Triumph eines Königs?!
Menschenmengen stehen jubelnd am Straßenrand – sie rufen, sie winken und bereiten ihren Helden einen fulminanten Empfang. Die lassen sich feiern, grüßen cool zurück in die Menge oder zeigen den Pokal, den sie gewonnen haben mit stolzgeschwellter Brust. Und das Fahrzeug, auf dem sie unterwegs sind, ist natürlich standesgemäß: ein Doppeldecker-Bus, ein Party-Lkw oder eine Staatskarosse.
Solche Paraden gibt es seit Menschengedenken. Vor 2000 Jahren zieht der kaiserliche Statthalter Pontius Pilatus jährlich im Frühjahr von seiner Residenz am Meer nach Jerusalem ein – mit Pauken und Trompeten. Kolonnen von Pferden und starken Männern mit Waffen folgen ihm, um den mehr oder weniger begeisterten Menschen am Straßenrand zu zeigen, wer in Stadt und Land die Macht und das Sagen hat.
Dieser alljährliche Einzug findet am Westtor von Jerusalem statt. Am Osttor der Stadt ereignet sich eines Tages ein Einzug der ganz anderen Art: Ohne Fanfaren und ohne Fahrzeugkolonne – ein geklauter Esel muss reichen. Statt eines roten Teppichs legen die Menschen ihre Mäntel und Kleider auf den Weg – ein bunter Flickenteppich, unvergleichlich schön. Statt Fähnchen in Nationalfarben reißen die Leute Äste von den Bäumen und winken Jesus zu.
Irgendwie sollte es damals wohl schon ein bisschen nach „Triumphzug eines Königs“aussehen; gleichzeitig wirkt das Ganze fast ein wenig schelmenhaft. So als ob da einer sagen will: „Ihr mit eurem Kult um die Macht! Hier könnt ihr sehen, was wirklich Jubel verdient: nicht Status-Symbole, sondern der Mut, mit den Menschen auf Tuchfühlung zu gehen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Nicht heldenhafte Stärke zu demonstrieren, sondern auf die Kraft der Menschlichkeit zu setzen.“
Ich muss gestehen: So macht mir die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem richtig Spaß! Sie ist frech, sie provoziert, sie stellt infrage – nicht nur die damaligen Verhältnisse, sondern auch die heutigen!