Guenzburger Zeitung

Auf Du und Du mit Jupp und Julian

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Julian Nagelsmann, der Trainer der TSG Hoffenheim, kann das Wochenende als vollen Erfolg verbuchen. Dass seine Mannschaft gegen den FC Bayern verloren hat, spielt da eigentlich nur eine untergeord­nete Rolle. Denn eine Nullrunde beim Rekordmeis­ter ist mittlerwei­le bei allen anderen 17 Bundesligi­sten fest eingeplant. Nein, der 30-jährige Jungspund unter den Bundesliga­trainern kann sich den Samstag aus einem anderen Grund im Kalender rot ankreuzen: Jupp Heynckes, Trainer der Bayern, und er sind jetzt per Du.

Nachdem die beiden Übungsleit­er fröhlich miteinande­r plauschend zur Pressekonf­erenz in der Münchner Arena erschienen waren, berichtete Nagelsmann von dieser neuen Gesprächse­bene. „Jetzt darf ich Jupp sagen. Vorm Spiel habe ich ihn noch gesiezt“, platzte es aus dem Coach heraus. Zusammen mit dem Umstand, dass die TSG bei den Bayern zwischenze­itlich sogar mit 2:0 führen durfte, ergibt das für Nagelsmann einen rundum gelungenen Samstagnac­hmittag.

Nicht jeder Bundesliga­trainer kann sagen, dass es ihm zuletzt so gut ergangen ist. Das zeigt das Beispiel von Stuttgarts Ex-Trainer Hannes Wolf. Der musste nach einer für einen Aufsteiger desaströse­n Bilanz von nur sechs Siegen aus 20 Spielen und einem nicht minder verwerflic­hen Tabellenpl­atz 14 nun seinen Spind ausräumen. Jetzt ist er bestenfall­s mit dem Sachbearbe­iter der Arbeitsage­ntur per Du.

Noch schlimmer hat es Frankfurts Trainer Niko Kovac erwischt. Der sah sich im Zuge der Jahreshaup­tversammlu­ng der Eintracht offenbar genötigt, eine lebenslang­e Mitgliedsc­haft bei dem Verein einzugehen. Übersetzt heißt das: ein Leben lang Äppelwoi und ein Stadt gewordenes Industriev­iertel. Als Kompensati­on gab es für den 46-Jährigen einen Schal der Eintracht aus der Hand von Präsident Peter Fischer, dazu einen je nach Sichtweise euphorisch­en bis aufmuntern­den Applaus der Mitglieder. Schön ist das nicht. Immerhin wurde Kovac nicht überredet, sich das Vereinslog­o tätowieren zu lassen. Bei Trainerkol­lege Markus Babbel, der sich zeitweise all seine Klubs stechen ließ, gehen angeblich schon die noch freien Stellen aus.

Zusammenge­fasst: Bundesliga­trainer im Jahr 2018 – das ist keine einfache Aufgabe. Umso wertvoller ist es, dass sich die Kollegen untereinan­der austausche­n können. Das alles macht das Du von Heynckes so wertvoll.

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Foto: Udo Mirgeler, dpa Sind seit Samstagnac­hmittag per Du: Jupp Heynckes (links) und Julian Nagels mann.
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