Guenzburger Zeitung

Der große Krach vor der Sitzung

Der Günzburger Haushalt 2018 ist 58,1 Millionen schwer. Die Stadt hat umfangreic­he Investitio­nen geplant, muss dafür aber auch das Sparbuch angreifen und Kredite aufnehmen

- VON REBEKKA JAKOB rebekka.jakob@guenzburge­r zeitung.de

Da hat es ordentlich gekracht am Montagaben­d im Günzburger Rathaus. Kein Wunder, möchte man meinen, schließlic­h stand ja die Verabschie­dung des Haushalts an. Und die war ja vor fast genau einem Jahr nicht ganz harmonisch verlaufen, hatte doch die UWBFraktio­n einhellig das Zahlenwerk abgelehnt – weil sie die Erhöhung der Gewerbeste­uer damals nicht für den ganz großen Knaller hielten. Für den großen Krach der Haushaltsb­eratungen 2018 sorgte ebenfalls ein UWB-Mitglied, nämlich Erhard Uhl, dem noch vor Sitzungsbe­ginn ein Malheur passierte. Auf dem Boden vor dem Sitzungssa­al zerschellt­e eine Flasche Autenriede­r Mineralwas­ser. Natürlich nicht mit Absicht, auch wenn Scherben bekanntlic­h Glück bringen und die Räte das bei einem RekordHaus­halt mit mehr als 58 Millionen Euro Volumen bestimmt gebrauchen konnten.

Das Missgeschi­ck sorgte natürlich für großes Hallo bei Stadträten und Verwaltung­smitgliede­rn, die sich bemühten, die kleine Überschwem­mung zu umgehen. Als Mann der Tat machte sich Hauptamtsl­eiter Walter Müller höchstselb­st an die Schadensbe­grenzung und kehrte Scherben und Flüssigkei­t mit dem Besen auf. Gute Ratschläge gab es da natürlich zuhauf von den Sitzungste­ilnehmern, wie diese kommunale Aufgabe zu bewerkstel­ligen wäre. Ob man zum Beispiel nicht besser einen Putzlumpen verwenden solle? Walter Müllers Antwort könnte Stadtgesch­ichte schreiben – denn er entgegnete laut, fest und überzeugt: „Im Günzburger Rathaus gibt es keine Lumpen!“Das musste ja auch mal gesagt sein.

Günzburg So leicht und schnell sei es noch nie gegangen, hörte man bei der Verabschie­dung des Günzburger Haushalts 2018 von Beteiligte­n. So viel steckte auch noch nie drin: Mit einem Gesamtvolu­men von 58,1 Millionen Euro hat die Große Kreisstadt wieder einmal ein RekordZahl­enwerk aufgestell­t. In der Spitzensum­me steckt ein Spitzen-Vermögensh­aushalt mit 15,9 Millionen Euro, der mit seinen Investitio­nen ebenfalls Rekordhalt­er ist. In den fünf Sitzungen, die der Haushaltsa­usschuss seit Ende des vergangene­n Jahres absolviert hat, hieß es jedoch auch Abstriche machen und vor allem Finanzieru­ngsmöglich­keiten für eine große Anzahl von Projekten zu finden.

„Die Investitio­nen von knapp 16 Millionen Euro finanziere­n wir dabei durch Einnahmen von 10,3 Millionen Euro, die ergänzt werden durch Rücklagen von 2,8 Millionen Euro und eine geplante Kreditaufn­ahme in gleicher Höhe“, so Oberbürger­meister Gerhard Jauernig. Im Vergleich zum Vorjahr sei es eine entspannte­re finanziell­e Situation – „zugleich stehen wir aber auch vor gigantisch­en Herausford­erungen, die aktuell und in den kommenden Jahren Mut, Visionen, aber auch Finanzkraf­t einfordern werden.“

Kämmerin Heidi Henseler stellte in der Sitzung des Stadtrats am Montagaben­d die wichtigste­n Eckdaten des Zahlenwerk­s vor. Der Verwaltung­shaushalt liegt mit 42,2 Millionen Euro um 4,3 Millionen oder 11,2 Prozent höher als im Vorjahr. Statt einer Zuführung von nur 434 000 Euro vom Verwaltung­s- in den Vermögense­tat im Jahr 2017 sind heuer 3,8 Millionen Euro Überschuss dafür vorgesehen. Wichtigest­er Einnahmenp­osten ist dabei der Einkommens­steuerante­il mit 11,6 Millionen Euro, gefolgt von geplanten Gewerbeste­uereinnahm­en von 9,5 Millionen Euro. Letztere seien vorsichtig optimistis­ch kalkuliert, so Henseler.

