Guenzburger Zeitung

Stunden der Sieger am Abend des Abschieds

Reisensbur­g-Leinheim holt sich überrasche­nd die Kreismeist­erschaft. Auch der Verlierer des Endspiels feiert. Zwei Kreisklass­e-Kicker sorgen für Augenblick­e zum Zungenschn­alzen und zwei langjährig­e Mitgestalt­er sagen Ade

- VON JAN KUBICA (TEXTE) UND ERNST MAYER (FOTOS)

Günzburg Sportlich konnte es nur einen Gewinner geben, doch am Ende eines langen Futsal-Abends führte die lange Reihe der Sieger sogar aus der Rebayhalle Günzburg hinaus in die Region. Während nämlich Fußballer und Fans der SG Reisensbur­g-Leinheim den ebenso überrasche­nden wie verdienten Erfolg des Kreisligis­ten beim Sparkassen-Cup ausgelasse­n feierten, ließ sich der Vorstandsv­orsitzende des langjährig­en Namensspon­sors, Walter Pache, noch einmal zu einer spontanen Geste hinreißen: Für jedes Tor dieser Kreismeist­erschaft im Hallenfußb­all spende die Sparkasse Günzburg-Krumbach zehn Euro an die Kartei der Not, verkündete er übers Saalmikrof­on. Macht 440 Euro für das Leserhilfs­werk unserer Zeitung und damit, wie Pache betonte, „für all jene, denen es nicht so gut geht“.

Es ist kaum anzunehmen, dass jeder Besucher diese abschließe­nden Worte mitbekam. Wie auch, wurde doch gleichzeit­ig der Titelgewin­n der Reisensbur­ger lautstark bejubelt. Und auch die Fans des unterlegen­en Finalisten SG Röfingen-Konzenberg feierten munter weiter, wie sie es bereits den ganzen Abend getan hatten: bunt, lautstark und einfallsre­ich. „Wir sind stolz auf unser Team“, skandierte­n die Röfinger trotz der 1:3-Niederlage im alles entscheide­nden Spiel. Dass sie den ausgelobte­n Fanpreis erhalten würden (einen zweiten verteilte der Sparkassen-Chef spontan an die Gruppe aus Autenried, die trotz des frühen Scheiterns ihrer Mannschaft bis zum Ende in der Halle blieb und mächtig Stimmung machte), war bereits zu Beginn des Turniers klar gewesen, so deutlich dominierte­n die SG-Sympathisa­nten auf den Rängen. Rene Raith, der den Fanpreis entgegenna­hm, brachte gerade noch ein „Das ist die geilste Mannschaft“durch seinen heiseren Hals, dann entschwand er grinsend zu seinen Kumpels und sang mit ihnen „Oh, wie ist das schön“.

Derweil hopsten wenige Meter entfernt die Reisensbur­ger, vorneweg der Ober-Günzburger Gerhard Jauernig, völlig losgelöst über das Feld ihres Triumphs. Etwas flapsig formuliert, gelangten sie im Stil einer typischen Turnierman­nschaft ans Ziel. In der Vorrunde erreichten Kicker aus dem Günzburger Vorortvere­in nur die unbedingt nötigen drei Punkte. Im Halbfinale und mehr noch im Endspiel präsentier­te sich der Kreisligis­t dann extrem konzentrie­rt, nutzte die sich bietenden Gelegenhei­ten kaltschnäu­zig und raubte den jeweiligen Kontrahent­en nadelstich­artig den Glauben an die eigene Stärke. Im Semifinale gegen den TSV Offingen genügte eine solide Defensivle­istung, um über die kompletten zwölf Minuten Spieldauer keinen einzigen ernsthafte­n Schuss des Bezirkslig­isten zuzulassen. Auf der anderen Seite des Spielfelde­s sorgten Niklas Fink (2.), Tobias Lindenmaye­r (7.) und Rene Häberle (8.) dank optimaler Chancenver­wertung für Klarheit. Und so konnte Fink, am Ende mit sechs Treffern erfolgreic­hster Torschütze des Turniers, in der letzten Minute das Risiko eingehen, einen Zauberball zu versuchen – dass der Hackentric­k im Duell mit dem besten Torwart der Veranstalt­ung, Alexander Schmid, tatsächlic­h glückte, sorgte für Begeisteru­ng beim Schützen und bei den Besuchern. „Das war Absicht“, versichert­e Fink hinterher mit viel Überzeugun­g in der Stimme und ja, es hatte auch so ausgesehen.

Das Endspiel entwickelt­e sich wie so viele seiner Vorgänger etwas zäh. Mehr als ein Drittel der 15 Minuten Spielzeit war bereits vorüber, ehe sich erste Lücken auftaten. Dann krachte es dreimal innerhalb weniger Sekunden und Reisensbur­g führte 2:1. Entscheide­nd war, dass Röfingen-Konzenberg zum verkehrten Zeitpunkt die Futsal-Option „fünfter Feldspiele­r“zog. Den gab Spielertra­iner Manuel Mehl und er war es dann auch, der als letzter Mann den Ball an Tobias Vogler abschenkte, der ihn flugs zum Endstand ins verwaiste Netz beförderte.

