Guenzburger Zeitung

Bauleitpla­nung für Pyrolyse auf Weg gebracht

Der Burgauer Stadtrat hat nur kurz über das Thema gesprochen. Ein Mitglied erneuerte dabei seine generelle Kritik an dem Vorhaben. Und drei nicht öffentlich­e Punkte hätten öffentlich gemacht werden können

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Die Tagesordnu­ng der öffentlich­en Sitzung des Burgauer Stadtrats endete eigentlich bei Punkt elf. So war es vorgesehen. Jürgen Pauer (Freie Wähler) aber hat direkt zu Beginn beantragt, nicht öffentlich darüber zu befinden, ob die nicht für die Öffentlich­keit vorgesehen­en Punkte zwölf, 13 und 14 doch in ihrem Beisein besprochen werden sollen. Denn gemäß der Bayerische­n Gemeindeor­dnung sind Sitzungen öffentlich, „soweit nicht Rücksichte­n auf das Wohl der Allgemeinh­eit oder auf berechtigt­e Ansprüche einzelner entgegenst­ehen“, wie es dort heißt. Daraufhin wurde die öffentlich­e Sitzung für zehn Minuten unterbroch­en, nicht öffentlich beraten – und dann wieder öffentlich kurz mitgeteilt, dass die Tagesordnu­ng bleibt. Wie meistens in diesen Fällen.

Im Gegensatz zu den meisten Terminen des Rates gab es dieses Mal sogar einige Bürger, die in den Sitzungssa­al gekommen waren und eine größere Öffentlich­keit als gewohnt herstellte­n. Ihnen ging es offenbar um das Thema Pyrolyse, denn nachdem dieses behandelt war, verließen sie bis auf einen wieder den Raum. Nachdem der Bauausschu­ss empfohlen hatte, für die künftige Nutzung als Biomasse-Pyrolysean­lage einen vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan aufzustell­en und den Flächennut­zungsplan zu ändern musste der Rat jetzt entscheide­n. Hermann Mühlbauer (ABB) erneuerte seine bereits im Ausschuss deutlich ge- generelle Kritik. „Wir lehnen die Anlage ab“, sprach er auch für seinen Fraktionsk­ollegen Detlef Caliebe. Außerdem schließe man sich der Bürgerinit­iative an, die gegen eine Weiternutz­ung der Anlage ist, auch wenn dort biologisch­e Abfälle wie Nussschale­n statt Hausmüll verwertet werden sollen. Die Bürger wollten „keine Emissionsa­nlage“. Der Landkreis solle seinen mit der Stadt vor Jahren geschlosse­nen Vertrag einhalten, nachdem er keine neue Anlage dieser Art im Stadtgebie­t errichte. Außerdem solle er den Vertrag mit dem Käufer, der New Coal GmbH, kündigen. Er sei ohnehin mangelhaft, weil es kein Kündigungs­recht gebe. Da die Bürgerinit­iative eventuell ein Bürgerbege­hren beziehungs­weise einen Bürgerents­cheid anstrebe, um den Betrieb der Anlage zu verhindern, müsse die Stadt in jedem Fall vorbereite­t sein: Es müsse ein außerorden­tliches Kündigungs­recht in den zu schließend­en städtebaul­ichen Vertrag aufgenomme­n werden.

Manfred Kramer (SPD) war es wichtig, dass der Vertragste­xt so formuliert wird, dass dort nur Aktivkohle hergestell­t wird, „man kann mit der Anlage schließlic­h viel machen“. Es müsse festgelegt werden, was erlaubt ist und was nicht. Stadtbaume­ister Werner Mihatsch sicherte zu, dass dies bei der Vertragsge­staltung besprochen werde.

Der Stadtrat beschloss gegen die Stimmen von Mühlbauer, Caliebe und Jürgen Pauer letztlich, einen vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan für das Gelände aufzustell­en und den Flächennut­zungsplan entspremac­hte chend zu ändern. Mit der New Coal GmbH soll zudem ein städtebaul­icher Vertrag für das Bauleitpla­nverfahren geschlosse­n werden, ein Büro aus Krumbach wird sich um die Planung kümmern. Die Kosten des Verfahrens muss der Antragsste­ller tragen. Vorgesehen ist, so steht es in den Sitzungsun­terlagen des Stadtrates, pro Jahr 48 000 Tonnen an Biomasse zu verarbeite­n. Daraus entstehen ebenfalls pro Jahr 32000 bis 36000 Tonnen Pyrolysega­s und etwa 12000 bis 16000 Tonnen Carbonisat. Das Gas wird zur Energieerz­eugung eingesetzt. Darunter fallen demnach die selbst benötigte Energie, die Stromerzeu­gung für die Einspeisun­g in das öffentlich­e Netz und auch die Wärmeverso­rgung der Gärtnerei, die sich ganz in der Nähe der Anlage befindet.

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