Eine Ente im Schneckentempo
Ich geb’s gerne zu: Ich bin etwas flügellahm, dafür aber auch freundlich und fotogen. Zu flügellahm könnte man auch faul sagen. Deswegen bin ich am Samstag nicht von Augsburg aus nach Burgau zur großen geflogen, sondern wollte mich dorthin kutschieren lassen. Das war ein Fehler.
Denn bereits nach wenigen Metern, in der ersten Kurve war die Fahrt zu Ende. Unfall, Blechschaden. Ich war traurig, denn nicht nur die Menschen in meinem Fahrzeug, die in Burgau eine Fotobox und eine Button-Maschine für Kinder einsetzen wollten, waren von diesem Moment an aufgeschmissen. Auch ich, die neugierige Zeitungsente, konnte nicht anreisen. Dachte ich. Unvermittelt kam ein Redakteur der mit seinem Auto um die Ecke. Er war zufällig in der Nähe gewesen und hatte von dem Malheur gehört.
„Los, die Kinder warten auf Dich“, sagte er. Ich ließ mich nicht lange bitten – und nahm die Einladung zur Sonderfahrt an. Es sollte eine im Schneckentempo werden. Die Autobahn war verstopft mit Unfällen. Deshalb lernte ich die Landkreise Augsburg und Günzburg mit ihren nicht geräumten kleineren Straßen kennen – und Autos, wo sie nicht hingehören: Quer stehend und nicht weiter kommend auf einer Kuppe oder nach einer unfreiwilligen Rutschpartie im Straßengraben. Selbst waren wir vorsichtig unterwegs. Da uns nicht dasselbe Schicksal ereilen sollte, nahmen wir Umwege in Kauf, um lange Steigungen oder Gefälle zu vermeiden. Zwar führen viele Wege nach Burgau. Aber Unfälle und Hindernisse auf den eisglatten Straßen ließen uns verzweifeln. Wir waren drauf und dran, aufzugeben. Plötzlich, in Zusmarshausen, konnte man wieder auf die Autobahn Richtung Burgau fahren. Schließlich war die Strecke Augsburg – Burgau geschafft: In 2 Stunden und 25 Minuten.
Als ich gesehen habe, wie sich die Kinder gefreut haben, dass ich doch noch gekommen bin, war die ganze Mühe vergessen. Dennoch wünsche ich mir, dass mir in meinen vielen restlichen Ententagen die Wiederholung eines solchen Abenteuers erspart bleibt.