Stunden der Sieger am Abend des Abschieds
Reisensburg-Leinheim holt sich überraschend die Kreismeisterschaft. Auch der Verlierer des Endspiels feiert. Zwei Kreisklasse-Kicker sorgen für Augenblicke zum Zungenschnalzen und zwei langjährige Mitgestalter sagen Ade
Günzburg Sportlich konnte es nur einen Gewinner geben, doch am Ende eines langen Futsal-Abends führte die lange Reihe der Sieger sogar aus der Rebayhalle Günzburg hinaus in die Region. Während nämlich Fußballer und Fans der SG Reisensburg-Leinheim den ebenso überraschenden wie verdienten Erfolg des Kreisligisten beim Sparkassen-Cup ausgelassen feierten, ließ sich der Vorstandsvorsitzende des langjährigen Namenssponsors, Walter Pache, noch einmal zu einer spontanen Geste hinreißen: Für jedes Tor dieser Kreismeisterschaft im Hallenfußball spende die Sparkasse Günzburg-Krumbach zehn Euro an die Kartei der Not, verkündete er übers Saalmikrofon. Macht 440 Euro für das Leserhilfswerk unserer Zeitung und damit, wie Pache betonte, „für all jene, denen es nicht so gut geht“.
Es ist kaum anzunehmen, dass jeder Besucher diese abschließenden Worte mitbekam. Wie auch, wurde doch gleichzeitig der Titelgewinn der Reisensburger lautstark bejubelt. Und auch die Fans des unterlegenen Finalisten SG Röfingen-Konzenberg feierten munter weiter, wie sie es bereits den ganzen Abend getan hatten: bunt, lautstark und einfallsreich. „Wir sind stolz auf unser Team“, skandierten die Röfinger trotz der 1:3-Niederlage im alles entscheidenden Spiel. Dass sie den ausgelobten Fanpreis erhalten würden (einen zweiten verteilte der Sparkassen-Chef spontan an die Gruppe aus Autenried, die trotz des frühen Scheiterns ihrer Mannschaft bis zum Ende in der Halle blieb und mächtig Stimmung machte), war bereits zu Beginn des Turniers klar gewesen, so deutlich dominierten die SG-Sympathisanten auf den Rängen. Rene Raith, der den Fanpreis entgegennahm, brachte gerade noch ein „Das ist die geilste Mannschaft“durch seinen heiseren Hals, dann entschwand er grinsend zu seinen Kumpels und sang mit ihnen „Oh, wie ist das schön“.
Derweil hopsten wenige Meter entfernt die Reisensburger, vorneweg der Ober-Günzburger Gerhard Jauernig, völlig losgelöst über das Feld ihres Triumphs. Etwas flapsig formuliert, gelangten sie im Stil einer typischen Turniermannschaft ans Ziel. In der Vorrunde erreichten Kicker aus dem Günzburger Vorortverein nur die unbedingt nötigen drei Punkte. Im Halbfinale und mehr noch im Endspiel präsentierte sich der Kreisligist dann extrem konzentriert, nutzte die sich bietenden Gelegenheiten kaltschnäuzig und raubte den jeweiligen Kontrahenten nadelstichartig den Glauben an die eigene Stärke. Im Semifinale gegen den TSV Offingen genügte eine solide Defensivleistung, um über die kompletten zwölf Minuten Spieldauer keinen einzigen ernsthaften Schuss des Bezirksligisten zuzulassen. Auf der anderen Seite des Spielfeldes sorgten Niklas Fink (2.), Tobias Lindenmayer (7.) und Rene Häberle (8.) dank optimaler Chancenverwertung für Klarheit. Und so konnte Fink, am Ende mit sechs Treffern erfolgreichster Torschütze des Turniers, in der letzten Minute das Risiko eingehen, einen Zauberball zu versuchen – dass der Hackentrick im Duell mit dem besten Torwart der Veranstaltung, Alexander Schmid, tatsächlich glückte, sorgte für Begeisterung beim Schützen und bei den Besuchern. „Das war Absicht“, versicherte Fink hinterher mit viel Überzeugung in der Stimme und ja, es hatte auch so ausgesehen.
Das Endspiel entwickelte sich wie so viele seiner Vorgänger etwas zäh. Mehr als ein Drittel der 15 Minuten Spielzeit war bereits vorüber, ehe sich erste Lücken auftaten. Dann krachte es dreimal innerhalb weniger Sekunden und Reisensburg führte 2:1. Entscheidend war, dass Röfingen-Konzenberg zum verkehrten Zeitpunkt die Futsal-Option „fünfter Feldspieler“zog. Den gab Spielertrainer Manuel Mehl und er war es dann auch, der als letzter Mann den Ball an Tobias Vogler abschenkte, der ihn flugs zum Endstand ins verwaiste Netz beförderte.
So korrekt der Sieg der Reisensburger nach ihrem zielgerichteten Auftritt auch war: Die Fußball-Romantiker unter den 500 Besuchern in der Rebayhalle hatten mehrheitlich dem zweiten Außenseiter im Finale die Daumen gedrückt. Bis dorthin (und mit Ausnahme des zweiten Gruppenspiels) verzückten nämlich die Röfinger, präzise formuliert, zwei Kicker des Kreisklasse-Teams die Fußball-Gemeinde. Fisnik Lloqanaj und Tibor Petrik, der dann auch den Preis als bester Spieler einheimste, boten Extraklasse-Futsal mit einer auf heimischer Kreisebene noch nie gesehenen, überragenden Technik und zauberhaft herausgespielten Treffern. Ihre vorgezogene Krönung erlebte die SG im Halbfinale, als sie den hoch favorisierten SC Bubesheim nach allen Regeln der Kunst demontierte. Angeführt von seinen beiden grandiosen Strategen, legte das Team aus der Kreisklasse vom Anpfiff weg ein irres Tempo vor. Der Bezirksligist, der seine etwas behäbige Souveränität der Vordie runde gerne weiter praktiziert hätte, sah sich urplötzlich überlegener Spielkunst gegenüber – und reagierte in heilloser Verwirrung. Tanay Demir holte sich für eine Notbremse die Rote Karte ab (3.), ein paar Minuten später kassierte Hakan Polat Gelb-Rot. Und Röfingen brannte, angefeuert von seinen fantastischen Fans, ein Feuerwerk ab. Am Ende stand’s 6:1 und die Geschlagenen trotteten wortlos vom Spielfeld. Den SG-Fans war’s verständlicherweise egal; sie riefen den Bezirksliga-Kickern nur ein hämisches „Auf Wiedersehen“entgegen.
In der hellen Freude aller Gewinner dieses erlebenswerten FutsalAbends ging ein wenig unter, dass die 36. Kreismeisterschaft im Hallenfußball für zwei langjährige Mitgestalter einen Abschied bedeutete. Sparkassen-Präsident Pache, der das Turnier mehr als 20 Jahre lang stets wohlwollend unterstützte, geht Anfang Oktober in den Ruhestand. Und Turnierleiter Rainer Zeiser wird sich, wenn alles normal läuft, künftig als Bezirks-Spielleiter um die schwäbische Hallenmeisterschaft kümmern. Elf Jahre lang zeichnete der Bubesheimer für die Titelkämpfe auf Kreisebene verantwortlich.
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