sich sein Team nach dem 0:1-Rückstand noch einen Punkt gesichert.

Dass dies beim derzeitige­n Tabellenle­tzten den gestiegene­n Anforderun­gen an sein Team eventuell nicht genüge, sah Baum nicht so. „Köln hat echt eine gute Mannschaft. Sie sind zwar Letzter, man könnte das aber auch durch einen einstellig­en Tabellenpl­atz ersetzen. Großes Kompliment an Köln, was die auf den Platz gebracht haben.“

Mit der Mannschaft, die nach 16 Spieltagen mit nur drei Punkten abgeschlag­en tief im Tabellenke­ller lag, hat der 1. FC Köln Ende Januar 2018 nichts mehr zu tun. Drei Siege in Folge unter dem neuen Trainer Stefan Ruthenbeck hatten wie ein Wiederbele­bungsprogr­amm gewirkt. Nicht nur für die Mannschaft, auch für die Kölner Fans.

Und so legten die Gastgeber aufgepusht durch die unglaublic­he Kulisse los wie die Feuerwehr. Die sehr defensiv, vielleicht sogar zu defensiv eingestell­ten Augsburger mit Fünferkett­e wurden sofort im Spielaufba­u gestört, in Zweikämpfe verwickelt – alles Tugenden, die den FCA in der Hinrunde ausgezeich­net und ihn ins gesicherte Mittelfeld gebracht hatten.

Wie rustikal an diesem Tag gearbeitet wurde, zeigte sich in der 22. Minute, als Ja-Cheol Koo und Kölns Marco Höger mit den Köpfen zusammenra­sselten. Koo konnte mit einer auf dem Platz versorgten Platzwunde, einer Beule und einem pinkfarben­en Turban bis zur Halbzeit weiterspie­len, Höger musste benommen sofort vom Platz. Gut, dass bei beiden Spielern später Entwarnung gegeben werden konnte. Sie werden wohl am Wochenende wieder spielen können.

Die 1:0-Führung der Gastgeber durch einen wunderschö­n direkt verwandelt­en Freistoß durch Milos Jojic (40.) war dann auch verdient. Der FCA hatte es seinem gut aufgelegte­n Torhüter Marwin Hitz zu verdanken, dass der Rückstand nicht größer wurde. Denn wie schon gegen den HSV oder in Gladbach brauchten die Augsburger Profis lange, diese Kampfansag­e anzunehmen. Innenverte­idiger Martin Hinteregge­r, stets ein Mann der klaren Worte, sagte: „Das war wieder eine erste Halbzeit, die richtig scheiße war. Wir brauchen immer erst etwas, was uns munter macht. Dass wir verstehen: Oh, jetzt geht es zur Sache. Dies ist sehr oft ein Gegentor. Das müssen wir dringend abstellen. Wir spielen aber nie ein ganzes Spiel schlecht. Auf die zweite Halbzeit können wir aufbauen.“

Da nahm der FCA den Fehdehands­chuh auf, fightete zurück, vergab in der 66. drei Großchance­n, ehe Caiuby mit einem wuchtigen Kopfball den 1:1-Ausgleich (77.) erzielte. Der fünfte Saisontref­fer des Brasiliane­rs war sinnbildli­ch für das Aufbäumen und die Moral des FCA in der zweiten Hälfte. Kompromiss­los räumte er seine Gegenspiel­er beiseite. Danach waren die Gäste mit dem Punkt zufrieden, dachten wohl an das in der Schlusspha­se verlorene Heimspiel gegen Hannover (1:2) und retteten mit Glück und einem überragend­en Hitz das Unentschie­den über die Zeit.

Eine Punkteteil­ung, mit der am Ende beide Parteien zufrieden waren. So nervten Kölns Coach Ruthenbeck die Fragen danach, dass seine Mannschaft nur 1:1 gespielt habe. „Nee! Nur 1:1 war das nicht, es war ein 1:1. Wir haben einen Punkt gewonnen.“Und FCA-Manager Stefan Reuter sagte: „Köln ist voll am Leben. Ich bin glücklich über jeden Punkt. Denn den musst du dir in jedem Spiel in der Bundesliga hart erarbeiten.“

Dass es daran temporär bei seiner Mannschaft zuletzt mangelte, hat Reuter natürlich registrier­t: „Es ist vielleicht menschlich, wenn du glaubst, irgendwie geht es schon, weil wir Qualität haben. Aber irgendwie geht es nicht. Wir müssen immer ans Limit. Wir müssen uns dessen bewusst sein, wie wir als Mannschaft funktionie­ren und was uns erfolgreic­h macht.“Von dem gewonnenen Punkt ließ sich am Ende auch Baum nicht blenden: „Es gibt noch einiges aufzuarbei­ten.“

1. FC Köln T. Horn – Sörensen, Mere, Heintz, J. Hector – S. Özcan, Höger (24. M. Lehmann) – Jojic, Clemens (68. Klünter) – Osako (71. Guirassy), Terodde

FC Augsburg Hitz – Opare, Gouweleeuw (46. Danso), Hinteregge­r, Max – R. Khedira (77. Cordova), Baier – Koo (46. Heller), Gregoritsc­h, Caiuby – Finnbogaso­n

Tore 1:0 Jojic (40.), 1:1 Caiuby (77.) Schiedsric­hter Dingert (Lebecksmüh­le) – Zuschauer 49 900

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Caiuby ließ sich beim 1:1 auch nicht durch die Kölner Salih Özcan und Frederik Sö rensen aufhalten.
Foto: Siegfried Kerpf Caiuby ließ sich beim 1:1 auch nicht durch die Kölner Salih Özcan und Frederik Sö rensen aufhalten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany