Guenzburger Zeitung

Zwischen Sägespänen und Farben

Welche Form muss ein Schiff haben? Wer repariert es, wenn es beschädigt ist? Auf diese Fragen wissen Bootsbauer die Antwort. Capito hat einen besucht

- VON OLGA GALASHEVIC­H

Henry kennt diesen Witz:

„Ein Autofahrer ist auf der Auto bahn unterwegs. Im Rück spiegel sieht er einen Motorrad fahrer dicht hinter sich. Nach einer Stunde wird es dem Auto fahrer zu bunt: „Jetzt überhol’ schon!“Der Motorradfa­hrer ant wortet: „Geht nicht! Die Jacke ist in der Tür!“ Hämmern ist in der Halle zu hören. Es riecht nach Farbe und Lösungsmit­tel. Sägespäne fliegen auf den Boden, als ein Handwerker ein Holzstück zurechtsäg­t. Es soll später auf einem Boot verbaut werden. Ein paar Meter weiter steht ein riesiges Segelschif­f. Es ist in etwa so groß wie ein Haus. Arbeiter haben es komplett mit Folie abgedeckt. Das Schiff soll einen neuen Anstrich bekommen.

Wir befinden uns in der Halle einer Werft in Norddeutsc­hland. Eine Werft ist eine Art Fabrik und Werkstatt für Schiffe. In der Werft arbeitet auch Hans Stützle. Er ist Bootsbauer. Bootsbauer bauen ganze Boote oder stellen einzelne Teile für Schiffe her, wie etwa Masten oder Möbel für das Deck. „Sie reparieren auch oft Schiffe“, erzählt Hans Stützle.

Bis ein neues Schiff entsteht, ist viel Arbeit nötig. Zuerst brauchen die Bootsbauer einen Plan. Für diesen ist der Konstrukte­ur (gesprochen: konstruktö­r) zuständig. Er überlegt sich: Wie soll das Schiff aussehen? Aus welchem Material wird es gebaut? Und mit welcher Technik fährt es? „Für den Bau verwendet man meist Kunststoff, Metall und Holz“, erklärt Hans Stützle.

Wichtig ist: Das Schiff soll möglichst leicht und gleichzeit­ig sehr stabil sein. Wird ein Boot aus Kunststoff gebaut, stellen die Handwerker eine Form her. Sie gibt vor, wie später der Rumpf, also der Schiffsbau­ch, aussehen wird. In oder auch auf diese Form wird in dünnen Schichten ein bestimmter reißfester Stoff gelegt. Jede neue Schicht wird mit einem speziellen Material verklebt.

Bei einem Schiff aus Holz ist keine Form nötig. Stattdesse­n bauen die Handwerker einen Holzrahmen, der aussieht wie der Rumpf. Darauf werden Holzbrette­r geschraubt oder geleimt.

Während in der einen Halle Boote repariert werden, bringen in der Nachbarhal­le zwei Arbeiter die Außenwand eines Schiffs zum Glänzen. Das ist anstrengen­d. Mit weichen Tüchern polieren sie das Schiff, bis es glänzt. Danach muss es noch gewachst werden. Das sieht nicht nur schön aus, sondern hat auch einen praktische­n Nutzen. Ist die Oberfläche ganz glatt, kann nicht so leicht Schmutz eindringen.

Am Ende steht die Probefahrt an. Dabei überprüfen Bootsbauer wie Hans Stützle, ob alles richtig funktionie­rt. Ist das der Fall, kann das Schiff zu seinem neuen Besitzer. (dpa)

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Fotos: dpa Hans Stützle ist Besitzer der Bootswerft Winkler und auch Bootsbauer. Ist ein Schiff fertig gebaut, macht er eine Probefahrt damit.
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Hier siehst du den Holzrumpf eines Schiffes während der Entstehung.
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In der großen Halle werden die Schiffe repariert oder angemalt (unten).
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