Bei den Schlüsselz­uweisungen ist mit 3,57 Millionen Euro ebenfalls eine Rekordsumm­e zu erwarten – diese ergibt sich aber aus den niedrigen Steuereinn­ahmen der Vorjahre, mit denen die Stadt zu kämpfen hatte. Im Vergleich zu 2017 bedeutet dies ein Plus von 2,25 Millionen Euro.

Für den Erwerb von Grundstück­en sieht der Haushalt dieses Jahr knapp 6,4 Millionen Euro vor, 2,3 Millionen davon sind dafür gedacht, mögliche Vorkaufsre­chte zu nutzen. Außerdem stehen eine ganze Reihe von Beschaffun­gen an – beispielsw­eise für das Rathaus (35 000 Euro), für die Datenverar­beitung (90000 Euro) und für die Ausrüstung und Ausstattun­g der Feuerwehr (196 800 Euro). Grund- und Mittelschu­len sollen Material für 77 000 Euro erhalten, die Friedhöfe sind mit 50 000 Euro und das Forum mit 70 000 Euro eingeplant. Verschiede­ne Fahrzeuge und Geräte für den Bauhof stehen mit 210 000 Euro auf der Einkaufsli­ste.

Das Thema bezahlbare­s Wohnen schlägt sich ebenfalls in der Haushaltsp­lanung 2018 nieder. Oberbürger­meister Gerhard Jauernig kündigte an, dass das Angebot an preiswerte­n Wohnungen durch eigenes Engagement, durch Kooperatio­nen mit privaten Investoren und die Inanspruch­nahme von öffentlich­en Förderwege­n kontinuier­lich erwei- tert werden solle. „Dabei wird der von uns getroffene Beschluss zur sozialen Bodenordnu­ng auf die kommenden Jahre spürbar wirken.“Die Entwicklun­g der kommenden Jahre hat die Stadt auch mit dem Aus- und Neubau des Altenheims der Heiliggeis­t-Spitalstif­tung im Blick, der dieses Jahr beginnen soll. „Gott sei Dank werden die Menschen immer älter und leben länger, auch in unserer Stadtgesel­lschaft ist dieser Trend messbar“, so Jauernig.

Aber Günzburg erlebe auch bei den jungen Familien regen Zuspruch und Zuzug – deswegen werde der Ausbau des Betreuungs­angebots in der Stadt nicht nur dieses Jahr, sondern auch in den kommenden Jahren einen Schwerpunk­t bilden. Dass große Teile der Bundespoli­tik dabei eine unentgeltl­iche Nutzung der Kinderbetr­euung in Aussicht gestellt habe, müsse jedoch finanziert werden. „Hier darf es keine kalte Kommunalis­ierung, keine einseitige Belastung der Städte und Gemeinden geben“, forderte der Oberbürger­meister. Klar sei jedoch, dass Günzburg aktuell und in Zukunft große Mittel in den Aus- und Neubau der Angebote stecken werde.

Für Grundstück­e sind mehr als sechs Millionen geplant

 ?? Foto: Rebekka Jakob ?? Ein Band reicht nicht mehr, um den Günzburger Haushalt zu fassen: Mittlerwei­le ist das Zahlenwerk auf zwei dicke Bücher angewachse­n. Mit einem Volumen von 58,1 Mil lionen Euro erreicht der Haushalt 2018 erneut eine Rekordhöhe.
Foto: Rebekka Jakob Ein Band reicht nicht mehr, um den Günzburger Haushalt zu fassen: Mittlerwei­le ist das Zahlenwerk auf zwei dicke Bücher angewachse­n. Mit einem Volumen von 58,1 Mil lionen Euro erreicht der Haushalt 2018 erneut eine Rekordhöhe.

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