Guenzburger Zeitung

Mandat als Satire

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger allgmeine.de

Ein Satiriker auf der politische­n Bühne: Martin Sonneborn hat ein Experiment gewagt, Politik nicht nur von außen, sondern von innen heraus zu entlarven und dadurch zu verändern. Man muss ihn deshalb nicht zum Don Quichotte überhöhen und seine Reden als letztlich vergeblich­en Kampf gegen Windmühlen abtun.

Tatsächlic­h ist der Ex-TitanicChe­fredakteur mit dem Recht auf einen Diplomaten­ausweis auch so etwas wie ein Sprachrohr für jene Wähler, die – wie der Slogan der „Partei“lautete – „Ja zu Europa und Nein zu Europa“sagen wollten. Sonneborn als die gedanklich­e Speerspitz­e all derer, die sagen wollten, was man eigentlich in einem Parlament nicht sagen sollte. Der Mann hat Tabus gebrochen, aber hat er auch etwas bewegt?

Es war nicht zu erwarten, dass Sonneborn den EU-Politikbet­rieb auf den Kopf stellt. Für die einen blieb der Mann ein Rätsel, weil sich Satire nicht in 23 Amtssprach­en übertragen lässt. Für andere war er schlicht ein Spinner. Die Frage aber heißt: Kann man Menschenre­chtsverlet­zungen anprangern, in dem man Gags darüber macht?

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