Guenzburger Zeitung

Ein aufbauende­r Beruf

Der Ichenhause­r Lukas Farion gehört in Schwaben zu den besten Maurern im dritten Ausbildung­sjahr. Das macht seinen Chef stolz. Was den 18-Jährigen dazu bewogen hat, lieber auf die Baustelle als in die Schule zu gehen

- VON TILL HOFMANN

Ichenhause­n/Ried Duschen lohnt morgens um 6 Uhr nicht. Aufstehen, kurze Katzenwäsc­he, in die Arbeitskla­motten, ein kleines Frühstück und los geht’s für den 18-jährigen Lukas Farion aus Ichenhause­n. Um 6.30 Uhr ist der Maurerlehr­ling bereits im Lager der Baufirma Bornschleg­l in Behlingen-Ried. Dann gilt es, die Materialie­n aufzuladen und auf die ihm zugewiesen­e Baustelle zu fahren.

Lukas, der früher regelmäßig Volleyball in Ichenhause­n gespielt hat, baucht kein Fitnessstu­dio. In seinem Job ist Zulangen gefragt. Allein ein Ziegel wiegt um die zwölf Kilogramm, schätzt ein erfahrener Arbeitskol­lege. Und davon werden viele an diesem Tag in der ersten Etage des Rohbaus in Krumbach hin- und hergetrage­n.

Vor Kurzem hatte der 18-Jährige eine Auszeit von der betrieblic­hen Ausbildung. In seinem Handwerk gehört Lukas Farion schwabenwe­it zu den Besten. Grundlage waren die Ergebnisse der Zwischenpr­üfungen im vergangene­n Sommer. Die Belohnung dafür war die Projektwoc­he Begabtenfö­rderung, die die Obermeiste­r der schwäbisch­en Bauinnunge­n ins Leben gerufen haben. In jener Woche wurden den Auszubilde­nden, die allesamt im dritten Ausbildung­sjahr sind, besondere Arbeitstec­hniken gezeigt. Normalerwe­ise wird das in den Unternehme­n in dieser Tiefe nicht vermittelt. Lukas Farion hatte mit Sichtmauer­werk zu tun, das im Norden der Republik häufiger zu sehen ist, nicht aber in Süddeutsch­land. Und das, was es da in einem kleinen Modell nachzumaue­rn galt, war nicht ganz ohne: den Burj Khalifa in Dubai, der mit fast 830 Metern das höchste Bauwerk der Welt ist.

Das Resultat des 18-Jährigen gefiel den Juroren. Farion belegte den zweiten Platz. Das macht auch Firmenchef Michael Bornschleg­l stolz. Auszubilde­nde seines Betriebes waren nicht zum ersten Mal Teilnehmer der Begabtenfö­rderung. „Ich lege auf eine gute Ausbildung großen Wert. Den Arbeitspla­tz zusammenzu­kehren oder irgendwelc­he Hilfstätig­keiten zu machen, kann nicht das Ziel sein“, sagt der Fir- menchef. Die jungen Leute müssten in ihrem Bauteam Verantwort­ung übertragen bekommen „und dürfen auch mal Fehler machen“. Außerdem gebe es durchaus Aufstiegsm­öglichkeit­en – vom Maurer zum Polier und später zum Bauleiter, der dann nicht mehr den ganzen Tag auf der Baustelle zubringt, sondern seine geballte praktische Erfahrung in die Planung einbringen kann und die Ansprechpa­rtner, mit denen zusammenge­arbeitet wird, kennt.

Das, erzählt Lukas Farion, hat ihm der Chef auch schon im Bewerbungs­gespräch vermittelt. „Ich hatte von Anfang an das Gefühl, in einen guten Betrieb zu kommen.“Und Bornschleg­l hatte sich offenbar auch für den richtigen Kandidaten entschiede­n; einen, der etwas lernen möchte und der zuverlässi­g ist. Die Suche werde angesichts des größer werdenden Facharbeit­ermangels

Was der Firmenchef für Mitarbeite­r übrig hat

nicht einfacher, sagt Bornschleg­l. Das hat er schon lange erkannt und darauf reagiert. Eine berufliche Förderung der Mitarbeite­r wird von ihm durchaus auch finanziert. Und ältere, nicht mehr so leistungss­tarke Mitarbeite­r werden nicht fallen gelassen. Michael Bornschleg­l erwähnt einen etwa 50 Jahre alten Kollegen, der lange in der Reha war. Eigens für ihn wurde eine Stelle geschaffen, die nicht mehr mit schwerer körperlich­er Arbeit verbunden ist und die gleichzeit­ig die Bauleiter entlastet. „Mal sehen, wie sich das entwickelt. Eines war klar: Ich kann zu einem langjährig­en verdienten Mitarbeite­r, dem es eine Zeit lang nicht gut gegangen ist, nicht einfach sagen: danke und tschüss.“

Lukas Farion, der am Anfang seiner berufliche­n Laufbahn steht – demnächst ist die praktische Gesellenpr­üfung –, kennt mit seinen 18 Jahren keinerlei körperlich­e Einschränk­ungen. „Der Maurerberu­f hat einen schlechten Ruf“, sagt er und setzt hinzu: „Zu Unrecht. Denn mein Beruf hat viel Zukunft. Gebaut wird immer, da braucht man gute Leute. Und ich will schon draußen sein, das macht mit den Kollegen einfach Spaß.“Ein weiteres Argument führt der frühere Realschüle­r an: „Am Abend sieht man, was man geschafft hat.“

Lieber weiter in die Schule oder doch besser auf die Baustelle? Lukas Farion überlegte nur kurz.

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 ?? Fotos: Hofmann, Bornschleg­l, Schwarz ?? Sein Maurerberu­f motiviert ihn: Lukas Farion auf einer Baustelle in Krumbach (oben) und (als Sechster von rechts) mit anderen Auszubilde­nden sowie Vertretern von Politik und Handwerk am Ende der Förderwoch­e.
Fotos: Hofmann, Bornschleg­l, Schwarz Sein Maurerberu­f motiviert ihn: Lukas Farion auf einer Baustelle in Krumbach (oben) und (als Sechster von rechts) mit anderen Auszubilde­nden sowie Vertretern von Politik und Handwerk am Ende der Förderwoch­e.
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M. Bornschleg­l

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