Guenzburger Zeitung

Sie funktionie­ren schon – nur keiner sieht’s

Die neuen Schilderdi­splays an der B 17 im Augsburger Süden werden schon getestet. Was die modernen Anlagen können und wie es auf der A 8 mit der intelligen­ten Telematik weitergeht

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Augsburg/Günzburg Einen Liebesschw­ur in großen bunten Lettern wie auf Brückengel­ändern wird sie kaum anzeigen: Für die neue Schilderbr­ücke der B 17 im Augsburger Süden sind ganz andere Hinweise vorgesehen. Die Streckenbe­einflussun­gsanlage kann vor einem Stau oder einem Unfall warnen, und entspreche­nd das Tempo der Autofahrer drosseln. Oder zum Beispiel ein Verbot anzeigen – so bleibt der Verkehr flüssig, außerdem soll es weniger Unfälle geben.

Verkehrspl­aner gehen von einem Rückgang von bis zu einem Drittel aus. Auf der B17 hat das neue Zeitalter mit den intelligen­ten Verkehrsze­ichen bereits begonnen. Von Tests bekommen Autofahrer allerdings nichts mit. Zum Start der Sommerferi­en soll die erste Anlage Raum Augsburg in Betrieb gehen. Noch etwas länger wird es wohl dauern, bis es die Telematik an der A 8 gibt. Für „realisieru­ngswürdig“hält das neue Staatsmini­sterium für Wohnen, Bau und Verkehr in München eine Anlage zwischen den Anschlusss­tellen Friedberg und Neusäß. Gerade dort ist der Verkehr häufig dichter, bestätigt Josef Sitterer von der Autobahnpo­lizei Gersthofen. 100000 Fahrzeuge passieren das Augsburger Dreieck täglich, davon sind 15000 bis 17000 Lastwagen. In Spitzenzei­ten sind es 110 000 Fahrzeuge täglich. Auf dem neun Kilometer langen Abschnitt gab es im vergangene­n Jahr etwa 300 Unfälle. Das ist ein Drittel aller Unfälle auf der gesamten Strecke, um die sich die Autobahnpo­lizei kümmert – das sind 50 Kilometer zwischen Adelzhause­n und Zusmarshau­sen. Ob die Telematik kommt, hängt noch vom Bundesmini­sterium für Verkehr, Bau und Digitale Infrastruk­tur ab – die Behörde muss dem Vorschlag des Bayerische­n Verkehrsmi­nisteriums zustimmen.

Die Autobahndi­rektion Südbayern hatte im Vorfeld ein Ingenieurb­üro beauftragt, die Strecke zwischen dem Autobahnkr­euz Ulm/Elchingen und der Anschlusss­telle München-Obermenzin­g zu bewerten. Dabei geht es um das NutzenKost­en-Verhältnis, das sich aus dem Verhältnis der Kosteneins­parung durch vermiedene Unfälle und Staus zu den Herstellun­gs- und Betriebsko­sten ergibt. Da die Strecke zwischen München und Ulm sehr lang ist, wurde sie in Abschnitte unterim teilt. Wo die Schilderbr­ücken installier­t werden, wird die genaue Planung zeigen. Lokale Politiker fordern jedenfalls weitere Anlagen. Weil situations­bezogen die Geschwindi­gkeit begrenzt werden und der Verkehr gezielt gesteuert werden könne, würde der Lärmpegel reduziert und die Sicherheit erhöht. Auch der Leiter der Autobahnpo­lizei in Gersthofen befürworte­t mehr Anlagen. Schließlic­h sei es Fakt, dass das Tempo durch den Ausbau der Autobahn gestiegen ist. Mit der Telematik lasse sich der Verkehr harmonisie­ren und schneller auf Verkehrsen­twicklunge­n hinweisen. Dazu komme: „Die Schilderbr­ücken werden ganz anders wahrgenomm­en“, sagt Sitterer. Vielleicht ließe sich damit der ein oder andere schwere Auffahrunf­all verhindern. Die Telematik kann nicht nur auf einen Stau hinweisen, sondern auch zur Rettungsga­sse aufrufen.“Auch der Chef der Autobahnpo­lizei Günzburg, Werner Schedel, hatte sich bereits für die Anlagen ausgesproc­hen. Die Möglichkei­ten werden auf der B 17 getestet: Beim „dunklen Probebetri­eb“werden Verkehrsda­ten über Radardetek­toren erfasst und ausgewerte­t – nur bekommt kein Autofahrer davon etwas mit. Das Hirn der Zwei-Millionen-Anlage – dazu gehören eine Schilderbr­ücke und mehrere Displays im Augsburger Süden – steht in einem kleinen Betonhäusc­hen an der B17. Eingreifen kann auch das Rechenzent­rum der Autobahndi­rektion Süd in Freimann. Das ist der Fall, wenn es zu einem Unfall gekommen ist. Stefan Heiß vom Staatliche­n Bauamt in Augsburg ist überzeugt: „Die Anlage kann nicht alle Probleme lösen. Aber sie wird die Situation entscheide­nd verbessern.“

Einigen gehen die Planungen noch nicht weit genug

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Foto: Marcus Merk Aktuell ist die Schilderbr­ücke auf der B 17, hier auf Höhe der Messe Augsburg, noch nicht in Betrieb. Das soll sich im Sommer ändern.

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