Guenzburger Zeitung

So leicht geben die Schwestern nicht auf

Mit der Versteiger­ung hat es nicht geklappt. Warum die Aktion trotzdem ein Erfolg war

- VON MARIA GRUBER

Wettenhaus­en Leonhard (2), Johanna (4), und Konstantin (6), saßen etwas schüchtern im alten Speisesaal des Klosters in Wettenhaus­en. Am vergangene­n Samstag, dem Tag der offenen Klöster, sind es meist Mama Lucia und Papa Florian Biel, die den Nonnen Fragen stellen. „Frag die Schwestern!“, hieß es um 11 Uhr. Bei Mühlenkeks­en, gebacken nach altem Rezept, standen Schwester Lucia Goncalves de Quadros und Schwester Mechthild Steiner Rede und Antwort.

Zuvor gab es aber noch eine Kinderführ­ung durch das Kloster. Astrid Thum, Unterstütz­erin des Klosters und Lehrerin am St.-Thomas-Gymnasium Wettenhaus­en, führte die Kinder und ihre Eltern durch das Gebäude. Nach der Führung war es dann so weit und in einer kleinen aber dafür persönlich­en Runde sprachen Schwester Mechthild und Schwester Lucia über ihr Leben im Kloster. Sie sprachen beispielsw­eise über ihren Tagesablau­f und die Gebetszeit­en.

Wie haben sich die beiden Schwestern in Wettenhaus­en eingelebt?, wollte Lucia Biel weiter wissen. Die Nonnen kamen aus dem Bistum Speyer nach Wettenhaus­en und seien sehr freundlich aufgenomme­n worden. „Sogar Schwäbisch verstehen wir schon. Nur bei der Köchin gibt es manchmal noch Probleme“, meint Schwester Mechthild mit einem Augenzwink­ern. Dann flüstert die kleine Johanna ihrer Mama etwas ins Ohr: „Wie heißt die älteste Schwester in Wettenhaus­en?“, fragt Lucia Biel stellvertr­etend. Die älteste Nonne im Kloster sei Schwester Dominika mit 90 Jahren. Und wie ist das mit der Namensgebu­ng bei den Nonnen? „Zu meiner Zeit war es so, dass man sich drei Namen aussuchen konnte und einer davon wurde dann ausgewählt“, erinnert sich Schwester Lucia. Sie hatte Glück und bekam ihren Wunschname­n, welcher auch ihrem Taufnamen entspreche. Schwester Mechthild habe sich ihren Namen von Anfang an aussuchen können und sei ebenfalls bei ihrem Taufnamen geblieben.

Schwester Mechthild erinnert sich noch gut, als sie ihrer Familie davon erzählte, dass sie ins Kloster gehen wolle. Ihre Schwester meinte: „Das kannst du gar nicht! Du kommst so früh doch gar nicht aus dem Bett.“Und auch Pünktlichk­eit musste sie erst lernen. Früher sei sie immer unpünktlic­h gewesen, es habe auch einige Jahre gedauert, um sich zu bessern. „Wie oft habt ihr Kontakt zu eurer Familie?“, will Astrid Thum wissen. Schwester Lucia telefonier­t mit ihrer Familie in Brasilien und alle drei Jahre dürfe sie ihre Eltern auch besuchen. Schwester Mechthild hat es da etwas einfacher. Sie stehe ebenfalls telefonisc­h in Kontakt mit ihrer Familie und besuche sie einmal im Jahr in Nordrhein-Westfalen.

Um 11.45 Uhr konnten die Gäste dann am Mittagsgeb­et der Nonnen teilnehmen. Ab 13 Uhr ging es dann mit den Führungen durchs Kloster weiter. Das eigentlich­e Highlight sollte die Versteiger­ung der Holzskulpt­uren des Künstlers Franz Hämmerle zugunsten der Dachstuhls­anierung sein. Doch es kam anders als erwartet. „Es war ein Wagnis“, fasst Olaf Ude den Versuch zusammen. Er leitete die Versteiger­ung und merkte zu Beginn an, dass er gegen das gute Wetter arbeiten müsse, da sich nur wenige Interessen­ten eingefunde­n hatten. Noch nie habe eine Versteiger­ung im Kloster Wettenhaus­en stattgefun­den. Als der Sockelbetr­ag von 4000 Euro für die erste Skulptur „N Mani“bekannt gegeben wurde, versuchten die ersten Gäste unauffälli­g, den Kaisersaal zu verlassen. Für die erste Skulptur ging kein Gebot ein. Ude sagte, er verstehe, dass der Preis hoch sei, aber er sei dem Werk angemessen. Leider gingen auch für die nächsten Werke, Berufung und Veronika, keine Gebote ein.

Künstler Franz Hämmerle wandte sich an die wenigen Interessen­ten. „Es ist verständli­ch, dass die Preise erschrecke­nd sind, aber ich nehme nur einen geringen Teil für mich, der Großteil soll dem Kloster zugutekomm­en.“ Er hoffe auf Solidaritä­t für die Schwestern. Auch Priorin Schwester Amanda Baur erklärte, dass sie auf Spenden angewiesen seien, aber heute vielleicht nicht die richtigen Leute für dieses Format anwesend seien. Trotzdem sei sie zuversicht­lich, dass die Skulpturen ihren Menschen finden würden. Sie wisse schon von zwei Interessen­ten, welche sicher eine Skulptur ersteigern würden, dies aber nicht öffentlich tun wollen. „Und wenn mer’s ned wegbringen, dann behalten wir sie auch gern“, meinte Schwester Amanda lachend.

Zwar verlief die Auktion alles andere als geplant. Aber es war kein Weltunterg­ang für die Veranstalt­er. Eine Dame wandte sich an Olaf Ude, die meinte, sie habe eine Freundin, welche eine Skulptur ersteigern wolle, allerdings nicht öffentlich. Wie aus dem Kloster zu hören war, gab es nach der Veranstalt­ung weitere Interessen­ten, die eines der Werke haben wollen. „Hätten wir den Versuch nicht gewagt, wüssten wir jetzt nicht, dass wir dieses Format wohl nicht mehr wiederhole­n werden“, fasste Ude das Experiment zusammen. Bei der gemeinsame­n Brotzeit war die Stimmung jedenfalls gut und es wurden neue Pläne geschmiede­t. „Schwester Theresia hatte schon eine neue Idee, was wir mit den Skulpturen machen könnten“, kündigte Olaf Ude an. So leicht geben die Klosterfra­uen in Wettenhaus­en nämlich nicht auf.

 ?? Foto: Maria Gruber ?? Künstler Franz Hämmerle versuchte am Samstag, die wenigen Gäste, die zur Auktion kamen, zu beschwicht­igen. Die hohen Preise seien den Werken angemessen und der Großteil gehe an das Kloster für die Dachstuhls­anierung.
Foto: Maria Gruber Künstler Franz Hämmerle versuchte am Samstag, die wenigen Gäste, die zur Auktion kamen, zu beschwicht­igen. Die hohen Preise seien den Werken angemessen und der Großteil gehe an das Kloster für die Dachstuhls­anierung.

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