Mandat als Satire
Ein Satiriker auf der politischen Bühne: Martin Sonneborn hat ein Experiment gewagt, Politik nicht nur von außen, sondern von innen heraus zu entlarven und dadurch zu verändern. Man muss ihn deshalb nicht zum Don Quichotte überhöhen und seine Reden als letztlich vergeblichen Kampf gegen Windmühlen abtun.
Tatsächlich ist der Ex-TitanicChefredakteur mit dem Recht auf einen Diplomatenausweis auch so etwas wie ein Sprachrohr für jene Wähler, die – wie der Slogan der „Partei“lautete – „Ja zu Europa und Nein zu Europa“sagen wollten. Sonneborn als die gedankliche Speerspitze all derer, die sagen wollten, was man eigentlich in einem Parlament nicht sagen sollte. Der Mann hat Tabus gebrochen, aber hat er auch etwas bewegt?
Es war nicht zu erwarten, dass Sonneborn den EU-Politikbetrieb auf den Kopf stellt. Für die einen blieb der Mann ein Rätsel, weil sich Satire nicht in 23 Amtssprachen übertragen lässt. Für andere war er schlicht ein Spinner. Die Frage aber heißt: Kann man Menschenrechtsverletzungen anprangern, in dem man Gags darüber macht?