Dialekt – ein Fest für unsere Ohren
Sprache entwickelt sich, Sprache ist etwas Lebendiges. Das mag man schon an dem erkennen, was sich der Duden, das Standardwerk der deutschen Rechtschreibung, alles einverlebt. Viele Anglizismen sind dabei – zum Beispiel der Eyetracker (elektronisches Gerät zum Registrieren von Augenbewegungen) und die Fake News (in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen, besonders in den Social Media).
Man merkt es auch an der sogenannten Jugendsprache, die durchaus kreativ daherkommen kann, die manchmal aber auch und insbesondere bei Erwachsenen ein ungläubiges Kopfschütteln hervorruft angesichts der Verhunzung der Sprache. Und: Man hört es am Dialekt, der glücklicherweise nicht mehr als Signal von Rückständigkeit gilt und in den Schulen gnadenlos abtrainiert wird.
Die Hochsprache ist das republikweit Verbindende, die Dialekte aber sind ein wahres Fest für unsere Ohren und für unser Hirn. Sie schränken nicht ein, sondern erweitern den Horizont und belegen die Reichhaltigkeit unserer Sprache. Das Hochdeutsche bekommt das nur ansatzweise hin. Als ein Beispiel will ich eines meiner schwäbischen Lieblingswörter anführen: Gell.
Sprachwissenschaftler mögen diese vier Buchstaben als sympathetischen Rückversicherungszirkel bezeichnen. Jenseits dieser Analytik ist es einfach phänomenal, wie so ein Wörtchen bei anderen um Zustimmung buhlt und es dem Sprecher damit häufig gelingt, beim Gegenüber ein heftiges Kopfnicken auszulösen oder ein breites Grinsen in dessen Gesicht zu ziehen.
Unsere Zeitung hat sich jetzt einem Poetry Slam – gestelzt gesagt: einem literarischen Vortragswettbewerb – verschrieben.
Das Zielpublikum sind junge Menschen, die der geneigten Hörerschaft etwas auf Schwäbisch um die Ohren hauen. Das ist eine tolle Idee, die auch noch auf Schloss Edelstetten, also in unserem Landkreis, am 30. September das Licht der Bühne erblickt. Also: Das Datum fest in den Terminkalender eintragen, hingehen und zuhören. Oder noch besser: hingehen und mitmachen, gell? »