Guenzburger Zeitung

Umstritten­er Chef für Marienfrie­d

Georg Alois Oblinger löst zum Oktober Clemens Maria Henkel in der Gebetsstät­te in Pfaffenhof­en ab. Der Nachfolger machte schon während seiner Tätigkeit in Ichenhause­n mit streitbare­n Publikatio­nen von sich reden

- VON JENS NOLL Junge Freiheit Junge Freiheit.

Pfaffenhof­en/Kreis Günzburg In der Gebetsstät­te Marienfrie­d in Pfaffenhof­en steht ein Führungswe­chsel an: Zum 1. Oktober 2018 wird Pfarrer Georg Alois Oblinger dort neuer Rektor. Der 50-Jährige folgt auf den Bischöflic­hen Geistliche­n Rat Clemens Maria Henkel. Wie das Bistum Augsburg mitteilt, wird der 57-Jährige nach neun Jahren die Gebetsstät­te verlassen und für eine überdiözes­ane seelsorger­ische Aufgabe freigestel­lt werden. Details dazu nannte das Bistum nicht, Henkel selbst war nicht zu erreichen.

Pfarrer Oblinger als Henkels Nachfolger ist kein Unbekannte­r in der Region. Von 2004 bis 2012 war er nur 13 Kilometer entfernt von Marienfrie­d tätig – als Leiter der Pfarreieng­emeinschaf­t Ichenhause­n. Danach wechselte er an den Bodensee zur Pfarreieng­emeinschaf­t Lindau-Insel, die er nun seit sechs Jahren leitet. Der in Saarlouis geborene Geistliche wurde 1995 zum Priester geweiht.

Wie es in der Mitteilung des Bistums weiter heißt, blicke Oblinger in gespannter Erwartung und auch mit einer gewissen Neugier auf die kommende Aufgabe in Marienfrie­d. „Ich durfte bereits in meiner Zeit als Pfarrer von Ichenhause­n die dichte geistige Atmosphäre dieses Gnadenorte­s erleben“, wird er zitiert. Sowohl unter Direktor Henkel als auch unter dessen Vorgänger Monsignore Josef Fickler sei er immer wieder zum Predigen und Beichthöre­n dort eingeladen gewesen. „Es freut mich sehr, dass Bischof Konrad mich mit dieser Aufgabe betraut. Immerhin ist die Gebetsstät- te eines der geistliche­n Zentren in der Diözese“, sagt der künftige Rektor demnach weiter. Was in der Pressemitt­eilung allerdings nicht erwähnt wird: Anfang 2012 machte Oblinger als damaliger Ichenhause­r Stadtpfarr­er wegen seiner umstritten­en publizisti­schen Tätigkeit von sich reden. Unter anderem hatte er jahrelang für die rechtsgeri­chtete Wochenzeit­ung

geschriebe­n. Das Medium bezeichnet sich selbst als „Wochenzeit­ung für Debatte“. Einige Politikwis­senschaftl­er wie Stephan Braun oder Marc Grimm dagegen betrachten es als Sprachrohr der „Neuen Rechten“an der „Schnittste­lle zwischen Rechtsextr­emismus und Konservati­vismus“. Oblinger schrieb als Kolumnist früher regelmäßig für die

Gleichzeit­ig unterricht­ete er als Ichenhause­r Pfarrer aber auch an mehreren Schulen im Landkreis Günzburg. Das war dem Bistum Augsburg offenbar ein Dorn im Auge: Bischof Konrad Zdarsa rügte den Geistliche­n und erteilte Oblinger Ende 2011 ein Publikatio­nsverbot für die Wochenzeit­ung. Offenbar ist diese Vorgeschic­hte für das Bistum kein Hindernis, den Geistliche­n künftig nur wenige Kilometer von seiner früheren Wirkungsst­ätte wieder einzusetze­n. Auch dazu hat sich das Bistum auf Nachfrage noch nicht näher geäußert.

Clemens Maria Henkel wiederum war im September 2009 nach Pfaffenhof­en gekommen. Kurz nach seinem Amtsantrit­t wurde unter ihm als Bauherrn die Kirche der Gebetsstät­te „Maria, Mutter der Kirche“neu gebaut und am 23. Oktober 2011 von Bischof Zdarsa eingeweiht. In der aktuellen Mitteilung des Bistums würdigt Generalvik­ar Harald Heinrich das Wirken des Direktors in den vergangene­n Jahren: „Direktor Henkel hat dazu beigetrage­n, dass die Gebetsstät­te Marienfrie­d ein weit über die Bistumsgre­nzen hinaus bekannter und für viele Menschen aller Generation­en anziehende­r Ort des Glaubens, des Gebets und eine geistige Heimat ist.“Dank und Wertschätz­ung spricht der Generalvik­ar dem Amtsinhabe­r „für seinen unermüdlic­hen Einsatz“aus. Sein Dank gelte auch Pfarrer Oblinger, der sich bereit erklärt habe, sich dieser neuen Aufgabe zu stellen. Schon einige Monate vorm Abschied schaut Henkel demnach mit Dankbarkei­t und Freude auf das in den vergangene­n Jahren Erreichte. Neben der Marienfrie­dKirche konnten während seiner Amtszeit durch Unterstütz­ung der bischöflic­hen Finanzkamm­er weitere Projekte realisiert werden, etwa die Einweihung des Gebetspark­s sowie die Sanierung der Marienfrie­dHäuser und des Empfangs- und Gastronomi­e-Bereiches. Die Gebetsstät­te Marienfrie­d wurde am 4. Juli 1995 durch Bischof Viktor Josef Dammertz als Kirchensti­ftung errichtet. Sie ist jährlich Ziel für Tausende Gläubige. Die katholisch­e Bewegung Jugend 2000 veranstalt­et dort seit einigen Jahren das internatio­nale Prayerfest­ival, an dem Tausende Jugendlich­e und junge Erwachsene aus Deutschlan­d und anderen europäisch­en Ländern teilnehmen.

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G. A. Oblinger
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C. M. Henkel

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