Was Unternehmen für Familien tun
Was Firmen aus dem Landkreis Günzburg für ihre Mitarbeiter und deren Angehörige tun
21 Firmen im Landkreis sind für ihre Familienfreundlichkeit ausgezeichnet worden. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ideen.
Günzburg So war das nicht geplant: Während seine Mama Dörte Trauzeddel im Festsaal des Bezirkskrankenhauses Günzburg auf der Bühne steht, macht sich im Hintergrund der kleine Theo lautstark bemerkbar. Doch auch wenn Theos Beitrag zum Auftritt der „Flotten Lotte“, des Improvisationsprogramms vom Neuen Theater Burgau, eigentlich nicht so vorgesehen war, bewies der kleine Mann ein großes Gespür für das Thema des Abends: Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollte es gehen, und um Firmen aus dem Landkreis, die sich Familienfreundlichkeit nicht nur auf die Fahnen geschrieben haben, sondern tatsächlich und täglich praktizieren.
Die Familien- und Kinderregion im Landkreis Günzburg ist gerade volljährig geworden – 18 Jahre ist es her, erinnerte Landrat Hubert Hafner die Gäste an die damalige Entscheidung. Diese sei mit Sicherheit aufgrund der Ansiedelung von Legoland, aber eben auch mit ein wenig Weitsicht gefallen. „Damals war noch keine Rede von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder vom Fachkräftemangel“, sagte der Landrat. Der Fokus habe zunächst beim Thema Tourismus gelegen und der neuen Zielgruppe, die der Freizeitpark mit sich brachte. Mittlerweile sind für die Regionalmarketing GbR des Landkreises die heimischen Familien ebenso stark ins Blickfeld gerückt. Bereits zum vierten Mal fand deshalb der Wettbewerb „Beruf und Familie“statt. 21 Unternehmen aus dem Landkreis waren diesmal dabei, vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum international tätigen Hersteller. Hafner lobte den Einsatz der Firmen, die „sich die Mühe gemacht haben, in diesem Bereich tätig zu werden, und sich getraut haben, sich für den Wettbewerb zu bewerben.“
Unter den 21 Preisträgern stachen vier ganz besonders heraus: Sie erhielten einen Sonderpreis in Form von kurzen Werbefilmen über ihre familienfreundlichen Aktivitäten, welche im Februar und März in der Sendung „Tipps & Trends“im Regionalfernsehen a.tv präsentiert werden. Der kleinste ausgezeichnete Betrieb sind Martinas Meyer & Marks Friseure in Krumbach. Chefin Martina Unglert hatte in den vergangenen elf Jahren elfmal Mitarbeiterinnen, die in Mutterschutz gingen, einmal waren es sogar drei gleichzeitig, verriet Laudatorin Ulrike Ufken von der Kreishandwerkerschaft. Mit Zuschüssen für die Kinderbetreuung, der Möglichkeit, die Kleinen auch mal mit in den Salon zu nehmen, sowie gemeinsamen Ausflügen und Weiterbildung hatte die Friseurmeisterin nicht nur beim Wettbewerb hervorragend abgeschnitten. Der siebenjährige Nick befindet im Video jedenfalls: „Ich finde es gut, wenn Mama solche tollen Arbeitsstunden hat.“
Die Notlage einer Mitarbeiterin hat bei den Fleischwerken E. Zimmermann in Thannhausen zu einem wichtigen Baustein im familienfreundlichen Unternehmen geführt: Die Kollegin fand keinen freien Kita-Platz, als sie wieder in die Arbeit zurückkehren wollte. Seitdem gibt es in Thannhausen ein Eltern-Kind-Büro, in dem neben Computer und Telefon auch Spielsachen und Wickelplatz zu finden sind. „Mitarbeiterinteressen sind Ihnen nicht Wurst“, so Laudator Richard Paul (Arbeitsagentur). Der ehemals königlich-bayerische Hoflieferant falle durch seine lösungsorientierte Kompromissbereitschaft auf, so Paul, bevor er Geschäftsführer Julian Hertzig den Preis überreichte.
Preise und Nominierungen haben die Reflexa-Werke Albrecht aus Rettenbach schon erhalten – nun überreichte IHK–Regionalgeschäftsführer Oliver Stipar an Miriam Albrecht auch die Auszeichnung „Beruf und Familie 2018-2020“. Das Unternehmen schaffe unter anderem die Möglichkeit flexibler Arbeitszeiten, wenn dies für die Pflege von Angehörigen erforderlich ist – bis hin zu den Azubis, die eine Ausbildung in Teilzeit machen können.
Mit finanzieller Unterstützung für die Kinderbetreuung in der Krippe und bei Tagesmüttern hat es bei der Sparkasse GünzburgKrumbach angefangen – mittlerweile gibt es für die Mitarbeiter eine große Bandbreite an familienfreundlichen Angeboten. Und die wurden nicht zum ersten Mal mit dem Preis „Beruf und Familie“bedacht. „Was in einer funktionierenden Familie selbstverständlich ist, nämlich füreinander Verantwortung zu übernehmen, wird auch hier praktiziert“, so Meinrad Gackowski. Der Familienbeauftragte des Landkreises überreichte die Auszeichnung an Fritz Zeller, den Leiter des Personalmanagements.
Flexible Arbeitszeiten, KinderZahlreiche betreuung in den Ferien, Vertrauensarbeitszeit oder Hilfe bei der Wohnungs- und Kitasuche: Die Ideen der 21 Firmen, die an diesem Abend für ihre Familienfreundlichkeit ausgezeichnet wurden, sind ebenso vielfältig wie die Branchen, in denen sie tätig sind. Ebenfalls ausgezeichnet wurden Best Hotel Mindeltal (Scheppach), Bendl Bauunternehmen (Günzburg), Dominikus-Ringeisen-Werk (Ursberg), Erdgas Schwaben (Günzburg), Evoqua Water Technologies (Günzburg), Günzburger Steigtechnik Munk, Hans Lingl Anlagenbau und Verfahrenstechnik (Krumbach), Kenter Bodenreinigungsmaschinen (Leipheim), KLB Kötztal Lacke und Beschichtungen (Ichenhausen), Kling Consult (Krumbach), Kreativagentur Thomas (Leipheim), Landratsamt Günzburg, Ludo Fact (Jettingen-Scheppach), m&i-Fachklinik (Ichenhausen), VR-Bank Donau-Mindel (Günzburg), Wanzl Metallwarenfabrik (Leipheim) und XCYDE (Leipheim).
Und der kleine Theo? Der stellte seinen lautstarken Auftritt genau dann ein, als auch seine Mutter sich vom Publikum verabschiedet hatte. Selbstverständlich hatte nämlich auch das Neue Theater Burgau ganz familienfreundlich eine Kinderbetreuung während der Arbeitszeit für ihn organisiert.