Sternstunde der Diktatoren
Kinobesucher lieben Diktatoren. Nicht in der Realität natürlich, dort beschneidet die Zensur der Regierung die Werke der Filmschaffenden. Doch auf der Leinwand sind rücksichtslose Staatsoberhäupter ein willkommenes Sujet in verschiedenen Genres.
Schon 1940 zog Charles Chaplins „Der große Diktator“Menschenmassen in die Kinosäle. Der Urahn der Diktatoren-Filme trieb die damalige Realität auf die Spitze. Ein cholerischer Hitler, Verzeihung, Hynkel in diesem Fall natürlich, scheucht seine Sturmtruppen durch das aus den Fugen geratene Europa. Die Befehle des Führers schallen mit erhobener Stimme den Zuschauern entgegen. Die verstehen davon kein Wort – Chaplin verwendete eine Fantasiesprache, ein Gemisch aus Deutsch, Englisch und viel Fantasie. Doch pathetische Gesten und hervorgebellte Sätze lassen keinen Zweifel daran, dass dieser Mann die Welt beherrschen will – letztendlich aber an einem Friseur scheitert.
Auf der anderen Seite der Diktatoren-Skala steht Donald Sutherland als Coriolanus Snow in „Die Tribute von Panem“. Der eiskalte Herrscher gibt keinen Angriffspunkt, ihn lächerlich zu machen. Mit Angst und Science-FictionTechnik unterdrückt er das Volk und hetzt Kinder in tödlichen Spielen aufeinander. Andere Filme müssen einen Diktator nicht einmal zeigen, um seine unheimliche Macht auf die Leinwand zu bringen. „Pans Labyrinth“aus dem Jahr 2006 schafft es, die brutale Herrschaft Francos im Spanien der 1940er Jahre darzustellen, ohne den Diktator selbst auftreten zu lassen.
Der jüngste Vertreter der Spezies Diktatoren-Film ist „The Death of Stalin“, der den früheren russischen Staatslenker persifliert, im heutigen Russland aber nicht gut ankommt. Zumindest bei der Regierung – die hat den Film bereits im Februar verboten.