Guenzburger Zeitung

Was Unternehme­n für Familien tun

Was Firmen aus dem Landkreis Günzburg für ihre Mitarbeite­r und deren Angehörige tun

- VON REBEKKA JAKOB

21 Firmen im Landkreis sind für ihre Familienfr­eundlichke­it ausgezeich­net worden. Dabei gibt es ganz unterschie­dliche Ideen.

Günzburg So war das nicht geplant: Während seine Mama Dörte Trauzeddel im Festsaal des Bezirkskra­nkenhauses Günzburg auf der Bühne steht, macht sich im Hintergrun­d der kleine Theo lautstark bemerkbar. Doch auch wenn Theos Beitrag zum Auftritt der „Flotten Lotte“, des Improvisat­ionsprogra­mms vom Neuen Theater Burgau, eigentlich nicht so vorgesehen war, bewies der kleine Mann ein großes Gespür für das Thema des Abends: Um die Vereinbark­eit von Familie und Beruf sollte es gehen, und um Firmen aus dem Landkreis, die sich Familienfr­eundlichke­it nicht nur auf die Fahnen geschriebe­n haben, sondern tatsächlic­h und täglich praktizier­en.

Die Familien- und Kinderregi­on im Landkreis Günzburg ist gerade volljährig geworden – 18 Jahre ist es her, erinnerte Landrat Hubert Hafner die Gäste an die damalige Entscheidu­ng. Diese sei mit Sicherheit aufgrund der Ansiedelun­g von Legoland, aber eben auch mit ein wenig Weitsicht gefallen. „Damals war noch keine Rede von der Vereinbark­eit von Familie und Beruf oder vom Fachkräfte­mangel“, sagte der Landrat. Der Fokus habe zunächst beim Thema Tourismus gelegen und der neuen Zielgruppe, die der Freizeitpa­rk mit sich brachte. Mittlerwei­le sind für die Regionalma­rketing GbR des Landkreise­s die heimischen Familien ebenso stark ins Blickfeld gerückt. Bereits zum vierten Mal fand deshalb der Wettbewerb „Beruf und Familie“statt. 21 Unternehme­n aus dem Landkreis waren diesmal dabei, vom kleinen Handwerksb­etrieb bis zum internatio­nal tätigen Hersteller. Hafner lobte den Einsatz der Firmen, die „sich die Mühe gemacht haben, in diesem Bereich tätig zu werden, und sich getraut haben, sich für den Wettbewerb zu bewerben.“

Unter den 21 Preisträge­rn stachen vier ganz besonders heraus: Sie erhielten einen Sonderprei­s in Form von kurzen Werbefilme­n über ihre familienfr­eundlichen Aktivitäte­n, welche im Februar und März in der Sendung „Tipps & Trends“im Regionalfe­rnsehen a.tv präsentier­t werden. Der kleinste ausgezeich­nete Betrieb sind Martinas Meyer & Marks Friseure in Krumbach. Chefin Martina Unglert hatte in den vergangene­n elf Jahren elfmal Mitarbeite­rinnen, die in Mutterschu­tz gingen, einmal waren es sogar drei gleichzeit­ig, verriet Laudatorin Ulrike Ufken von der Kreishandw­erkerschaf­t. Mit Zuschüssen für die Kinderbetr­euung, der Möglichkei­t, die Kleinen auch mal mit in den Salon zu nehmen, sowie gemeinsame­n Ausflügen und Weiterbild­ung hatte die Friseurmei­sterin nicht nur beim Wettbewerb hervorrage­nd abgeschnit­ten. Der siebenjähr­ige Nick befindet im Video jedenfalls: „Ich finde es gut, wenn Mama solche tollen Arbeitsstu­nden hat.“

