Der Mann mit dem Mopp
Roland Klaußer hat als Wischer bei den Handballern des TSV Niederraunau eine wichtige Aufgabe. Im Gespräch erzählt er, warum er noch lange an der Seitenlinie stehen will
Herr Klaußer, Sie sind Wischer und Ordner bei den Heimspielen des TSV Niederraunau. Wie lange machen Sie das schon und wie kam es dazu? Roland Klaußer: Das mache ich jetzt schon seit gut 15 Jahren, seit der ersten Bayernliga-Saison 2002/03. Ich habe damals in der dritten Männermannschaft gespielt und wir wurden von der Vorstandschaft gefragt, ob wir Ordner für die Heimspiele stellen könnten. Da von den anderen keiner den Wischer in die Hand nehmen wollte, habe ich es gemacht und ich habe ihn heute noch
Was genau ist denn die Aufgabe eines Wischers beim Handball?
Klaußer: Ich muss auf Anweisung des Schiedsrichters den Hallenboden von Schweiß und manchmal auch Blut befreien. Das minimiert Verletzungsgefahr, es soll ja kein Spieler ausrutschen. Durchschnittlich zehn Mal pro Spiel kommt das schon vor, je nach Temperaturen auch öfter.
Und als Ordner müssen Sie die Zuschauer im Auge behalten?
Klaußer: Richtig. Da passen wir auf, dass keiner aufs Feld springt und müssen auch manchmal den Schiedsrichter schützen. Kommen Diskussionen auf, unterbinden wir das dann schnell. Auch unter den Zuschauern. Gäste und Heimfans sind im Schulzentrum nicht getrennt, da kann es in der Hitze des Gefechts schon mal ein Scharmützel geben. Aber Gott sei Dank ist bei uns noch nie etwas Schlimmeres vorgefallen.
Würden Sie auch gerne mal gemütlich auf der Tribüne sitzend ein Spiel verfolgen?
Klaußer: Nein, gar nicht. Mir gefällt es sehr, so hautnah am Spielfeldrand dabei zu sein und an das Stehen habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Wenn man so nah am Spielgeschehen dran ist, sieht oder hört man viele kleine Details wie versteckte Fouls oder Gespräche zwischen Spielern und dem Schiedsrichter, die man auf der Tribüne oder auf einem Stehplatz gar nicht mitbekommt. Ich bleibe also sehr gerne da unten stehen.
Ihre aktive Handball-Zeit als Torhüter ist eigentlich vorbei. Hätten Sie noch mal Lust, das Tor zu hüten? Klaußer: Lust hätte ich schon. Das ist aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich. Ich denke, mit 52 Jahren ist das auch in Ordnung. Ich habe als Kind bis zur A-Jugend gespielt. Dann habe ich eine Handball-Pause eingelegt und ging zum Fußball bei der TSG Thannhausen. Als dann die dritte Mannschaft in Raunau gegründet wurde, hatte ich wieder richtig Spaß am Handball und wir konnten einige Meisterschaften feiern. Dem Fußball bin ich aber treu geblieben und habe zuletzt noch bei der SpVgg Krumbach gekickt.
Waren Sie dann auch im Fußball Torhüter?
Klaußer: Nein, da war ich Libero. Das Torwartspiel im Handball und im Fußball kann man nicht vergleichen. Wer im Handball einen Ball fangen kann, kann das nicht automatisch auch im Fußball. Aber an beiden Sportarten gefällt mir, dass sie Mannschaftsspiele sind. Da gibt es keine Einzelkämpfer, sondern ein Team. Da kann nicht jeder machen, was er will.
Was sagen Sie zur aktuellen Situation der ersten Mannschaft?
Klaußer: Es ist natürlich sehr schwer, nach einem Abstieg wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Auf der anderen Seite erwartet jeder von dir, dass du direkt wieder oben mitspielst. Am Anfang war ich selbst etwas zu optimistisch und habe auf Platz fünf zum Saisonende getippt. Aber auch jetzt können wir mit dem Erreichten zufrieden sein.
Statt oben mitzuspielen, hat die Landesliga-Mannschaft erst jetzt den Klassenerhalt fix gemacht.
Klaußer: Gerade die Hinrunde war recht bescheiden. Das lag aber auch an der Verletzungsmisere. Mehr war da einfach nicht möglich, dafür ist der Kader zu klein. Aber die Rückrunde war mehr als ordentlich. Darauf kann man aufbauen.
Also stehen Sie auch in Zukunft bei einem Landesligisten an der Seitenlinie? Klaußer: Wir haben einige gute junge Spieler dabei, die langsam an die Mannschaft herangeführt werden. Es muss jetzt auch ein Umbruch kommen, die Leistungsträger werden nicht jünger. Wir holen keine bezahlten Spieler, also sind wir auf eine gute Jugendarbeit angewiesen. Und das klappt bei Raunau sicher auch in Zukunft. Sonst können wir den Laden gleich zusperren.
OZur Person Roland Klaußer (52) ist seit den 90er Jahren beim TSV Nieder raunau aktiv. Neben seinem Ehrenamt ar beitet der Krumbacher als Konstrukti onsmechaniker. Sohn Michael ist selbst Handballer bei den Raunauern.