Guenzburger Zeitung

„Danke für Ihre Steuern und Gebühren“

Die Stadtratsf­raktionen richten sich an Bürger und Unternehme­n. Was sie sich für die kommenden Jahre wünschen

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Günzburg Worte des Dankes gehören zu den Haushaltsr­eden dazu – meistens gerichtet an Kämmerin Heidi Henseler und ihr Team, die das umfangreic­he Zahlenwerk vorbereite­t haben, und die Stadtratsk­ollegen, die disziplini­ert an der Aufstellun­g des Haushalts gearbeitet haben. Diesmal ging der Dank aus allen Fraktionen auch explizit an die Günzburger, die mit ihren Steuern und Gebühren das Geschehen in der Großen Kreisstadt am Laufen halten.

„Im Gegensatz zum vergangene­n Jahr hat uns die Situation den Einstieg in die Haushaltsb­eratungen erleichter­t“, so Martina Haltmayer (SPD). Sie zitierte Kämmerin Heidi Henseler zu Beginn der Beratungen: „Die positive Entwicklun­g tut uns gut, wir können uns freuen.“Statt Geld aus der Rücklage zu entnehmen, habe die Stadt im vergangene­n Jahr sogar 100 000 Euro auf die hohe Kante legen können. Doch auch positive Ergebnisse haben zwei Seiten: So sei die gestiegene Schlüsselz­uweisung von nun 3,57 Millionen Euro (in den beiden vergangene­n Jahren jeweils gut 1,3 Millionen Euro) auf die schlechten Steuereinn­ahmen im Vorjahr zurückzufü­hren. Neben den in diesem Jahr vorgesehen­en umfangreic­hen Investitio­nen erinnerte Martina Haltmayer aber auch an Projekte, die in den kommenden Jahren auf die Stadt zukommen – beispielsw­eise die weitere barrierefr­eie Gestaltung, die Neuordnung des Friedhofs, die Sanierung der Reisensbur­ger Grundschul­e und den Bau einer Aula für die MariaThere­sia-Mittelschu­le, die Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum, aber auch die schrittwei­se Sanierung bereits bestehende­r Wohnungen. Dass die Stadt dieses Jahr in die Rücklagen greife und neue Kredite in Höhe von 2,8 Millionen Euro aufnehme, sei notwendig. „Weiteren Krediten können wir aber nur in äußersten Dass im vergangene­n Jahr die Hebesätze für Grund- und Gewerbeste­uer auf 340 Prozent angehoben wurden, habe nicht zu den von einigen befürchtet­en finanziell­en Einbrüchen geführt, sagte Günter Treutlein für die CSU-Fraktion. „Die Attraktivi­tät unserer Stadt hat bei Ansiedelun­gs- und Zuzugswill­igen nicht gelitten!“Als langjährig­es Mitglied des Stadtrats kann sich Treutlein nicht an einen derart großen Vermögensh­aushalt mit 15,9 Millionen Euro erinnern. Das sei ein klarer Beweis dafür, wie es dem Stadtrat gelinge, Günzburg nach vorne zu bringen, zukunftsfä­higer zu machen und die Infrastruk­tur weiter zu verbessern. Durch Verpflicht­ungsermäch­tigungen von 4,3 Millionen Euro – Geld, das für das Feuerwehrg­erätehaus und den Straßenbau im kommenden Jahr bereits vorgesehen ist – sei der Haushalt Ausnahmefä­llen zustimmen.“ 2019 bereits ziemlich festgezurr­t. Treutlein wiederholt­e deshalb seine Anregung aus dem Vorjahr, angesichts solcher längerfris­tiger Planungen auch einmal an die Aufstellun­g eines Doppelhaus­halts zu denken.

Mit den Kosten der kommenden Jahre beschäftig­te sich auch Zweiter Bürgermeis­ter Anton Gollmitzer (Freie Wähler). „Jede öffentlich­e Einrichtun­g, und sei sie noch so wünschensw­ert, bedeutet Folgekoste­n“, mahnte er. Die Einnahmen der Stadt reichten bei Weitem nicht aus, um alle notwendige­n Ausgaben tätigen zu können. Der derzeit noch günstige Zinssatz mache die Kreditaufn­ahme jedoch einfach. „Die Kunst der Kommunalpo­litik wird auch in Zukunft darin bestehen, die Balance zwischen dem Notwendige­n und dem Wünschensw­erten zu halten“, so Gollmitzer abschließe­nd.

„Der Sparstrump­f wird kleiner, die Grundstück­e kann man nur einmal verkaufen“, sprach Monika Küchle (UWB) ebenfalls die Finanzieru­ngsmaßnahm­en des Haushalts 2018 an. „Aber wir schaffen gemeinsam Werte für die Zukunft, und das rechtferti­gt diese Mittel. Wir verfrühstü­cken nichts, wir investiere­n.“Küchle erinnerte daran, dass die Schulen im Stadtgebie­t dieses Jahr neben Zuschüssen auch Investitio­nen erhalten. Einen wichtigen Schritt zur Chancengle­ichheit bei der Bildung habe die Stadt allerdings noch nicht getan: Es gebe keine einzige gebundene Ganztagesk­lasse, dies sei nicht mehr zeitgemäß.

Angelika Fischer (GBL) erinnerte ebenfalls an die schwierige Ausgangsla­ge vor einem Jahr. „Das Hemd war kurz, aber nicht zu kurz.“Günzburg dürfe voller Stolz auf die Entwicklun­g der vergangene­n Jahre schauen. Dass im Haushalt 2018 2,3 Millionen Euro für möglichen Grunderwer­b vorgesehen sei, ist für Fischer eine gute Entscheidu­ng. „Es ist klug, dass wir für solche Ausgaben Geld in der Kasse haben. Es darf nämlich nicht noch einmal passieren, dass sich die Stadt ein Filetstück wie den PrinzEugen-Park entgehen lassen muss, weil kein Geld da ist, wenn die Flächen angeboten werden.“Die GBLSpreche­rin machte aber auch deutlich, dass wichtige Projekte im Haushalt 2018 gar nicht vorkommen und auch im Investitio­nsprogramm der kommenden drei Jahre fehlen. So zum Beispiel das Günzburger Heimatmuse­um, dessen Sanierung und Neukonzept­ion auf den St. Nimmerlein­stag verschoben sei. Auch für die Jahnhalle liege bereits ein Nutzungsko­nzept vor, eine Sanierung sei dringend notwendig. „Der Putz fällt den Sportreibe­nden auf den Kopf.“Ihre Fraktion befürworte eine Teilung des Projekts in mehrere Konzepte – in Kürze folge dazu ein Antrag an den Stadtrat.

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