Aufstehen lohnt sich
Der Schock an diesem Palmsonntagsmorgen war greifbar, nicht nur in Röfingen, auch in anderen Pfarreien des Landkreises Günzburg. Der Tod von Pfarrer Werner Brauchle hat Gläubige wie Amtskollegen erschüttert. Sichtlich bewegt hat auch Prodekan Klaus Bucher bei der Messe in Nattenhausen die Gottesdienstbesucher um ein Vaterunser und ein Ave Maria für den Verstorbenen gebeten.
Der Tod von Werner Brauchle trifft die Katholiken im Landkreis – wer diesen rührigen, warmherzigen, humorvollen Gottesmann kannte, spürt tiefen Verlust. Dass der 54-Jährige nicht mehr da ist, kommt zu einer Zeit, die nicht einfach ist für das Dekanat. Gerade wurde erst bekannt, dass Burgaus Stadtpfarrer Martin Finkel im Herbst nach Bad Hindelang im Allgäu wechseln will. Einen Nachfolger für die Stadtpfarrei hat man mit Simon Stegmüller zwar schon gefunden – wer aber Finkels Aufgaben als Dekan übernehmen wird, ist ungewiss. Für die Geistlichen wird diese Zusatzaufgabe immer schwieriger zu stemmen, verlangen doch immer größer werdende Pfarreiengemeinschaften schon ein Maximum an Einsatz von den Pfarrern. Dazu dann auch noch die Führung der Amtskollegen zu übernehmen, ist kein einfacher Nebenjob.
Auch bei den Laien in der Kirche wird die Lage immer schwieriger. Zahlreiche Gremien im Dekanat Günzburg sind bei den Pfarrgemeinderatswahlen vor vier Wochen geschrumpft: Es gab schlicht zu wenig Kandidaten, weil sich zunehmend weniger Menschen für dieses Ehrenamt zur Verfügung stellen wollen. Im Interview mit unserer Zeitung hatte der Reisensburger Pfarrer Heribert Singer nicht zuletzt deshalb von seiner Ratlosigkeit gesprochen, was die Zukunft der Kirche in der Region anbelangt.
Morgen ist Ostern. Die Christen feiern das Fest der Auferstehung, das Wunder, dass der tot geglaubte Jesus auferstanden ist. Es ist einer der Festtage im Jahreslauf, an denen die Kirchen voll sind, an dem Menschen bereit sind, sich zu ihrem Glauben zu bekennen und buchstäblich für ihn aufzustehen. So manche Auferstehungsfeier beginnt schließlich am frühen Morgen oder spät am Abend. Auch wenn es unbequem ist, auch wenn es Mühe macht: Diesmal sind die Gläubigen da. Ein Stück dieses Ostergefühls das Jahr über weiterzutragen – das wäre ein Weg, den vielfältigen Problemen der Katholiken im Landkreis zu begegnen. Aufstehen für den Glauben, für ihn geradestehen – das stärkt wiederum denjenigen den Rücken, die von Berufs wegen für den Glauben stehen. Und das wiederum hält am Ende den Glauben am Leben.