Bruder Baderbas hat alles im Blick
Berlin, München und Burgau haben sich in den vergangenen zwölf Monaten mächtig reingehängt, um dem GZ-Fastenprediger den nötigen Stoff zu liefern. Mit Erfolg
Burgau Wer spätabends am Samstag die Burgauer Kapuzinerhalle verlassen hat – und das waren Einige – wird sich nicht schlecht gewundert haben: Schneeflocken hatten sich auf den Autoscheiben breitgemacht.
Ist denn bald schon wieder Weihnachten? Das sicher nicht. Eine Bescherung hatte es dennoch an diesem Abend gegeben – nämlich in der gefüllten Kapuzinerhalle. Fast dreieinhalb Stunden produzierten die Hauptdarsteller des diesjährigen
GZ-Dableckas Heiterkeit und animierten das Publikum zu Applaus. Die älteste Boygroup Süddeutschlands „8872“stiftete die Gäste an, aufzustehen, mitzuklatschen, mitzusingen – gegen Ende des Abends überhaupt kein Problem mehr.
Die Blasmusik kam mit den Leipheimer Vielharmonikern, die mit zwölf Musikerinnen und Musikern auf der Bühne agierten, nicht zu kurz. Und zur guten Laune dürfte auch das Spezialbier beigetragen haben, das Brauereichef Rudolf Feuchtmayr von Autenried nach Burgau hat bringen lassen: Ein Leonhardi-Doppelbock. Als Feuchtmayr von einer Stammwürze von 18,9 Prozent und einem Alkoholgehalt von 7,7 Volumenprozent sprach, ging erstmals ein Raunen durch den Saal. Gut, dass der Burgauer Binderwirt – ob mit Leberkäs’ oder Schweinshaxe ernährungstechnisch eine ordentliche Grundlage angeboten hatte.
alles änderte nichts am Hauptdarsteller des Abends, dem es in Burgau zu gefallen scheint: Denn der Bußprediger, Bruder Baderbas, (Karl Bader) hatte nach 2017 seinen zweiten großen Auftritt. Stolze 76 Minuten schilderte der Mann in der Mönchskutte das, was ihm aufgefallen ist in Berlin, München, Burgau und dem Rest der Welt. Und selbstverständlich bekam auch die anwesende Prominenz den Spiegel vorgehalten.
Ah ja, da war doch was: Der Günzburger Sparkassenchef Walter Pache wurde mit einem eben solchen Spiegel im Design der Günzburger Zeitung bedacht. „Walter Pache hautnah“, lautete die Schlagzeile. So kann sich der Banker, selbst wenn er im Herbst dieses Jahres seinen Vorstandsvorsitzendenposten abgeben muss, nach wie vor, wann immer er will, in der Günzburger
Zeitung sehen – und zusätzlich auch noch im Spiegel. Mehr geht nicht.
Pache hat es besser erwischt als all diejenigen, die in der Fastenpredigt keine Rolle spielten. Denn „diajenige, über dia I nix han, dia solltat sich Gedanka macha“, merkte Baderbas zu Beginn seiner Rede an. „Oder“, fuhr er fort, „vielleicht überhaupts mal ebbes macha“.
Die Vorlagen wurden zumeist von der Politik bis kurz vor der Veranstaltung fleißig geliefert. In der vergangenen Woche wurde Angla Merkel wieder zur Bundeskanzlerin gewählt. Seit der vergangenen Woche darf sich Markus Söder auch Ministerpräsident nennen. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, die Koalitionsverhandlungen im Bund und das Ränkespiel um Macht und Posten in München (Fortsetzung diese Woche, wenn das neue Kabinett vorgestellt wird) sind mit dem Starkbierfest in Burgau zeitlich koordiniert worden.
Hermann Skibbe war’s egal. Der Musiker und Musikproduzent aus Burgau ist zudem Wortakrobat. Und das, was er in den vergangenen zwölf Monaten alles einsammeln konnte, fasste er gekonnt zur Rede für den Prediger im Mönchsgewand. Neben der Bundes- und Landespolitik durfte das, was alles vor der Haustür passierte, nicht fehlen. Da konnte Baderbas auch ernst werden, wenn er über das Anpflanzen von Mais-Monokultuen sprach oder sich über Flächenverbrauch und Innenstadtverödung seine Gedanken machte. Das Zentrum Offingens etwa müsse man sich so vorstellen „wia a Mischung aus Ichahausa, Bukarest ond Flohmarkt“.
Ausführlich wurde über Burgauer Spezialitäten berichtet – und derer gab es viele. Die Verlegung der traditionsreichen Kinderbrotspeisung war ein herausragendes BeiDas spiel dafür. Selbst bislang intakte Familien seien durch die Lagerverteilung in dieser Auseinandersetzung gefährdet: „Er isch in d’r Burgavia, sie im Elternbeirat ond s’Kind isch im Faschingskomitee, d’r Onkel bei de Handschuhmacher und d’r Opa bei de Schtadtsoldata.“Da kann sich jeder vorstellen, was das für ein lebendiges nächstes Kaffeekränzle bei der Oma sein wird.
Alle Künstler und die für alle Fälle anwesenden Johanniter haben auf ihre Gagen verzichtet. Schließlich geht der Erlös an die Kartei der Not, das Hilfswerk unserer Zeitung. Als das die Securitykräfte gehört hatten, spendeten sie spontan ihre Aufwandsentschädigung. „Das ist für uns keine Frage.“
Lob, Beifall, zwei Bierhumpen für Bader und Skibbe gab’s zum Schluss. Und Blumensträuße für Jutta Barm, die Frau des Burgauer Bürgermeisters, und Lisa Mayer, die Dirigentin der Vielharmoniker. Mit Blumen sagte die Zeitungsredaktion auch ihrer stellvertretenden Redaktionsleiterin Rebekka Jakob danke. Charmant verband sie die Bestandteile des Starkbierfestes zu einem großen Ganzen. Das wird sie 2019 übrigens wieder machen. Die Zusage von Rathauschef Konrad Barm, die Kapuzinerhalle erneut zum Zentrum des geschliffenen Wortes zu machen, steht. Fortsetzung folgt. Na denn Prost. » Eine Bildergalerie finden Sie online unter guenzburger zeitung.de/lokales