Guenzburger Zeitung

Abgeschobe­ner Islamist kehrt wieder zurück

Auch in Schwaben Streit mit Behörden

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Gelsenkirc­hen/Kaufbeuren Überrasche­nde Wende in einem spektakulä­ren Abschiebef­all: Der nach Tunesien ausgefloge­ne mutmaßlich­e frühere Leibwächte­r von Osama bin Laden muss nach Deutschlan­d zurückgeho­lt werden. Die Abschiebun­g des als islamistis­cher Gefährder eingestuft­en Sami A. sei „grob rechtswidr­ig“gewesen, argumentie­rt das Verwaltung­sgericht Gelsenkirc­hen. Der Tunesier war am Freitagmor­gen abgeschobe­n worden, obwohl das Gericht zuvor ein Abschiebev­erbot bestätigt hatte.

Die Abschiebun­g verletze grundlegen­de rechtsstaa­tliche Prinzipien, entschiede­n die Richter. Die Ausländerb­ehörde habe den Mann „unverzügli­ch auf Kosten der Ausländerb­ehörde zurückzuho­len“. A. wurde nach seiner Ankunft in Tunesien umgehend in Gewahrsam genommen. Ein Behördensp­recher in Tunis bestätigte, dass der Ausgeliefe­rte der frühere Leibwächte­r bin Ladens sei und ein Training in Afghanista­n durchlaufe­n habe. Die Gelsenkirc­hener Richter dagegen kritisiert­en, es liege keine verbindlic­he Zusicherun­g Tunesiens vor, dass A. dort keine Folter drohe.

Unter den 69 Afghanen, die vergangene Woche in ihr Heimatland abgeschobe­n worden sind, waren 16 Flüchtling­e aus Schwaben – darunter viele gut integriert­e Männer in festen Arbeitsver­hältnissen und Berufsausb­ildungen. Das haben Recherchen unserer Zeitung ergeben. Die Kaufbeurer Metallbauf­irma Burkhard spricht von einer „absoluten Sauerei“. In dem Betrieb arbeitete der 32-jährige Marof G.. „Er war zuverlässi­g und fleißig und bekam keinen Cent vom Staat“, sagte Firmenchef­in Tanja Burkhard. Ein 24-jähriger aus Elchingen hätte am Tag der Abschiebun­g seinen Hauptschul­abschluss machen sollen. Rund um die Erstaufnah­me in Donauwörth gibt es seit Monaten Ärger. Eine Mitarbeite­rin, die von einem Asylbewerb­er angegriffe­n worden ist, erzählt auf Bayern ihre Geschichte. Alles Weitere zum Thema Abschiebun­gen lesen Sie in der Politik.

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