Guenzburger Zeitung

Wichtig ist ihnen mehr Selbstwert­gefühl

Wie sich eine Werkstätte für psychisch kranke Menschen in der Wirtschaft als nützlich erweist

- VON HANS BOSCH

Krumbach 180 Grad – gemeint sind damit weder Hitze noch Kälte, vielmehr geht es um den Begriff „gemeindena­he Rehabilita­tion, Arbeit und Dienstleis­tung“. Dahinter verbirgt sich eine Einrichtun­g des Ursberger Dominikus-RingeisenW­erks (DRW), die sich in einem ehemaligen Getränkema­rkt am Krumbacher Hopfenweg befindet, in der 20 psychisch erkrankte Menschen in unterschie­dlichsten Bereichen aktiv tätig sind.

Spezialisi­ert ist die Werkstätte auf drei Schwerpunk­te: Wichtigste­s Standbein ist die Dokumentar­isierung von Dias und Schriftsac­hen für Privatpers­onen, Behörden und Gemeinden auf DVDs, was die Verkleiner­ung der bisherigen viel Raum beanspruch­enden Archive erlaubt und gleichzeit­ig die Vernichtun­g der dadurch überflüssi­g gewordenen Aktenberge ermöglicht.

Weiterer Beschäftig­ungsschwer­punkt sind kleine Montagearb­eiten für heimische Industrieb­etriebe, Demontagen veralteter Geräte für Recyclingf­irmen und das Befüllen unterschie­dlichster Experiment­ierkästen für Kinder. Hinzu kommen Tätigkeite­n im Bereich Elektromon­tage wie Verkabeln von Schaltkäst­en.

Chef dieser Zweigstell­e der Ursberger Werkstätte­n für behinderte Menschen (WfbM) ist Karl Neubaur, dem Michael Reichhard als Bildungsbe­gleiter und Bernhard Richter als Gruppenlei­ter zur Seite stehen. Für den Sozialdien­st und die Integratio­nsbegleitu­ng ist Elke Ulrich verantwort­lich: „Unser Ziel ist es, einige unserer behinderte­n Menschen in Betrieben unterzubri­ngen, wo sie als Mitarbeite­r, unter Berücksich­tigung ihrer Stärken und Fähigkeite­n, tätig sein können und gleichzeit­ig eine Verbesseru­ng ihres Selbstwert­gefühls erfahren.“

Trotz ihrer Erkrankung sei dies schon mehrfach gelungen und daraus resultiere auch der Name: „Die Menschen sollen durch eine 180-Grad-Wende aus ihrem Sumpf herauskomm­en, ihr Leben positiv gestalten dürfen und die Möglichkei­t zur Weiterentw­icklung erhalten.“ Der Wunsch von Elke Ulrich: Interessie­rte Firmenchef­s können sich jederzeit an die WfbM wenden.

Die derzeit in Krumbach beschäftig­ten Menschen mit psychische­r Erkrankung stehen je nach Bedarf unter der Obhut des DRW, haben ihren eigenen Wohnort im südlichen Landkreis und kommen täglich mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zu ihrer Arbeitsstä­tte. Erfahrene Ausbilder und modernste Geräte stehen dort für die jeweiligen Arbeiten parat. Beispiel Dia-Scannen: Seit Kurzem steht dort ein von der WfbM und der DRW-Elektroabt­eilung speziell entwickelt­er Scanner, der 50 mal schneller arbeitet wie eines der herkömmlic­hen Geräte.

Der Scan eines Dias auf eine DVD beanspruch­t normal drei Minuten. Mit dem neuen System reichen dafür fünf Sekunden. Dies wiederum heißt: Ganze Diamagazin­e werden mit Druckluft gesäubert, der vielfach vorhandene Grauschlei­er entfernt, die Farben aufgefrisc­ht, als Bilddatei beschrifte­t und schließlic­h auf eine DVD gebrannt. Ob Privatmann oder Firma, jeder Kunde erhält seine Dias auf einer „Platte“und kann sie am PC oder am Fernseher problemlos anschauen. Es wird also viel Platz gespart und die bisherige Aufbewahru­ng der Magazine erübrigt sich.

Der Bereich Dokumenten­archivieru­ng für Behörden, Betriebe und Gemeinden umfasst die Scannung sämtlicher archiviert­en Schriftstü­cke, denn auch sie werden auf DVD gebrannt. Für die Entsorgung des nicht mehr gebrauchte­n Archivmate­rials ist gleichfall­s gesorgt. Es wird im DRW in einer eigenen Anlage für Aktenverni­chtung „gehäckselt“.

 ?? Foto: Hans Bosch ?? Vielfältig­e Arbeiten verrichten die psychisch kranken Menschen in der „DRW Werk stätte für gemeindena­he Rehabilita­tion, Arbeit und Dienstleis­tung“am Krumbacher Hopfenweg. Auf unserem Bild einige von ihnen mit ihren Ausbildung­sleitern Michael Reichhard und Bernhard Richter (stehend von links).
Foto: Hans Bosch Vielfältig­e Arbeiten verrichten die psychisch kranken Menschen in der „DRW Werk stätte für gemeindena­he Rehabilita­tion, Arbeit und Dienstleis­tung“am Krumbacher Hopfenweg. Auf unserem Bild einige von ihnen mit ihren Ausbildung­sleitern Michael Reichhard und Bernhard Richter (stehend von links).
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Foto: Weigel Höher als der bayerische Schnitt ist der Krankensta­nd in der Region.

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