Die Hüllen fallen
Komödie mit Tiefgang: Wenn Bauern zum letzten Mittel greifen
Der Fotograf Spencer Tunick ist berühmt für seine Installationen nackter Menschengruppen, die er an bedeutenden Plätzen inszeniert. Künstler wie er inspirierten Philippe Le Guay („Molière auf dem Fahrrad“) zu seinem neuen Film, der die Existenzängste der Bauern in der Normandie mit einer vergnüglichen Nackedei-Story verbindet.
Mêle-sur-Sarthe ist ein idyllischer 600-Seelen-Ort, dessen Bauern unter den ständig sinkenden Milch- und Fleischpreisen ächzen. So sehr sich Bürgermeister Georges Balbuzard (François Cluzet) auch engagiert, die ersten Landwirte sind bereits in die Pleite geschlittert. Der Zufall will es, dass sich der New Yorker Künstler Blake Newman (Toby Jones) in ein Feld in der Nähe des Dorfes verliebt. Hier will er sein nächstes Projekt umsetzen, wozu er 200 Nacktmodelle benötigt, die er unter den Bewohnern zu rekrutieren gedenkt. Bürgermeister Balbuzard fällt zunächst aus allen Wolken, wittert aber dann die Chance, mit der Aktion die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit auf den Ort und seine Probleme zu lenken. Doch wollen sich die Bauern wirklich nackig machen?
Frankreichs Filmemacher haben einen schier unerschöpflichen Quell origineller Storys angezapft, indem sie die aktuellen Sorgen der Menschen aufgreifen und zu Komödien verarbeiten, die voller Empathie stecken. In diesem Fall ist es François Cluzet, der Rollstuhlfahrer aus „Ziemlich beste Freunde“, dem man den Dorfbürgermeister von der ersten Einstellung an abnimmt und mit dem man gemeinsam durch alle Höhen und Tiefen geht. Viele kleine Geschichten am Rande machen das Kinoerlebnis komplett. Und das unangenehme Thema der notleidenden Landwirtschaft – mehrmals wird Deutschland als Schuldiger der Krise benannt – ist auch in die Welt hinausgetragen.
» Ein Dorf zieht blank (1 Std. 45 Min.), Drama, Komödie, Frankreich 2018 Wertung ★★★★✩