Guenzburger Zeitung

Stimmungsm­ache statt Fakten

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Sachsen, immer wieder Sachsen. Nach den schweren Ausschreit­ungen in Chemnitz ist – wieder einmal – das Entsetzen groß. Die Bundesregi­erung wie die sächsische Landesregi­erung verurteile­n die Übergriffe auf Migranten scharf und lehnen jede Form von Selbstjust­iz ab. Doch es ist zu befürchten, dass diese Worte, so richtig und wichtig sie auch sind, ihre Wirkung verfehlen. Denn in den sozialen Medien hat sich längst eine eigene Wirklichke­it gebildet, in der mit Gerüchten und Halbwahrhe­iten geradezu eine Pogromstim­mung erzeugt wird. Fakten zählen dabei wenig, in den entspreche­nden Kreisen hält man ohnehin wenig vom Staat und seinen Institutio­nen. Diese Verachtung der demokratis­chen Kultur geht einher mit extremer Gewaltbere­itschaft gegen alle, die anders aussehen oder anders denken.

In diesem aufgeheizt­en Klima finden im kommenden Jahr in Sachsen Landtagswa­hlen statt. Dabei geht es längst um mehr als darum, wer stärkste Partei wird – in Sachsen stellt sich die Frage, wie überzeugen­d die Werte der liberalen Demokratie überhaupt noch sind und ob man mit Argumenten gegen die Fake News im Internet noch ankommt.

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