Schafft Ulm 500 Leih Elektroräder an?
Vor sieben Jahren ist die Idee eines groß angelegten Miet-Systems im Sand verlaufen. Jetzt denkt die Stadt an Pedelecs. Worin der Reiz liegt und was das Projekt ausbremsen könnte
Ulm Wenn, dann groß. Friederike Christian glaubt, dass ein FahrradVerleihsystem in Ulm nur so eine Chance haben kann. Die Fahrradbeauftragte der Stadt hat ein solches Projekt ins Spiel gebracht – wieder einmal. Eine ähnliche Idee der Lokalen Agenda aus dem Frühsommer 2011 war im Sande verlaufen. Damals waren 300 Räder an 25 bis 30 Standorten im Gespräch gewesen. Und zwei Jahre später beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe mit dem Thema und bekam dafür sogar einmalig 150000 Euro von der Stadt zur Verfügung gestellt. Jetzt schlägt Friederike Christian 500 E-Bikes vor, die aber nicht auf einmal, sondern in Schritten angeschafft werden sollen.
Tatsächlich existiert bereits ein Leihsystem in der Stadt, allerdings auf überschaubarem Niveau. Die 20 Räder der Ulm/Neu-Ulm Touristik stehen seit diesem Jahr in der Ulmer Fußgängerzone vor dem Neuen Bau, in dem sich das Polizeipräsidium befindet. Ursprünglich waren sie im Parkhaus Deutschhaus untergebracht und wurden nur an kleinere Reisegruppen und lediglich während der Öffnungszeiten der Tourist Information im Stadthaus vermietet. Denn ein Mitarbeiter musste die Kunden jedes Mal ins Parkhaus zu den Rädern begleiten. Jetzt können auch einzelne Gäste die Drahtesel leihen. Doch noch immer ist die Vermietung an die Öffnungszeiten gekoppelt.
Nun also sollen Pedelecs her. Fahrradbeauftragte Christian denkt an zunächst 150 Gefährte, stufenweise sollen immer mehr davon angeschafft werden. „Wenn wir zehn Fahrräder hätten, die vereinzelt herumstehen, dann fällt das nicht auf“, erklärt Christian. Die Stadträder sollen Werbung für sich selbst machen. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses stellte die Fahrradbeauftragte Zahlen aus der Schwarzwaldstadt Lehr vor. Dort fielen für 40 Pedelecs, drei Verleihstationen mit je einem Buchungsterminal und 62 Ständer mit Ladestationen einmalig 300000 Euro an, dazu kommen jährlich 60000 Euro Betriebskosten. „Es ist ein Zuschussgeschäft, aber es kostet keine Milliarden“, sagt Christian.
So soll das Konzept funktionieren: Nutzer sollen die Räder auf möglichst einfache Weise über Selbstbedienungsterminals anmieten können. An zentralen und wichtigen Punkten der Stadt sollen sol- che Terminals und Ständer mit Ladestationen errichtet werden. Dafür kommen sowohl zentrale Bus- und Tramhaltestellen wie das Ehinger Tor, als auch mögliche Ziele wie die Uni infrage.
Bei den Stadtpolitikern kam die Idee gut an. Ulm will in zwei Jahren einen Fahrradanteil von 20 Prozent am Verkehr in der Stadt erreicht haben. Damit das klappt, so die einhellige Meinung, muss Geld investiert werden. Die Stadträder können, hofft Christian, nicht nur für sich selbst, sondern für das Radfahren an sich werben. Für Pedelecs sprechen gleich zwei Gründe. „Es ist ein Verkehrsmittel, das nicht jeder im Schuppen stehen hat“, sagt die Fahrradbeauftragte. Schon allein das könne zusätzliche Nutzergruppen erschließen. Der zweite Grund sind die Hügel der Stadt. „Ulm ist für den, der nicht ganz so sportlich unterwegs ist, fahrradtechnisch eine Herausforderung“, bestätigte CDURätin Sabine Schuler, die selbst für viele Wege den Drahtesel nutzt. Fraglich bleibt aber, wer die LeihPedelecs nutzen soll. Sind die Räder alltagstauglich oder nur für Touristen und Besucher attraktiv? Schließlich können die E-Bikes nicht spontan an jedem Ort ausgeliehen und zurückgegeben werden, sondern nur an den festen Stationen. „Nach Hause fahren geht nicht, wenn es da nicht zufällig eine Ladestation gibt“, gab SPD–Fraktionsvorsitzende Dorothee Kühne zu bedenken.
Ob und wann Ulm die Leih-Pedelecs anschafft, ist noch unklar. Fürs Erste ist Friederike Christians Vorstoß das, was es schon mehrmals gab: eine Idee.