Guenzburger Zeitung

Jetzt mal im Ernst, Otto!

Otto Waalkes wird bald 70. Was ihn nicht sonderlich zu stören scheint. Denn Komiker sind alterslos, sagt er. Was passiert, wenn man ihm mit ernsten Fragen kommt

- Interview: Josef Karg

Lieber Otto, was halten Sie von der Einstiegsf­rage: Herr Waalkes, können Sie auch ernst sein?

Otto Waalkes: Mein Vorname ist nicht Ernst, sondern Otto. Und der klingt doch schon nicht ganz ernst gemeint.

Sie mögen diese Frage nicht, weil Sie Ihnen schon tausend Mal gestellt worden ist, oder?

Otto: Aber selten, bevor ich überhaupt einen einzigen Scherz versucht habe.

Wann sind Sie richtig ernst?

Otto: Jetzt zum Beispiel. Voll konzentrie­rt und mit dem nötigen Ernst erwarte ich das Trommelfeu­er Ihrer Fragen. Schießen Sie los!

Sie werden bald 70. Sind Sie zufrieden mit dem, was Sie erreicht haben? Otto: Erreicht habe ich noch gar nichts. Der Weg ist das Ziel, wie der alte Konfuzius und der mittlere Franz Beckenbaue­r zu sagen pflegten.

Haben Sie sich schon mal bei einem Ostfriesen­tee mit dem Thema Alter befasst?

Otto: Eigentlich nicht. Komiker sind zum Glück alterslos, vermutlich weil sie nie erwachsen werden.

Haben Sie denn eine Pflegevers­icherung? Denken Sie manchmal über den Tod nach?

Otto: Ich komme so selten zum Nachdenken, dass es gerade zum Lebensnotw­endigen reicht.

Sie haben Ihre Karriere ja nicht als Komödiant begonnen … Wären Sie gerne etwas anderes geworden: Rockmusike­r, Arzt oder Elektriker?

Otto: Alles gefährlich­e Berufe: Elektrizit­ät ist mir unheimlich, seit ich einmal an einem Mikrofon geklebt habe, das nicht geerdet war. Arzt kann ich nicht werden, weil ich kein Blut sehen mag. Und Rockmusike­r? Bin ich doch! In diesem Sommer werde ich sogar in Wacken auftreten vor zigtausend Hardrockfa­ns.

Ihre kürzlich erschienen­e Biografie heißt „Kleinhirn an alle“. Sie haben gewiss das bekanntest­e Kleinhirn der Republik. Wie darf man sich das vorstellen?

Otto: Ich fürchte, ich habe da nie richtig aufgeräumt – das wollte ich mit meiner Ottobiogra­fie endlich nachholen.

Altert der Humor mit einem Komiker und bekommt auch Falten?

Otto: Komik bekommt keine Falten.

Hat sich der Humor verändert?

Otto: Natürlich hat es immer wieder neue komische Ansätze und Möglichkei­ten gegeben. Eine wesentlich­e Erweiterun­g gab’s um 1970, als der Nonsens in Deutschlan­d salonfähig wurde und reiner Unsinn sogar

massenkomp­atibel. Das war mein Glück.

Sie treten seit mehr als 40 Jahren mit ähnlich gestrickte­n Scherzen, Gesten und Holliderid­i-Rufen auf und trotzdem füllen Sie noch immer Hallen. Wundert Sie das?

Otto: Jetzt, wo Sie es sagen! Aber ich gehöre eben zu den Komikern, die ununterbro­chen an dem feilen, was sie können. Ich bin kein Kabarettis­t.

Wenn Sie in Medien als „Blödel-Otto“bezeichnet werden, ärgert Sie das? Otto: Blödel-Otto: Das ist ein ganz netter Begriff und so schön vieldeutig. Man kann ihn als Attacke oder als Kompliment nehmen. Ich habe mich zu Letzterem entschloss­en.

In „Kleinhirn an alle“zitieren Sie den Schriftste­ller Ferdinand von Schirach: „Alle unsere Erinnerung­en sind profan und alle sind heilig.“Was ist Ihre Lieblingse­rinnerung und was würden Sie am liebsten vergessen?

Otto: Tut mir leid, aber da kann ich keine Hitliste aufstellen. Aber natürlich erinnere ich mich lieber an den Erfolg meines ersten Films als an den Hotelbrand in Las Vegas.

Den Brand 1980 überlebten Sie nur knapp. Und „Otto – Der Film“sahen alleine im Jahr 1985 rund 14,5 Millionen Menschen in Deutschlan­d.

Otto: Genau.

Ihr „Ottifant“ist ebenfalls ein Riesenerfo­lg. Wie kamen Sie auf die Idee? Otto: Der Ottifant ist ein missglückt­es Selbstport­rät. Sagt zumindest die Legende, und Legenden sollte man nicht widersprec­hen.

Was halten Sie von der These: Bayern sind die besseren Ostfriesen?

Otto: Bayern, das ist mir zu pauschal. Es gibt Oberbayern und Unterbayer­n, es gibt Oberfranke­n und Unterfrank­en, und es gibt sogar Schwaben in Bayern. Womöglich sind das die allerbeste­n Ostfriesen.

Hat sich Ihr Publikum eigentlich über die Jahre verändert?

Otto: Ist mir nicht so aufgefalle­n. Es stimmt allerdings, dass es im Schnitt jünger geworden ist während der letzten Tourneen. Vermutlich dürfen Kinder heute länger aufbleiben.

Wie unterschei­det sich der private Otto von der Figur auf der Bühne?

Otto: Kaum. Ich habe nie angefangen, mich zu verstellen. Damit habe ich mir allerhand Anstrengun­gen erspart.

Und warum beantworte­n Sie keine politische­n Fragen?

Otto: Das ist mir zu privat. Und Meinungen gibt’s doch schon genug auf der Welt.

Wenn ich nun doch eine politische Frage stelle?

Otto: Dann werde ich mich bemühen zu antworten.

Wen schätzen Sie mehr: Angela Merkel oder Horst Seehofer?

Otto: Merkel oder Seehofer? Das ist ja wie früher: Beatles oder Rolling Stones? Meinen Sie jetzt menschlich oder politisch? Beides? Da komme ich ja total durcheinan­der. Also, ich würde sagen: Merhofer – ne, Seekel ... Ja, die beiden haben doch viel gemeinsam. Ist Ihnen das schon mal aufgefalle­n, dass beide so was Wässriges im Namen haben? See oder Meer? Ach, da kann ich mich einfach nicht entscheide­n. Aber im Zweifelsfa­ll: The Beatles.

 ?? Foto: Sommer, dpa ?? Otto ist einer der erfolgreic­hsten Komiker des Landes. Doch auch Künstler. Bis 2. September sind im Caricatura Museum Frank furt 200 seiner Arbeiten zu sehen. Eines seiner Markenzeic­hen, den „Ottifanten“, schuf er bereits als Schüler.
Foto: Sommer, dpa Otto ist einer der erfolgreic­hsten Komiker des Landes. Doch auch Künstler. Bis 2. September sind im Caricatura Museum Frank furt 200 seiner Arbeiten zu sehen. Eines seiner Markenzeic­hen, den „Ottifanten“, schuf er bereits als Schüler.

Newspapers in German

Newspapers from Germany