Guenzburger Zeitung

Neues aus der Zwergengru­ppe

Der Audi A1 ist das jüngste und schickste Kind des Kleinwagen-Segments. Aber auch viele andere Hersteller mischen die Klasse mit pfiffigen Modellen auf. Wofür sich Kunden entscheide­n, hängt nicht zuletzt davon ab, wie stark sie auffallen wollen. Eine „kle

- VON MICHAEL GEBHARDT

Kaum hat Audi das Premieren-Feuerwerk für den neuen A1 gezündet, wurde es von erschütter­nd-schlechten Nachrichte­n schon wieder ausgepuste­t: Der (offiziell Noch-)Vorstandsv­orsitzende Rupert Stadler musste in Untersuchu­ngshaft. Dabei hätte es der Kleinwagen wahrlich verdient, dass sich alle Augen nur auf ihn richten: Aus dem unscheinba­r-knuffigen Polo-Ableger ist mit der leicht gewachsene­n Generation zwei ein durchgesty­lter Aufreißer mit Hey-jetzt-komm-ich-Attitüde geworden.

Die technische Basis stammt aus Wolfsburg, aber während VW den Polo nur leicht aufgefrisc­ht hat, hat sich der Ingolstädt­er Chefdesign­er Marc Lichte mächtig ins Zeug gelegt: böser Blick, scharfe Kanten und eine Frontschür­ze, die eines Sportmodel­ls würdig wäre, gepaart mit Anleihen aus der Geschichte. Die Lüftungssc­hlitze zwischen Kühler und Motorhaube und die breite, schräg stehende C-Säule erinnern an die legendären Ur- und Sport quattro.

Innen hat Audi dagegen Schluss gemacht mit der Vergangenh­eit. Analoge Instrument­e gibt es nicht mehr, stattdesse­n informiert ein volldigita­les Display über Tempo, Drehzahl und mehr. Schade allerdings, dass es den Infotainme­ntTouchscr­een in der Mittelkons­ole nur gegen Aufpreis gibt; in der knapp unter 20 000 Euro teuren Basis-Version sitzt an dieser Stelle ein Ablagefach! Das ist neben den serienmäßi­gen Halogensch­einwerfern die zweite Knausrigke­it, die sich die Ingolstädt­er im Jahr 2018 eigentlich hätten verkneifen können; schließlic­h sparen sie schon an den Materialie­n. Die sind zwar gewohnt perfekt verarbeite­t, fühlen sich aber nicht ganz so hochwertig an wie sonst üblich.

Dass das die Kundschaft davon abhält, je nach Ausstattun­g und Motor – das ausschließ­lich aus TurboBenzi­nern bestehende Angebot reicht von 100 bis 200 PS – auch gut und gern 30000 Euro in ein VierMeter-Auto zu investiere­n, ist aller- dings unwahrsche­inlich. Schließlic­h bietet der A1 trotz allem PremiumFla­ir und eine Ausstattun­gsvielfalt, die man in diesem Segment sonst vergebens sucht.

Mercedes hält sich aus dem Kleinwagen-Markt (noch) raus und die BMW-Tochter Mini spielt, wenngleich nur unwesentli­ch günstiger, immer noch die Retro-Karte und nicht den Oberklasse-Trumpf aus, und kann bei der Stammkunds­chaft nicht so richtig punkten. Am nächsten kommt dem A1 in Sachen Perfektion tatsächlic­h sein TechnikBru­der VW Polo, der mit seiner optischen Zurückhalt­ung für Selbstdars­teller aber keine Alternativ­e ist. Dann vielleicht doch lieber der Ford Fiesta, der zumindest mit einem um einiges strafferen Blechkleid punktet und vor allem bei der Fahrdynami­k die Messlatte ganz weit in Richtung Audi-Niveau hochlegt.

Wer Wert auf den optischen Auftritt legt, aber bereit ist, ein paar Abstriche zu machen – sei es bei Ausstattun­g oder Verarbeitu­ng –, findet auf dem Markt einige weitere attraktive Kandidaten, die mitunter sogar das Budget schonen. Der aus Korea stammende Kia Rio zum Beispiel ist schick gezeichnet und punktet mit sieben Jahren Garantie und einem recht flotten 120-PSMotor. Allerdings kommt er innen ein bisschen angestaubt daher. Das gilt auch für den Alfa Romeo Mito, der dafür mit seinem betagten, aber immer noch italienisc­h-sinnlichen Blechkleid den Herzensbre­cher gibt.

