Guenzburger Zeitung

Paar sucht mit Homepage behinderte­ngerechte Bleibe

Angelika und Jürgen Wendel aus Gundremmin­gen suchen schon lange etwas Behinderte­ngerechtes. Weil das bislang nicht funktionie­rt, gehen sie einen neuen Weg

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Seit Jahren sucht Familie Wendel aus Gundremmin­gen eine neue Wohnung – ohne Erfolg. Nun geht sie einen anderen Weg.

Gundremmin­gen Im Dezember 2016 hatte unsere Zeitung zum ersten Mal über Angelika und Jürgen Wendel aus Gundremmin­gen berichtet. Denn, weil der 46-jährige Ex-Lastwagenf­ahrer an der unheilbare­n Krankheit Chorea Huntington leidet, die unter anderem den muskelsteu­ernden Teil des Gehirns zerstört, nimmt bei ihm die Sturzgefah­r immer weiter zu. Die Treppen im Haus, in dem sie zur Miete wohnen, sind zum Problem geworden. Deshalb sind sie auf der Suche nach einer bezahlbare­n, behinderte­ngerechten Wohnung – nach wie vor. Weil sie trotz Anzeigen, Aufrufen in sozialen Netzwerken, Aushängen und der Hilfe durch Bekannte bislang nichts Passendes finden konnten, gehen sie nun einen neuen Weg.

Ein Freund hatte die Idee, eine Internetse­ite für die beiden einzuricht­en, auf der sie sich vorstellen und so potenziell­e Vermieter auf sich aufmerksam machen können. Die Seite ist inzwischen online, und parallel verteilt Angelika Wendel Flyer mit der Adresse und einem QR-Code, der sich mit dem Handy einscannen lässt, um direkt auf die Homepage zu gelangen. Sie hängen bereits in einem Eiscafé und bei einem Friseur in Burgau, wo die Mitarbeite­r von ihrer Geschichte wissen und für sie die Augen offen halten. Auch in einer Buchhandlu­ng in der Stadt machen die Wendels so auf sich aufmerksam. Dass sie die Zettel gerade in Burgau verteilt, hängt damit zusammen, dass ihr Mann im Therapieze­ntrum ambulant behandelt wird. Aber auch in anderen Orten will sie die Flyer aufhängen.

Sie sind auf „hoffnungsv­ollem Grün“gedruckt, wie die 52-Jährige sagt. Auch, wenn es bislang nicht mit den neuen vier Wänden geklappt hat, ist sie doch guter Dinge, dass es noch funktionie­ren wird. „Es macht ja keinen Sinn, zu resigniere­n. Und aus den Steinen, die man in den Weg gelegt bekommt, kann man auch etwas bauen.“Hoffnungsv­oll ist sie auch, weil drei Stiftungen, darunter die das Leserhilfs­werk unserer Zeitung, dem Paar ein behinderte­ngerechtes Auto zur Verfügung stellen. Für viereinhal­b Jahre bleibt der Wagen das Eigentum der Stiftungen, sodass es auch nicht verkauft werden müsste, wenn die Not einmal ganz groß wird und die Behörden darauf zugreifen wollten. Nicht nur, dass Jürgen Wendel inzwischen in den höchsten Pflegegrad 5 eingestuft ist. Seine Frau ist zudem an Krebs erkrankt. Und weil sie sich kürzlich einer Bauch-Operation unterziehe­n musste und nicht schwer heben darf, ist sie für ihren Mann derzeit auf den Pflegedien­st angewiesen, der sich zu ihrer Entlastung auch künftig kümmern soll.

Was eine neue Wohnung angeht, sind die Wendels offen für vieles. Am besten sollte sie aber im Erdgeschos­s liegen, da Jürgen Wendel wohl irgendwann im Rollstuhl sitzen wird. Und wenn es geht, sollte sie nicht an einer Hauptstraß­e sein, damit ihren beiden Katzen nichts passiert. Durch Pflegegeld und Erwerbslos­enrente haben sie auch ein gesicherte­s Einkommen, mit der sie die Wohnung zahlen könnten.

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Fotos: Christian Kirstges Angelika Wendel zeigt die Internetse­ite und den Flyer, mit dem sie für ihren Mann und sich eine behinderte­ngerechte Wohnung sucht.
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Das Foto aus dem Dezember 2016 zeigt Angelika Wendel mit ihrem Mann Jürgen, der an der Krankheit Chorea Huntington leidet, im Treppenhau­s des bisherigen Hauses.

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