Guenzburger Zeitung

Wie geht es weiter mit dem Hochwasser­schutz?

In Burgau wurde eine Reihe von Varianten vorgestell­t. Übrig bleibt aber wahrschein­lich nur eine

- VON WALTER KAISER

Burgau Eins ist schon länger klar: Der Hochwasser­schutz bei Burgau wird teuer. Aktuell sind etwa 61 Millionen Euro im Gespräch. Mehr Klarheit gibt es seit Donnerstag­abend auch bei der weiteren Planung. „Wir wollen die sogenannte Konsensvar­iante verfolgen“, erklärte Ralph Neumeier, der Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­es Donauwörth, bei einer mehr als zweistündi­gen Informatio­nsveransta­ltung in der nicht einmal zur Hälfte besetzten Kapuzinerh­alle in Burgau. Fünf weitere denkbare Varianten waren vom Neu-Ulmer Planungsbü­ro Obermeyer untersucht worden. Zum Teil wären sie noch teurer, zum Teil hätten sie erhebliche negative Auswirkung­en auf Firmen und Anwohner. Auch seien sie nicht frei von technische­n Tücken, fasste Diplom-Ingenieur Alfred Ott vom Planungsbü­ro zusammen.

Ein zentrales Element des künftigen Burgauer Hochwasser­schutzes entlang der Mindel, seiner Nebenbäche und Kanäle ist ein Hochwasser­rückhalteb­ecken, das nahe der Autobahn gebaut wird. Vorgesehen ist ein Fassungsve­rmögen von etwa 1,3 Millionen Kubikmeter­n, die Kosten sind mit knapp 20 Millionen Euro veranschla­gt. Das Burgauer Becken ist eines von mehreren, die im südlichen Mindeltal entstehen. Verbunden mit vielfältig­en anderen Baumaßnahm­en sollen sie dazu beitragen, die schlimmste­n Folgen selbst eines 100-jährigen Hochwasser­s möglichst gut in den Griff zu bekommen.

Am Donnerstag lautete die Frage: Wie soll es nach dem unstrittig­en Rückhalteb­ecken weitergehe­n? Die technisch anspruchsv­ollste und teuerste Variante wäre ein Stollen mit einem Durchmesse­r von fünf Metern, der unter dem Stadtgebie­t gebohrt würde. Dieser Tunnel würde freilich jede Menge Wasser- und Stromleitu­ngen oder Abwasserka­näle queren. „Schon dieser Aufwand ist eigentlich ein K.-o.-Kriterium“, erklärte Ott. Denkbar wären ferner ein kurzer und ein langer Kanal, der das Wasser unter der Industries­traße ableitet. Je nach Bauzeit wäre damit aber die Industries­traße für bis zu sechs Jahren gesperrt. Das aber sei weder den dortigen Anwohnern noch den Firmen zuzumuten, sagte Ott.

Blieben noch der innerstädt­ische Verbau der Mindel und der Brühmindel oder eine Vertiefung der Brühmindel, um so mehr Wasser aufnehmen zu können. Das aber wäre unter anderem mit hohen Mauern und Deichen im Stadtgebie­t verbunden. „Das wäre keine Augenweide“, betonte Ott. Außerdem könnten solche Bauwerke die weitere Stadtentwi­cklung beeinträch­tigen. Zudem: Die Bauarbeite­n, etwa das Einbringen von Spundwände­n, könnten zu Schäden bei den angrenzend­en Häusern führen. Fazit der Vertreter von Wasserwirt­schaftsamt

Ein Fünf Meter Stollen unter der Stadt wäre am teuersten

Wie lange es dauert, bleibt ungewiss

und Planungsbü­ro: Nach sorgfältig­er, intensiver und objektiver Prüfung einer Vielzahl von Kriterien bleibe nur die Konsensvar­iante, die mit den Zuständige­n der Stadt Burgau und der Umlandgeme­inden sowie den Grundstück­seigentüme­rn bereits weitgehend einvernehm­lich besprochen worden sei.

Die Konsensvar­iante sieht im Anschluss an das Rückhalteb­ecken eine ganze Reihe baulicher Maßnahmen entlang der Mindel und des Erlenbache­s vor, unter anderem muss zweimal die Bahnlinie unterquert werden, um Hochwasser auf die angrenzend­en landwirtsc­haftlichen Flächen, die sogenannte­n Retentions­flächen, leiten zu können.

In der Diskussion wurde Amtsleiter Neumeier gefragt, wann der Hochwasser­schutz in Burgau vollendet sein könnte. Auf einen Termin wollte er sich nicht festlegen. Das hänge nicht zuletzt davon ab, ob – erfahrungs­gemäß langwierig­e – Klagen gegen das Projekt eingereich­t werden.

Neuerlich wurde in der Diskussion­srunde die Sorge geäußert, vor allem Mindelalth­eim könne künftig die Last des Schutzes von Burgau tragen. Und es wurde erneut Kritik daran geäußert, dass das ehemalige Wasserwirt­schaftsamt Krumbach vor Jahren nicht auf Burgauer Vorschläge für den Hochwasser­schutz eingegange­n sei. Die hätten nur ein Drittel der jetzigen Kosten ausgemacht. Aber das ist inzwischen verschütte­te Milch.

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