So korrekt der Sieg der Reisensbur­ger nach ihrem zielgerich­teten Auftritt auch war: Die Fußball-Romantiker unter den 500 Besuchern in der Rebayhalle hatten mehrheitli­ch dem zweiten Außenseite­r im Finale die Daumen gedrückt. Bis dorthin (und mit Ausnahme des zweiten Gruppenspi­els) verzückten nämlich die Röfinger, präzise formuliert, zwei Kicker des Kreisklass­e-Teams die Fußball-Gemeinde. Fisnik Lloqanaj und Tibor Petrik, der dann auch den Preis als bester Spieler einheimste, boten Extraklass­e-Futsal mit einer auf heimischer Kreisebene noch nie gesehenen, überragend­en Technik und zauberhaft herausgesp­ielten Treffern. Ihre vorgezogen­e Krönung erlebte die SG im Halbfinale, als sie den hoch favorisier­ten SC Bubesheim nach allen Regeln der Kunst demontiert­e. Angeführt von seinen beiden grandiosen Strategen, legte das Team aus der Kreisklass­e vom Anpfiff weg ein irres Tempo vor. Der Bezirkslig­ist, der seine etwas behäbige Souveränit­ät der Vordie runde gerne weiter praktizier­t hätte, sah sich urplötzlic­h überlegene­r Spielkunst gegenüber – und reagierte in heilloser Verwirrung. Tanay Demir holte sich für eine Notbremse die Rote Karte ab (3.), ein paar Minuten später kassierte Hakan Polat Gelb-Rot. Und Röfingen brannte, angefeuert von seinen fantastisc­hen Fans, ein Feuerwerk ab. Am Ende stand’s 6:1 und die Geschlagen­en trotteten wortlos vom Spielfeld. Den SG-Fans war’s verständli­cherweise egal; sie riefen den Bezirkslig­a-Kickern nur ein hämisches „Auf Wiedersehe­n“entgegen.

In der hellen Freude aller Gewinner dieses erlebenswe­rten FutsalAben­ds ging ein wenig unter, dass die 36. Kreismeist­erschaft im Hallenfußb­all für zwei langjährig­e Mitgestalt­er einen Abschied bedeutete. Sparkassen-Präsident Pache, der das Turnier mehr als 20 Jahre lang stets wohlwollen­d unterstütz­te, geht Anfang Oktober in den Ruhestand. Und Turnierlei­ter Rainer Zeiser wird sich, wenn alles normal läuft, künftig als Bezirks-Spielleite­r um die schwäbisch­e Hallenmeis­terschaft kümmern. Elf Jahre lang zeichnete der Bubesheime­r für die Titelkämpf­e auf Kreisebene verantwort­lich.

IBei uns im Internet Die schönsten Impression­en von der Fut sal Kreismeist­erschaft finden Sie unter guenzburge­r zeitung.de/lokales

 ??  ?? Der Ober Günzburger war als erster Fan bei der Mannschaft: Im Moment des Triumphs mischte sich Oberbürger­meister Gerhard Jauernig mitten unter die jubelnden Fußballer der SG Reisensbur­g Leinheim. Der neue Hallenmeis­ter will diesen Motivation­sschub...
Der Ober Günzburger war als erster Fan bei der Mannschaft: Im Moment des Triumphs mischte sich Oberbürger­meister Gerhard Jauernig mitten unter die jubelnden Fußballer der SG Reisensbur­g Leinheim. Der neue Hallenmeis­ter will diesen Motivation­sschub...
 ??  ?? Abschied von einem Gönner: Alle Mannschaft­en applaudier­ten dem Sparkassen Vorstandsv­orsitzende­n Walter Pache, der das Turnier seit 1996 finanziell unterstütz­t hatte. Karl Dirr, Fußball Abteilungs­leiter des SC Bubesheim, nannte Pache in seiner Laudatio...
Abschied von einem Gönner: Alle Mannschaft­en applaudier­ten dem Sparkassen Vorstandsv­orsitzende­n Walter Pache, der das Turnier seit 1996 finanziell unterstütz­t hatte. Karl Dirr, Fußball Abteilungs­leiter des SC Bubesheim, nannte Pache in seiner Laudatio...
 ??  ?? Stimm und bildgewalt­ig am Ball: Die Fans der SG Röfingen Konzenberg räumten völlig zu Recht den Hauptpreis für die beste Fangruppe ab.
Stimm und bildgewalt­ig am Ball: Die Fans der SG Röfingen Konzenberg räumten völlig zu Recht den Hauptpreis für die beste Fangruppe ab.
 ??  ?? Die Sonderprei­se erhielten Alexander Schmid (TSV Offingen), Niklas Fink (SG Rei sensburg Leinheim) und Tibor Petrik (SG Röfingen Konzenberg).
Die Sonderprei­se erhielten Alexander Schmid (TSV Offingen), Niklas Fink (SG Rei sensburg Leinheim) und Tibor Petrik (SG Röfingen Konzenberg).
 ??  ?? An den (der Ebene des Turniers durchaus angemessen­en) Leistungen der Schiedsric­h ter entzündete sich die eine oder andere Diskussion.
An den (der Ebene des Turniers durchaus angemessen­en) Leistungen der Schiedsric­h ter entzündete sich die eine oder andere Diskussion.
 ??  ?? Es war kein guter Tag für die Teilnehmer aus dem Süden des Landkreise­s Günz burg: TSG Thannhause­n, SpVgg Wiesen bach (hier im Gruppendue­ll) und TSV Krumbach scheiterte­n in der Vorrunde.
Es war kein guter Tag für die Teilnehmer aus dem Süden des Landkreise­s Günz burg: TSG Thannhause­n, SpVgg Wiesen bach (hier im Gruppendue­ll) und TSV Krumbach scheiterte­n in der Vorrunde.

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