Zeit für Belohnungen
ie letzte Schulaufgabe ist geDschrieben,
die Zeugnisse liegen im Drucker bereit, die Ferien stehen vor der Tür – und die Zeit der Belohnungen beginnt. Der Lehrer verabschiedet sich mit einem anerkennenden Klaps auf den Hinterkopf, die Eltern laden zu Pizza und Eisbecher und die Oma greift beim Anblick der Noten verzückt in den Geldbeutel und sagt die Worte, die man als Kind so gerne hört: „Kauf dir halt was Schönes“.
Ein gutes Zeugnis muss belohnt werden, findet auch das bayerische Finanzministerium und greift ebenfalls in die Geschenkekiste: Schüler (bis 17 Jahre), die mindestens eine Eins im Jahreszeugnis stehen haben, dürfen während der Sommerferien umsonst mit den freistaatlichen Linienschiffen auf dem Königssee, Starnberger See, Ammersee und Tegernsee fahren. Ahoi, ihr Streber, möchte ein Durchschnittsschüler da am liebsten hinterherrufen.
Eine Belohnung der kühleren Sorte hat sich die evangelische Kirche in Nürnberg überlegt. Wer dieser in den nächsten Wochen beitritt, bekommt als Dankeschön einen Gutschein für einen Eiskaffee. Grazie mille! Der Kirchensteuerbescheid kommt vermutlich etwas später in einem zweiten Umschlag per Post. Manchmal sind Belohnungen mit Vorsicht zu genießen.
Und so denkt man noch mal nach über diesen Klaps des Lehrers, ob der denn wirklich anerkennend oder vielleicht nicht doch eher tadelnd gemeint war. Über die Pizza und den Eisbecher, die möglicherweise mehr Ausdruck der elterlichen Erleichterung als der Belobigung waren. Und über die Oma, die genau genommen jedes Jahr ins Scheinefach gegriffen hat, unabhängig davon, welche Noten auf dem Zeugnis standen. Manchmal steckt hinter einer Belohnung eben auch mehr als nur eine Geste.