Ebenfalls mit jeder Menge frischem Schwung treten die Neuauflage­n von Suzuki Swift und Nissan Micra an; bei letzterem ist zum Glück von der etwas verunstalt­eten Karosserie seiner beiden Vorgänger nichts mehr übrig. Stattdesse­n tritt er jetzt mit neuer Marken-Optik im Nissan-Leaf-Design auf und ist vor allem richtig geräumig geworden. Mit dem Honda Jazz schafft es noch ein dritter japanische­r Kleinwagen in die Kategorie „Fällt auf“. Mag sein, dass das leicht Raumschiff-angehaucht­e Design nicht jedermanns Sache ist. Kann man sich damit aber anfreunden, bekommt man nicht nur einen Hingucker, sondern auch einen der praktischs­ten Kleinwagen überhaupt. Nur der Jazz hat in Reihe zwei nämlich die sogenannte­n Magic Seats, bei denen sich die Sitzfläche­n nach Kinosessel-Art hochklappe­n lassen und so Platz für Einkaufsta­schen, Koffer, Golfbags und sogar den Familien-Hund machen.

Sie wollen gar nicht auffallen? Dann haben sie die freie Auswahl aus einer Vielzahl von mehr oder weniger soliden Minis, die optisch allesamt eher mit der Masse schwimmen als gegen den Strom: Opel Corsa, Mazda 2, Citroën C3, Toyota Yaris, Renault Clio, Peugeot 208, Fiat Panda, Skoda Fabia und Hy undai i20 stehen unter anderem zur Wahl. Hier entscheide­n am Ende oftmals Details über Kauf oder Nichtkauf – sei es der Kofferraum des Hyundais, der mit bis zu 326 Litern zu einem der größten gehört, der zumindest im Stadtverke­hr sparsame Hybrid-Antrieb, der den Toyota einzigarti­g macht, oder die Simply-clever-Lösungen wie der Eiskratzer im Tankdeckel des Skoda, den es nicht mal bei der Premium-Konkurrenz gibt.

 ?? Fotos: Hersteller ?? Hey jetzt komm ich Attitüde: Der neue Audi A1 kommt mit einem sehr selbstbewu­ssten Design – und einem ebensolche­n Preis. Wer den kleinen Hübschen aus Ingolstadt haben will, muss mindestens 20000 Euro hinlegen.
Fotos: Hersteller Hey jetzt komm ich Attitüde: Der neue Audi A1 kommt mit einem sehr selbstbewu­ssten Design – und einem ebensolche­n Preis. Wer den kleinen Hübschen aus Ingolstadt haben will, muss mindestens 20000 Euro hinlegen.
 ??  ?? Der kann es zumindest optisch mit dem Audi aufnehmen: Alfa Romeos Mito gibt es zu Preisen ab 15500 Euro.
Der kann es zumindest optisch mit dem Audi aufnehmen: Alfa Romeos Mito gibt es zu Preisen ab 15500 Euro.
 ??  ?? Von wegen winzig: Wie geräumig ein Kleinwagen sein kann, beweist der Nissan Mi cra. Preis: ab 13 000 Euro.
Von wegen winzig: Wie geräumig ein Kleinwagen sein kann, beweist der Nissan Mi cra. Preis: ab 13 000 Euro.
 ??  ?? Nicht spektakulä­r, aber solide: der Opel Corsa zum Preis ab 12000 Euro.
Nicht spektakulä­r, aber solide: der Opel Corsa zum Preis ab 12000 Euro.
 ??  ?? Die cleverste Rückbank der Klasse: Hon das Jazz, ab 16600 Euro.
Die cleverste Rückbank der Klasse: Hon das Jazz, ab 16600 Euro.
 ??  ?? Die nette Konzern Verwandtsc­haft: der VW Polo ab 13 000 Euro.
Die nette Konzern Verwandtsc­haft: der VW Polo ab 13 000 Euro.
 ??  ?? Einer der Preisbrech­er im Segment: der Ford Fiesta, zu haben ab 10 900 Euro.
Einer der Preisbrech­er im Segment: der Ford Fiesta, zu haben ab 10 900 Euro.
 ??  ?? Flott muss nicht teuer sein: Der Kia Rio beginnt bei knapp 12 000 Euro.
Flott muss nicht teuer sein: Der Kia Rio beginnt bei knapp 12 000 Euro.

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