Wiedersehen macht Freude
Die evangelischen Pfarrgemeinden wollen Menschen, die lange nicht mehr da waren, zum Gottesdienst einladen
Günzburg Bei diesem Thema sind evangelische wie katholische Pfarrgemeinden in der Region nahe beieinander: Die Kirchenbänke werden am Sonntag immer leerer, die Zahl der Gottesdienstbesucher beider christlichen Konfessionen immer geringer. Ganz zu schweigen von denjenigen, die neben dem Kirchenbesuch auch noch Verantwortung als Laien in der Kirche übernehmen. Mit einer besonderen Aktion wollen die evangelischen Pfarrgemeinden in diesem Jahr vor allem diejenigen für einen Gottesdienstbesuch gewinnen, die schon einmal da waren, aber eben schon lange nicht mehr: „Back to church“heißt das Projekt, an dem sich die Pfarrgemeinden Burgau, Burtenbach, Günzburg, Ichenhausen und Jettingen-Scheppach beteiligen. Einige Kirchengemeinden im Dekanat Neu-Ulm hatten die Aktion, die in der Anglikanischen Kirche entwickelt wurde und großen Erfolg hatte, bereits im vergangenen Jahr ausprobiert.
Pfarrer Friedrich Martin, der als stellvertretender Dekan die Geschäfte des Dekanats bis zum Amtsantritt von Jürgen Pommer führt, erklärt, was es damit auf sich hat: „Wir stellen unseren Gemeindemitgliedern Postkarten zur Verfügung mit dem Motto ’Back to church’ und den Terminen der Gottesdienste. Diese sollen gezielt andere ansprechen, die schon länger nicht mehr in der Kirche waren oder vielleicht auch noch gar nicht.“
Die Gläubigen laden damit Menschen zum Gottesdienst ein, der in den beteiligten Pfarrgemeinden am Sonntag, 29. April, stattfindet. „Bei uns in Günzburg haben wir unseren Organisten Erich Broy dazu gewonnen, den Gottesdienst mit besonderer Musik zu gestalten“, verrät Pfarrer Martin. „Singet dem Herrn ein neues Lied“ist die Feier in der evangelischen Kirche Günzburg überschrieben. In Burgau findet zeitgleich der Gottesdienst unter dem Titel „Ein Lied auf den Lippen“statt. „Musik macht den Menschen einfach ein Stück glücklicher“, ist der Pfarrer überzeugt. Eine Mischung aus klassischer und moderner Kirchenmusik erwartet die Gottesdienstbesucher.
Auch in den Kirchen in Burtenbach, Ichenhausen und JettingenScheppach wird dieser Sonntagsgottesdienst besonders sein. Schließlich möchten die Kirchengemeinden damit die Rückkehrer dazu animieren, nicht nur dieses eine Mal, sondern wieder öfter zur Kirche zu gehen. Man müsse nicht überlegen, auf welchen Spielplatz man am Sonntagvormittag mit der Familie gehen kann – die Kirche sei ein Ort, der auf die Familien warte. Und der Gottesdienst ein wahres Wellnessangebot: „Es ist eine Stunde, die den Menschen guttut. Eine Stunde, die entschleunigt“, wirbt Pfarrer Martin.
Etwas mehr Einsatz ist dagegen bei einem anderen Thema gefragt: Während in den katholischen Pfarrgemeinden bereits am 25. Februar die Pfarrgemeinderatswahlen anstehen, wählen die evangelischen Christen in Bayern erst am 21. Oktober, voraussichtlich eine Woche nach der Landtagswahl in Bayern, ihre Kirchenvorstände. Die Vorarbeiten dazu laufen bereits, sagt Pfarrer Martin. Der Vertrauensausschuss ist bereits erstmals zusammengetreten, nun sollen dem Gremium mögliche Kandidaten genannt werden – und natürlich sprechen die Mitglieder auch potenzielle Ratsmitglieder an.
Auch hier sind evangelische wie katholische Pfarrgemeinden in der Region nahe beieinander: Ehrenamtliche zu finden, die sich für sechs Jahre Dienst für die Kirchengemeinde bereit finden, ist nicht einfach. Bis Mai sollen die Vorschlagslisten aufgestellt sein. Eine Sache macht die Wahlen diesmal ganz besonders: Erstmals wird in ganz Bayern die Briefwahl angeboten. „Für uns ist das eine ganz spannende Sache“, so Pfarrer Friedrich Martin.