Belastung mit besonderer Note
Josef Bäurle meistert 3000 Kilometer und 33 000 Höhenmeter
Hamburg/Günzburg Es gab und gibt immer Menschen, die das sportliche Leistungsmotto Schneller – Höher – Weiter als Maßstab für ihr eigenes Tun begreifen. Wer sich bedeutend mehr zu quälen vermag als andere, wird verharmlosend Extremsportler genannt – und zieht seinen Lohn meistens allein aus der Erkenntnis, sich selbst und allen anderen bewiesen zu haben, dass es geht. So einer ist Josef Bäurle. Er absolvierte nun innerhalb kürzester Zeit zwei gewaltige Radrennen. Zunächst meisterte er den Alpi 4000 über 1511 Kilometer mit mehr als 21 000 Höhenmetern nur eine Woche später bewältigte er das deutsche Superbrevet Hamburg – Berlin – Köln über 1514 Kilometer mit 12000 Höhenmetern. Und er machte es prima: Unter 84 Radsportlern, die innerhalb des Zeitlimits ins Ziel kamen, belegte er Platz zwölf. 89 Stunden lang war Bäurle unterwegs. In den Stolz, es geschafft zu haben, mischte sich Selbstkritik. Bäurle hatte seine eigene Vorgabe, die Strecke in 84 Stunden hinter sich zu bringen, verfehlt.
Während das erste und letzte Drittel der Strecke überwiegend flach und nur mit wenigen Höhenmetern versehen war, summierte sich das Gros der insgesamt 12000 Höhenmeter auf die Anstiege in den Mittelgebirgen. Unter den 98 gestarteten Radfahrern befand sich auch eine Gruppe aus Thailand und Südkorea. Außerdem wollten sich mehrere Radsportler mit ihren Velomobilen (das sind vollverkleidete Liegeräder) mit den überwiegend auf normalen Rennrädern teilnehmenden Sportlern messen.
Aufgrund des hohen Anfangstempos, der vielen kurzen, aber steilen Anstiege insbesondere im Sauerland, den weit auseinander gelegenen Verpflegungsstellen sowie der extremen Hitze von bis zu 36 Grad gestaltete sich dieses Brevet aus Bäurles Sicht „deutlich schwerer als erwartet“. Zudem brach ihm bereits im ersten Drittel des Rennens eine Speiche im Hinterrad. Sie konnte nur notdürftig repariert werden, was zu einem unrunden Lauf führte und die Abfahrten beeinträchtigte. Weil das Teilnehmerfeld immer mehr auseinanderriss, musste der für den Triathlonverein Günzburg startende Schwabe die letzten 400 Kilometer bis ins Ziel allein zurücklegen. In aller Bescheidenheit merkt er an: „Hier machte sich ein gewisser Kraftverlust am Ende der strapaziösen Rad-Wochen bemerkbar.“
Was ihm nach all den Strapazen in Erinnerung bleibt? „Die vielen landschaftlichen Höhepunkte, die Hoch und Tiefs während der langen Stunden auf dem Rad sowie die persönlichen Kontakte mit Radsportlern und Helfern.“