Nordkorea zu den Paralympics eingeladen
Sein Eisschnelllauf-Kollege Moritz Geisreiter überkommt beim Gedanken an die Manipulationen der Gastgeber in Sotschi nicht nur immer noch ein „eigenartiges Gefühl“.Vielmehr bekennt der Inzeller genervt: „Das Ganze widert mich an, da ist so viel Politik im Spiel.“
Für Langläufer Lucas Bögl wäre ein Komplett-Ausschluss Russlands „an sich die nachvollziehbare Konsequenz“gewesen. „Wie es gemacht wurde, hat es fast keinen Einfluss auf die meisten Athleten, von daher ist es mehr Augenwischerei“, meinte er. Die Hoffnung, dass es fair laufen möge in den Loipen von Alpensia und anderswo, hat seine Disziplin-Gefährtin Sandra Ringwald. „Das ist mein Anspruch an alle Athleten. Ich hoffe, dass es auch so kommt“, betonte sie. Frustrierend ist für viele Sportler, dass unabhängig von der CAS-Entscheidung vom Internationalen Olympischen Komitee viele Russen lebenslang zwar für Olympia gesperrt wurden, aber weiter bei EM und Weltcups starten durften und weiter dürfen. „Wer etwas bewusst genommen hat, gehört lebenslang gesperrt“, sagte Eisschnellläufer Patrick Beckert. Schon vor dem CAS-Spruch hatte er die Teilnahme der Konkurrenten aus Russland an Wettkämpfen außerhalb der olympischen Arenen als „falsches Signal“kritisiert.
Für akzeptabel hält Langläufer Thomas Bing jedoch, dass das IOC nach individueller Prüfung 169 Athleten für die Spiele zugelassen hat: „Ich finde schwierig, wenn etwas staatlich gemacht wird, dies zu pauschalisieren.“Auch Max Hartung, Athletensprecher des Deutschen Olympischen Sportbunds, kann mit der IOC-Entscheidung leben, saubere Russen – ohne Hymne und Flagge – nach der Prüfung durch eine unabhängige Kommission zu den Winterspielen zuzulassen. „Sie war gründlicher und fundierter als vor Rio 2016“, meinte der Weltklassefechter. „Ich hatte den Eindruck, dass das Verfahren besser war, als es vor den Sommerspielen der Fall war“, meinte er. „Außerdem sind viele Athleten aus Russland dabei, die in Sotschi nicht am Start waren. Deshalb finde ich es nicht problematisch.“Ob nun eine größere Chancengleichheit gegeben sein wird? „Die Form des Betruges wie in Sotschi wird es nicht geben. Es wird fairer als vor vier Jahren zugehen, obwohl das kein hoher Maßstab ist“sagte Hartung. Eine klare Position hat Felix Loch. „Wer überführt wird, der gehört gesperrt, der gehört da raus, der hat nichts zu suchen im Sport“, betonte der Rennrodler. Völlig ausblenden will Aljona Savchenko das Thema. „Es sind ja nicht nur Russen da“, sagte die Eiskunstläuferin. Nach der Einigung auf die Teilnahme bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang steht für Nordkorea auch die Tür für die darauffolgenden Paralympischen Winterspiele offiziell offen. Das Nationale Komitee Nordkoreas sei für die Spiele im März eingeladen worden, teilte das Internationale Paralympische Komitee (IPC) mit. Dem Land wurden demnach Startplätze für zwei nordische Skisportler angeboten. Die Startplätze sollen an Kim Jong Hyon und Ma Yu Chol vergeben werden, die beim Para-Weltcup für Langläufer und Biathleten in Oberried im Januar ihr internationales Debüt gegeben hatten, hieß es. Es wäre das erste Mal, dass Nordkorea bei Paralympics mitmachen würde.