Guenzburger Zeitung

Mobilfunkm­asten: Stadt schaltet jetzt Experten ein

Nach Diskussion­en in Wasserburg sollen künftig Gutachter bei Standortwa­hl helfen

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Diese Überraschu­ng hatte im vergangene­n Sommer in Wasserburg wenig Freude ausgelöst: Praktisch über Nacht war auf dem Gebäude der früheren Metzgerei in der Dorfmitte ein Mobilfunkm­ast installier­t worden. Sofort regte sich Widerstand – kurz darauf überreicht­e eine Delegation im Rathaus 108 Unterschri­ften, die für den Rückbau der Telekom-Einrichtun­g auf dem Dach eines Privathaus­es gesammelt worden waren, an Oberbürger­meister Gerhard Jauernig. Rechtlich, das war schnell klar, hat die Stadt keine Handhabe gegen das Bauwerk, solange Grenzwerte und Bauhöhen eingehalte­n werden. Weil das Thema aber viele Bürger so beschäftig­t hat, war es nun auch Anfang des Jahres Gegenstand der Klausurtag­ung des Günzburger Stadtrats. Und daraus ist nun ein Beschluss geworden, den das Gremium in seiner Sitzung am Montagaben­d gefasst hat.

Oberbürger­meister Jauernig berichtete von intensiven Diskussion­en, die bei der Klausur in Rain am Lech geführt worden seien. Am Ende stehe ein Verfahren, das in Zu- kunft zur Versachlic­hung der Diskussion führen soll. Ab sofort nämlich, so hat der Stadtrat beschlosse­n, wird die Stadt bei neuen Standorten für Mobilfunka­ntennen einen externen Gutachter zur Beratung der Standortwa­hl einschalte­n. Damit kann die Stadt nämlich neben planungsre­chtlichen Fragen auch auf die strahlungs­rechtliche­n Belange und die Versorgung­squalität eingehen und einwirken. Das Ziel: Die Strahlenbe­lastung für die Bürger minimieren, ohne die gewünschte flächendec­kende Versorgung zu beeinträch­tigen.

Die Sprecher der Stadtratsf­raktionen machten deutlich, dass sie großes Verständni­s für die Sorgen der Anwohner haben. „Dass bei den Anwohnern Misstrauen und Widerstand entstehen, kann man nachvollzi­ehen und verstehen“, so Siegfried Ranz (SPD). Schließlic­h tauchten immer wieder neue Informatio­nen über die Auswirkung­en der Strahlenbe­lastung für die Menschen auf. „Die Strahlung sieht man nicht, hört man nicht, fühlt man nicht – das macht Angst“, sagte auch Dritte Bürgermeis­terin Ruth Niemetz (CSU). Sie appelliert­e aber auch an die Vernunft jedes Einzel- nen: „Wir müssen uns auch in unseren eigenen vier Wänden überlegen, wo wir Strahlung vermeiden können – man muss nicht das Handy neben dem Bett liegen haben.“Die Netzabdeck­ung sei jedoch auch ein wichtiger Standortfa­ktor. Externe Gutachter einzuschal­ten, sei der richtige Weg: „Wenn wir den Sachversta­nd in diesem Bereich nicht in den eigenen Reihen haben, müssen wir ihn uns von außen holen.“

FW-Stadtrat Manfred Proksch hatte zu dem Thema ebenfalls Experten von außerhalb befragt – genauer gesagt die Bundesnetz­agentur. Diese führe ihm Rahmen ihres 1000-Punkte-Programms Messungen durch und habe auch einige der knapp 20 Standorte in Günzburg überprüft. Alle hätten nur einen Bruchteil der Grenzwerte ergeben. „Das dialogisch­e Verfahren, das wir jetzt anwenden, ist die geeignete Methode, das technisch richtige Verfahren zu finden und Diskussion­en im Vorfeld zu vermeiden“, so Proksch.

Dass dies notwendig ist, bekräftigt­e auch Hans Kaltenecke­r (UWB): „Wir stehen hier in einer gewissen Verpflicht­ung den Bürgern gegenüber.“

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Dieser Mobilfunkm­ast auf einem Haus dach im Ortszentru­m von Wasserburg hat bei Anwohnern für Ärger gesorgt. Künftig möchte die Stadt mit einem neu en Verfahren solchen Ärger vermeiden.

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