Wichtig ist ihnen mehr Selbstwertgefühl
Wie sich eine Werkstätte für psychisch kranke Menschen in der Wirtschaft als nützlich erweist
Krumbach 180 Grad – gemeint sind damit weder Hitze noch Kälte, vielmehr geht es um den Begriff „gemeindenahe Rehabilitation, Arbeit und Dienstleistung“. Dahinter verbirgt sich eine Einrichtung des Ursberger Dominikus-RingeisenWerks (DRW), die sich in einem ehemaligen Getränkemarkt am Krumbacher Hopfenweg befindet, in der 20 psychisch erkrankte Menschen in unterschiedlichsten Bereichen aktiv tätig sind.
Spezialisiert ist die Werkstätte auf drei Schwerpunkte: Wichtigstes Standbein ist die Dokumentarisierung von Dias und Schriftsachen für Privatpersonen, Behörden und Gemeinden auf DVDs, was die Verkleinerung der bisherigen viel Raum beanspruchenden Archive erlaubt und gleichzeitig die Vernichtung der dadurch überflüssig gewordenen Aktenberge ermöglicht.
Weiterer Beschäftigungsschwerpunkt sind kleine Montagearbeiten für heimische Industriebetriebe, Demontagen veralteter Geräte für Recyclingfirmen und das Befüllen unterschiedlichster Experimentierkästen für Kinder. Hinzu kommen Tätigkeiten im Bereich Elektromontage wie Verkabeln von Schaltkästen.
Chef dieser Zweigstelle der Ursberger Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) ist Karl Neubaur, dem Michael Reichhard als Bildungsbegleiter und Bernhard Richter als Gruppenleiter zur Seite stehen. Für den Sozialdienst und die Integrationsbegleitung ist Elke Ulrich verantwortlich: „Unser Ziel ist es, einige unserer behinderten Menschen in Betrieben unterzubringen, wo sie als Mitarbeiter, unter Berücksichtigung ihrer Stärken und Fähigkeiten, tätig sein können und gleichzeitig eine Verbesserung ihres Selbstwertgefühls erfahren.“
Trotz ihrer Erkrankung sei dies schon mehrfach gelungen und daraus resultiere auch der Name: „Die Menschen sollen durch eine 180-Grad-Wende aus ihrem Sumpf herauskommen, ihr Leben positiv gestalten dürfen und die Möglichkeit zur Weiterentwicklung erhalten.“ Der Wunsch von Elke Ulrich: Interessierte Firmenchefs können sich jederzeit an die WfbM wenden.
Die derzeit in Krumbach beschäftigten Menschen mit psychischer Erkrankung stehen je nach Bedarf unter der Obhut des DRW, haben ihren eigenen Wohnort im südlichen Landkreis und kommen täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrer Arbeitsstätte. Erfahrene Ausbilder und modernste Geräte stehen dort für die jeweiligen Arbeiten parat. Beispiel Dia-Scannen: Seit Kurzem steht dort ein von der WfbM und der DRW-Elektroabteilung speziell entwickelter Scanner, der 50 mal schneller arbeitet wie eines der herkömmlichen Geräte.
Der Scan eines Dias auf eine DVD beansprucht normal drei Minuten. Mit dem neuen System reichen dafür fünf Sekunden. Dies wiederum heißt: Ganze Diamagazine werden mit Druckluft gesäubert, der vielfach vorhandene Grauschleier entfernt, die Farben aufgefrischt, als Bilddatei beschriftet und schließlich auf eine DVD gebrannt. Ob Privatmann oder Firma, jeder Kunde erhält seine Dias auf einer „Platte“und kann sie am PC oder am Fernseher problemlos anschauen. Es wird also viel Platz gespart und die bisherige Aufbewahrung der Magazine erübrigt sich.
Der Bereich Dokumentenarchivierung für Behörden, Betriebe und Gemeinden umfasst die Scannung sämtlicher archivierten Schriftstücke, denn auch sie werden auf DVD gebrannt. Für die Entsorgung des nicht mehr gebrauchten Archivmaterials ist gleichfalls gesorgt. Es wird im DRW in einer eigenen Anlage für Aktenvernichtung „gehäckselt“.