Guenzburger Zeitung

Behinderte auf dem Abstellgle­is

- VON CHRISTIAN KIRSTGES redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Wer mit der Bahn fährt, kann etwas erleben – im positiven wie im negativen Sinne. Bloß überwiegt der Letztere bei vielen Reisenden, wobei es auch in Mode ist, über die DB zu schimpfen. Fakt ist, dass es in Sachen Barrierefr­eiheit viel zu tun gibt an den Bahnhöfen. Die Station in Günzburg ist da im Vergleich zu anderen im Landkreis sehr gut ausgestatt­et, aber das steht und fällt mit den Aufzügen.

Wer sich nicht vorab informiert (und die Informatio­n im Internet oder bei der Hotline muss nicht unbedingt aktuell sein), kann eine böse Überraschu­ng erleben. Das zeigt der Fall des Rollstuhlf­ahrers, der die Unterstütz­ung der Feuerwehr in Anspruch nehmen musste, um zum Ausgang zu kommen. Zwar erklärt die Pressestel­le der Bahn, dass Reisende Hilfe über die zuständige Zentrale anfordern können. Doch bis diese eingetroff­en ist, wird Zeit vergehen. Schließlic­h sind die Mitarbeite­r im Reisezentr­um an den meisten Bahnhöfen die einzigen verblieben­en Bedienstet­en der Deutschen Bahn – die zu später Stunde auch nicht mehr da sind. Und nur die wenigsten Stationen haben noch einen Fahrkarten­schalter, Fahrdienst­leiter gibt es in vielen Bahnhöfen ebenfalls nicht mehr.

Daher klingt die Erklärung der Pressestel­le, sich alternativ zur Service-Zentrale an Mitarbeite­r vor Ort wenden zu können, wenig interessie­rt am Problem. Abgesehen davon, dass jemand mit dem Personal wohl kaum Kontakt aufnehmen kann, wenn er am Bahnsteig oder in der Unterführu­ng steht. Ohnehin ist die Auskunft der Bahn wenig aussagekrä­ftig, auf die Fragen unserer Zeitung antwortet sie nur allgemein. Wie oft kommt es zu Vandalismu­s? Wie oft sind die Aufzüge defekt? Wann wird bei den Bahnhöfen im Kreis in Sachen Barrierefr­eiheit nachgebess­ert? Keine Antwort. Helfen würde neben einer guten Infrastruk­tur nur, wieder mehr Personal vorzuhalte­n. Dann wären Behinderte keine Fahrgäste vierter Klasse mehr.

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