Fasching: Mehr Fantasie bitte!
Mit kritischen Zeilen das regionale Faschingstreiben zu kommentieren, das ist ungefähr so wie in Indien eine Kuh zu schlachten. Dabei geht es gar nicht darum, den Menschen ein paar unterhaltsame Stunden vermiesen zu wollen. Was ist das für eine monatelange Mühe, bis für die eigene Prunksitzung und hoffentlich zahlreiche Gastauftritte die Nummern einstudiert sind und sitzen? Und wie viele Treffen hat es gegeben, bis der Faschingswagen abfahrtbereit ist? Es ist ein langer Prozess von der Idee bis zum letzten Hammerschlag.
Künftig wäre es wünschenswert, vor allem der Ideenfindung ein wenig mehr Raum zu geben. Die meisten Mottowagen gestern als Teil des Offinger Gaudiwurms waren nett anzuschauen; aber nicht selten war ihr Thema langweilig.
Offenbar taugen mittlerweile Vorlagen aus Filmen und Serien (Game of Thrones, Fluch der Karibik) besonders gut zur Blaupause – und davon haben abgegriffene Zeichentrick-Streifen des Disneykonzerns wie Mulan oder Pocahontas eine besonders lange Halbwertszeit. Das wird dann alles von Hexen, Indianern, Rittern und Cowboys begleitet. Wo bleiben politische oder gar lokalpolitische Themen? So ein Umzug ist auch die Chance, kreativ etwas aus seinem Lebensumfeld aufs Korn zu nehmen. Die meisten der Umzüge in der Region sind aber bald so austauschbar wie die Einkaufsstraßen von Großstädten.