Wenn die Kapuziner Halle tanzt
Betty and the big boots machen die Burgauer Dance Night zu einem Abend, wie ihn keiner im Vorfeld erwartet hatte
Burgau Betty and the big foot oder so? Oder wie war das noch mal? Nein, Betty and the big boots heißen sie. Eine „Betty“ist zwar nicht mit dabei, dafür aber die „big boots“– zumindest war das am Samstag in der Burgauer Kapuziner-Halle so. Nämlich mit solchen, die Sängerin Steffi anhatte. In jedem Fall: Nicht nur Name der Band macht neugierig, sondern auch ihre Besetzung: Mit Sandra und Peter eine weitere Sängerin und ein Sänger, eine Gitarre, ein Bass, ein Keyboard und ein Schlagzeug, das Ganze ergänzt mit einem Bläsersatz aus Saxofon, Posaune und Trompete.
„Nutzt die Gelegenheit, die Dance Night entsprechend auszufüllen“, munterte Sänger Peter das Publikum auf. Also los: „Help yourself“, „Keep on smiling“und „Dance the night away“– die Gäste ließen sich bei der zehnköpfigen Power nicht lange bitten. Was folgte, war nicht das Übliche, sondern eher das Außergewöhnliche mit Klassikern, die man kennt, aber nur von wenigen Bands auf solche Art und Weise und in dieser Kombination gespielt werden. Endlich einmal Gelegenheit, einen Paso Doble zu Bryan Adams’ „Have You ever really loved a woman“oder einen Wiener Walzer zu Dean Martin’s „Thats Amore“zu tanzen.
So brav wie Betty and the big boots begonnen hatten, so vielseitig zeigten sie sich im Anschluss: Ein Schuss Sahne von Udo Jürgens, dem die Bläser die richtige Würze gaben, ab ins „ehrenwerte Haus“, zeigen, dass „Mit 66 Jahren“noch lange nicht Schluss ist und endlich einmal nach New York, weil man dort halt noch niemals war. „Zwischendurch darf’s auch ein bisschen lauter sein“und „Was vor 30, 40 Jahren gut war, kann auch heute nicht schlecht sein“, bemerkte Sänger Peter.
„Elvisine“Sandra sang von der „Burning Love“, „workte“mit Steffi „Hard vor the Money“, während sich Peter mit Robbie Williams’ „Let me entertain you“als perfekter Entertainer erwies. Eine leere Tanzfläche gab es nicht, es war ein Kommen und Gehen: Einmal zum Verschnaufen kurz aufgelockert, war sie nur kurze Zeit später wieder gefüllt. „So hab’ ich ‘The Wall’ noch nie gehört“, sagte ein Besucher zu Pink Floyds Live-Version. Aber passt das, wenn darauf ein Bob-Marley-Drive samt einer südamerikanischen Latein-Runde folgt? Mutig, aber es passte sehr wohl – das Publikum war begeistert. Ein bisschen „Kool and the Gang“zu etwas „Michael Jackson“, mit der „Sex Bomb“rein ins „Hard Rock Café“, bei dem sich die Bläser noch einmal so richtig austoben durften, bis zur „Sonne in der Nacht“– aber schon so, wie Peter Maffay den Song auf seiner derzeitigen UnpluggedTour präsentiert. Nach Mitternacht wurde es etwas ruhiger. Um diese Zeit dürfen es auch ein paar Schmusesongs sein. Noch einmal Mike and the Mechanics von der „Westside to he Eastside“rocken lassen und den Abend, oder besser gesagt den inzwischen angebrochenen neuen Tag mit Robbie Williams’ „Angel“ausklingen lassen.
Kein Playback und keine eingespielten Samples
Was sagte das Publikum dazu? „Du hör’sch jedes Instrument. Wenn die morgen noch einmal spielen täten, ich tät’ wiederkommen“, sagte ein begeisterter Burgauer. Klar, die Musik war ja auch alles „handmade“, kein Playback und auch keine eingespielten Samples. Fünf Stunden Musik pur mit nur ganz wenigen kurzen Pausen. Eigentlich seien sie nur gekommen, weil sie schon lange nicht mehr getanzt hätten, sagte ein Pärchen aus Winterbach. Aber der Abend habe alle Erwartungen übertroffen – auch ohne Helene Fischer. „Sensationell“brachte es Ulla Dobler, eine gebürtige Burgauerin, die jetzt in Wasserburg am Inn lebt, auf den Punkt.
Betty and the big boots sind im Landkreis noch wenig bekannt. Dafür die Musiker: Vier, darunter auch der Bläsersatz, stammen von den White Shadows, zwei derer sogar aus Burgau selbst, Sängerinnen und Sänger kommen von der A-cappella-Formation Doo Woppers, weitere kommen von den ehemaligen Blockbusters aus dem Raum Dilligen und ein bisschen Lauschangriff, bekannt von den vergangenen Burgauer Pfingsttreffen, ist ebenfalls mit dabei.
Kulturamtsleiter Stefan Siemons hatte zu Beginn nicht zu viel versprochen, als er einen gigantischen Abend angekündigt hatte. Die Stadt Burgau wolle vor allem auch die Künstler und Gruppen in der Region mit Auftritten in der KapuzinerHalle unterstützen. Die Gäste hätten am Samstag sicherlich etwas mehr sein können. Dafür blieb denen, die gekommen waren, genügend Platz, die Tanzfläche zu nutzen.