Guenzburger Zeitung

Das steckt im Rentenpake­t

Altersvors­orge Sozialmini­ster Hubertus Heil will Mütter, Geringverd­iener und Versichert­e, die erwerbsunf­ähig werden, besserstel­len. Zahlt die nächste Generation dafür die Zeche?

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Mehr Rente für Mütter und krankheits­bedingte Frührentne­r sowie eine Entlastung für Geringverd­iener: Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) hat das Rentenpake­t der Bundesregi­erung vorgestell­t. „Nach einem Leben voller Arbeit soll man im Alter ordentlich abgesicher­t sein“, sagte Heil. Kosten soll sein Rentenpake­t bis zum Jahr 2025 rund 32 Milliarden Euro.

Teuerster Posten ist die verbessert­e Mütterrent­e, die allein rund 26 Milliarden Euro kostet. Etwa drei Millionen Mütter und Väter von mehr als zwei Kindern, die vor 1992 geboren wurden, sollen von ihr profitiere­n. Wer künftig aus gesundheit­lichen Gründen in Frührente gehen muss, soll so gestellt werden, als hätte er bis zum normalen Rentenalte­r gearbeitet. Und Geringverd­iener sollen die vollen Sozialabga­ben erst ab einem Einkommen von 1300 Euro im Monat zahlen müssen – bisher ist dies bereits bei einem Einkommen von 850 Euro im Monat der Fall. Mit dem Prinzip der sogenannte­n „doppelten Haltelinie“ will Heil überdies garantiere­n, dass das Rentennive­au bis 2025 nicht unter 48 Prozent eines Durchschni­ttslohns sinkt und zugleich der Beitragssa­tz nicht über 20 Prozent des Einkommens steigt. Droht die Haltelinie überschrit­ten zu werden, soll der Steuerzahl­er einspringe­n. Dazu sollen acht Milliarden Euro in einen Demografie­fonds fließen.

Der Gesetzentw­urf soll nach der Sommerpaus­e Kabinett und Parlament passieren, sodass die Reform Anfang 2019 in Kraft treten kann. Für die Union signalisie­rte Sozialexpe­rte Peter Weiß (CDU) Zustimmung. Mit dem Rentenpake­t würden „wichtige Punkte aus dem Koalitions­vertrag auf den Weg gebracht“. Auch der Deutsche Gewerkscha­ftsbund begrüßte das Konzept, mit dem der „automatisc­he Renten-Sinkflug“gestoppt werde.

Kritik kommt dagegen von Arbeitgebe­rverbänden, aus der FDP und von Rentenexpe­rten. So sagte der Freiburger Sozialwiss­enschaftle­r Stefan Seuffert, der Mitglied der „Rentenkomm­ission der jungen Generation“ist, unserer Zeitung: „Die Bundesregi­erung macht es sich leicht, wenn sie nach dem Gießkannen­prinzip konsensfäh­ige Geschenke verteilt. Niemand würde sich grundsätzl­ich dagegen ausspreche­n, dass Menschen im Alter mehr Geld bekommen. Aber weil dieses Geld nicht vom Himmel fällt, müssen wir, die junge Generation, die die Zeche bezahlen wird, für unsere Interessen einstehen.“Seuffert weiter: „Die doppelte Haltelinie ist eher der doppelte Sargnagel für eine generation­engerechte Alterssich­erung.“

Auch der Rentenexpe­rte Johannes Geyer vom Deutschen Institut für Wirtschaft­sforschung kritisiert­e gegenüber unserer Zeitung das Rentenpake­t: „Es löst keine der großen Fragen des demografis­chen Wandels.“Die doppelte Haltelinie sei eine „Wette auf die Zukunft“, die in der derzeitige­n Wirtschaft­slage risikolos erscheine. „Doch bei einem Einbrechen der Konjunktur wird der Steuerzahl­er gewaltig zur Kasse gebeten werden“, warnt Geyer.

Lesen Sie dazu auch den Kommen tar und einen Bericht in der Politik.

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