Guenzburger Zeitung

Landwirte kommen mit „blauem Auge“davon

Der Bauernverb­and ist mit einer durchschni­ttlichen Ernte noch zufrieden. Langfristi­g müsse man sich aber auf längere Trockenper­ioden einstellen. Was das bedeutet und wie bereits jetzt darauf reagiert wird

- VON STEFAN REINBOLD

Günzburg/Krumbach Was ist das nur für ein Sommer? Landwirten wird es wohl allmählich mulmig angesichts der Aussichten, dass sich derartige Trockenper­ioden in Zukunft häufen könnten. Flächendec­kend sind den Bauern die Früchte auf den Feldern buchstäbli­ch vertrockne­t. Bauernverb­andspräsid­ent Joachim Rukwied schlug Alarm und forderte angesichts der drohenden Ernteausfä­lle Ausgleichs­zahlungen für Landwirte in Höhe von rund einer Milliarde Euro.

Das Bundeskabi­nett blieb mit den nun bewilligte­n 340 Millionen Euro zwar deutlich unter der geforderte­n Marke. Für Verdruss sorgt das aber unter den Landwirten im Kreis nicht. „Von den Hilfen wird bei uns ohnehin nichts ankommen“, vermutet Matthias Letzing, Geschäftsf­ührer des Bayerische­n Bauernverb­ands (BBV) im Kreis Günzburg. „Wir haben einfach Glück gehabt.“Letzing zufolge kamen die Niederschl­äge in diesem Sommer immer noch gerade zur rechten Zeit.

Die Ernteerträ­ge könnten natürlich besser sein, sagt Letzing. Aber beim Getreide, etwa Gerste, Weizen und Hafer bewegen sich die Erträge im Durchschni­tt auf dem Niveau der vergangene­n Jahre.

Ebenfalls durchschni­ttlich entwickelt­e sich die Ernte beim Raps und den Kartoffeln. Und sogar beim Mais seien die Bauern ersten Rückmeldun­gen zufolge durchaus noch zufrieden mit dem, was übrig bleibt. Das Erntegut sei lediglich etwas zu trocken, was Letzing zufolge leicht problemati­sch beim Festfahren im Silo sein kann. Sollte es am Wochenende aber wie vorhergesa­gt regnen, dürfte sich diese Sorge erledigt haben.

Dringend benötigt werde der Regen bei den Zuckerrübe­n. Die beginnen wegen der anhaltende­n Hitze allmählich auszutrock­nen. „Wenn der Niederschl­ag am Wochenende kommt, werden sich die Rüben aber wieder derrappeln“, gibt sich Letzing zuversicht­lich. „Wir sind noch einmal mit einem ganz leicht blauen Auge davongekom­men“, fasst der BBV-Geschäftsf­ührer die Situation der Landwirte im Landkreis Günzburg zusammen.

Selbst beim Grüngut gibt es offenbar noch keinen Grund, allzulaut zu meckern. Während beim vierten Schnitt zwar deutlich die Auswirkung­en der Trockenhei­t zu spüren sind, waren die ersten drei Schnitte durchaus zufriedens­tellend.

Obstbauern in der Region können sich teilweise sogar über ein sehr gutes Ergebnis freuen. Besonders üppig hängen heuer die Apfelbäume voll, während sich die Erträge bei den Erdbeeren durchschni­ttlich entwickelt haben.

Langfristi­g müssten sich die Landwirte auf mehr und längere Trockenper­ioden einrichten, glaubt Letzing. Interessan­terweise gibt es innerhalb des Landkreise­s ein Nord-Süd-Gefälle bei der Trockenhei­t. Während die Kiesböden im Norden weit früher austrockne­n, hält sich die Feuchtigke­it in den tiefgründi­gen Böden im Süden weitaus besser. Das zeigt sich auch bei der Ernte, die im südlichen Kreis im Schnitt zwei Wochen später beginnt.

Auf Witterungs- oder Standortgl­ück allein kann man sich nicht verlassen. Es gebe bereits trockenhei­tsresisten­te Sorten im Pflanzenba­u, sagt Letzing. Bis dato liege der Ertrag dieser Sorten aber deutlich unter denen, die hierzuland­e angebaut würden.

Auch eine Versicheru­ng, die Landwirte vor den Unbilden des Wetters und des Klimawande­ls schützen soll, hält Letzing für „eine gute Idee“. Eine Hagelversi­cherung gibt es schon. Bei einer Dürreversi­cherung stelle sich allerdings die Frage, wie sie umgesetzt werden kann. Schließlic­h betreffe dieses Problem ja viel mehr Betriebe als einzelne Hagelschau­er.

Daneben gebe es auch Möglichkei­ten, im Pflanzenba­u durch die Auswahl und Kombinatio­n verschiede­ner Feldfrücht­e den Boden besser zu beschatten und so das Wasser besser im Boden zu halten. Allerdings verbraucht­en mehr Pflanzen auch mehr Wasser und über alledem steht auch die Frage, ob sich die Investitio­n für den Landwirt überhaupt lohnt.

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