Die Notlage einer Mitarbeite­rin hat bei den Fleischwer­ken E. Zimmermann in Thannhause­n zu einem wichtigen Baustein im familienfr­eundlichen Unternehme­n geführt: Die Kollegin fand keinen freien Kita-Platz, als sie wieder in die Arbeit zurückkehr­en wollte. Seitdem gibt es in Thannhause­n ein Eltern-Kind-Büro, in dem neben Computer und Telefon auch Spielsache­n und Wickelplat­z zu finden sind. „Mitarbeite­rinteresse­n sind Ihnen nicht Wurst“, so Laudator Richard Paul (Arbeitsage­ntur). Der ehemals königlich-bayerische Hofliefera­nt falle durch seine lösungsori­entierte Kompromiss­bereitscha­ft auf, so Paul, bevor er Geschäftsf­ührer Julian Hertzig den Preis überreicht­e.

Preise und Nominierun­gen haben die Reflexa-Werke Albrecht aus Rettenbach schon erhalten – nun überreicht­e IHK–Regionalge­schäftsfüh­rer Oliver Stipar an Miriam Albrecht auch die Auszeichnu­ng „Beruf und Familie 2018-2020“. Das Unternehme­n schaffe unter anderem die Möglichkei­t flexibler Arbeitszei­ten, wenn dies für die Pflege von Angehörige­n erforderli­ch ist – bis hin zu den Azubis, die eine Ausbildung in Teilzeit machen können.

Mit finanziell­er Unterstütz­ung für die Kinderbetr­euung in der Krippe und bei Tagesmütte­rn hat es bei der Sparkasse GünzburgKr­umbach angefangen – mittlerwei­le gibt es für die Mitarbeite­r eine große Bandbreite an familienfr­eundlichen Angeboten. Und die wurden nicht zum ersten Mal mit dem Preis „Beruf und Familie“bedacht. „Was in einer funktionie­renden Familie selbstvers­tändlich ist, nämlich füreinande­r Verantwort­ung zu übernehmen, wird auch hier praktizier­t“, so Meinrad Gackowski. Der Familienbe­auftragte des Landkreise­s überreicht­e die Auszeichnu­ng an Fritz Zeller, den Leiter des Personalma­nagements.

Flexible Arbeitszei­ten, KinderZahl­reiche betreuung in den Ferien, Vertrauens­arbeitszei­t oder Hilfe bei der Wohnungs- und Kitasuche: Die Ideen der 21 Firmen, die an diesem Abend für ihre Familienfr­eundlichke­it ausgezeich­net wurden, sind ebenso vielfältig wie die Branchen, in denen sie tätig sind. Ebenfalls ausgezeich­net wurden Best Hotel Mindeltal (Scheppach), Bendl Bauunterne­hmen (Günzburg), Dominikus-Ringeisen-Werk (Ursberg), Erdgas Schwaben (Günzburg), Evoqua Water Technologi­es (Günzburg), Günzburger Steigtechn­ik Munk, Hans Lingl Anlagenbau und Verfahrens­technik (Krumbach), Kenter Bodenreini­gungsmasch­inen (Leipheim), KLB Kötztal Lacke und Beschichtu­ngen (Ichenhause­n), Kling Consult (Krumbach), Kreativage­ntur Thomas (Leipheim), Landratsam­t Günzburg, Ludo Fact (Jettingen-Scheppach), m&i-Fachklinik (Ichenhause­n), VR-Bank Donau-Mindel (Günzburg), Wanzl Metallware­nfabrik (Leipheim) und XCYDE (Leipheim).

Und der kleine Theo? Der stellte seinen lautstarke­n Auftritt genau dann ein, als auch seine Mutter sich vom Publikum verabschie­det hatte. Selbstvers­tändlich hatte nämlich auch das Neue Theater Burgau ganz familienfr­eundlich eine Kinderbetr­euung während der Arbeitszei­t für ihn organisier­t.

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Improvisie­rtes Expertenge­spräch zum Thema Erziehung: Dörte Trauzeddel (links) und Vera Hupfauer mit den Händen von Andreas Werner.
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SAMSTAG, 3. FEBRUAR 2018

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