Sensible Regiearbeit
Britische Mini-Serie beleuchtet das Thema Immobilienspekulation
Arte, 20.15 Uhr Gentrifizierung, die Bewohner aus ihren angestammten Behausungen vertreibt, Gleichgültigkeit, Islamophobie, Rassismus – das sind Themen der Gegenwart. Eigentlich kein Stoff für Satire. Aber dem 1962 geborenen Autor John Lanchester gelang 2012 mit seinem Roman „Capital“ein satirischer Krimi-Bestseller. Lanchester verdichtete die existenziellen Aspekte in einer Geschichte, die unter Anwohnern der fiktiven Südlondoner Pepys Road spielt – einer ehemaligen Arbeitersiedlung. Daraus machte nun die BBC eine Mini-Serie mit dem Titel „Wir sind alle Millionäre“. Heute zeigt der deutsch-französische Kultursender Arte um 20.15 Uhr die sensible Regiearbeit von Euros Lyn in drei Folgen am Stück. Ihren bösen Charme machen in erster Linie die vielfältigen, fabelhaft gespielten Charaktere aus.
Die Stimmung an der Straße mit ihren Reihenhäusern aus dem 19. Jahrhundert ist kalt und trübe. Während im Hintergrund nervöse Musik flirrt, schleicht ein Unbekannter umher und fotografiert Häuser. Deren Besitzer finden anderntags im Briefkasten Zettel mit der Warnung: „Wir wollen, was Ihr habt.“Damit könnten nur die Immobilien gemeint sein, sagt etwa die Witwe Petunia Howe. Kein Wunder: Denn die Hauspreise übersteigen nach und nach zwei Millionen Pfund. Aber Millionäre sind die Verkaufsunwilligen natürlich nur auf dem Papier. Während die Polizei das unheimliche Geschehen „sehr ernst“nimmt, mehr aber auch nicht, gibt es für die Menschen an der Pepys Road immer mehr Anlass, sich bedroht zu fühlen. All das zeigt die Miniserie auf ihre Art ungemein lebensnah.