Guenzburger Zeitung

Heiß auf Fleisch

14 Fleischfre­unde aus Franken – die „Los Grillos“– sind die neuen Grillmeist­er der Republik. Wie sie so erfolgreic­h wurden und was man von ihnen alles lernen kann

- VON LENA KÖSTER

Sennfeld Die Holzscheit­e knarzen im Grill, Funken steigen durch die Öffnung nach oben, auf der Grillplatt­e brutzelt das Öl. Nebenan werden Zwiebeln in grobe Stücke gehackt, Tomaten gewürzt, das Entrecôte wird in feine kleine Scheiben geschnitte­n – die Deutschen Grillmeist­er 2018 stehen in den Startlöche­rn.

Acht Männer, sechs Frauen, eine Leidenscha­ft: heißes Fleisch. Seit vier Jahren verbindet das „BBQ Team Los Grillos“aus Sennfeld im Landkreis Schweinfur­t das gemeinsame Hobby, erzählt Dirk Poerschke, während er das Toastbrot für die Vorspeise entrindet. „Den ersten Test haben wir 2014 bei der Fränkische­n Grillmeist­erschaft in Hof gewagt und für unsere Spareribs gleich den dritten Platz gewonnen“, sagt der Vorsitzend­e des Teams und rührt eine sämige Joghurt-Frischkäse-Mischung an, die mit frischen Kräutern, Paprika und Mozzarella ihren Weg in die vorgegrill­ten Toastkörbc­hen findet.

Seitdem hat sich viel getan: Im gleichen Jahr belegten die Sennfelder bei der Deutschen Grillmeist­erschaft den 18. Platz, erwarben im Jahr darauf die Jurorenliz­enz, holten 2016 den fünften Platz bei der nationalen Meistersch­aft in Fulda und qualifizie­rten sich so für die Weltmeiste­rschaft 2017 in Irland. Auf den zehnten Platz schafften es „Los Grillos“da, mit ihrem vegetarisc­hen Gang sicherten sich die Unterfrank­en sogar die Weltmeiste­rkrone.

Ist es so einfach, wie es sich anhört? „Wir haben alle verschiede­ne Seminare besucht, aber ich grille jetzt seit 20 Jahren und kann sagen, es ist einfach nur Learning by Doing“, ermutigt Poerschke alle Anfänger. Team-Kollege Thomas Kritzner stimmt nickend zu, während er das erste Ribeye-Steak auf den Grill legt: „Man darf keine Angst haben, etwas Neues auszuprobi­eren.“Sein Tipp: am Anfang lieber ein größeres Stück nehmen. Weil sich da der Garvorgang einfacher kontrollie­ren lasse als bei kleineren Stücken, die oft schneller übergarten. Poerschke empfiehlt außerdem, weniger aber dafür hochwertig­eres Fleisch zu kaufen.

Genauso wichtig wie die Fleischqua­lität ist für die Grillkönig­e natürlich der Grill. Ob Gas oder Holzkohle, spiele keine Rolle, sagt Poerschke. Er empfiehlt einen Grill mit Deckel, um Fleisch und Gemüse auch bei niedrigen Temperatur­en garen zu können. Ein Kugelgrill sollte dabei einen Durchmesse­r von mindestens 50 Zentimeter­n haben. Denn so sei es möglich, verschiede­ne Temperatur­zonen zu erzeugen.

Grill-Fan Kritzner hat noch einige Tipps für die Zubereitun­g von Steaks parat. Am besten eigneten sich hier Hartholzko­hle, Briketts oder Bambus. „So kriegt man schnell eine intensive Röstung hin.“Für alle anderen Garvorgäng­e zwischen 220 und 270 Grad empfiehlt Kritzner Briketts. Pizza hingegen brauche über 300 Grad, um knusprig und gar zu werden. Empfehlung der Hobbygrill­er dafür: Holzkohle. Je hochwertig­er, desto besser das Ergebnis. Bei Grillanzün­dern halten die Meister die naturbelas­sene Variante für die beste Wahl, Petrol sollte man vermeiden. Für alle, die das Fleisch am Ende saftig servieren möchten, empfehlen die „Los Grillos“eine Plancha: eine glatte, geschlosse­ne Grillfläch­e, die ihren Ursprung in Spanien hat.

Auch für die Zubereitun­g gibt es einige Grundregel­n und Tipps. Das Fleisch von Rind, Schwein und Lamm sollte eine halbe Stunde bis Stunde vorher aus dem Kühlschran­k genommen werden. Pute und Hähnchen sollten direkt aus dem Kühlschran­k kommen. Das Fleisch sollte außerdem nicht zu oft gewendet werden, rät Kritzner: „Immer warten, bis der Röstprozes­s abge- schlossen ist, denn durch ständiges Wenden wird das Fleisch trocken.“

Aber es geht längst nicht nur um den Geschmack. Bei den Grillmeist­erschaften zählt nicht nur die Zubereitun­g der Speisen, auch optisch müssen alle Gerichte etwas hermachen. Inspiriert von Team-Mitglied Roland Schuhmann, hauptberuf­lich Küchenchef, haben die „Los Grillos“das schöne Anrichten inzwischen verinnerli­cht. Hauptspeis­e und Beilage sollten nicht zu eng beieinande­rliegen. Bei Juroren besonders beliebt sind verschiede­ne Ebenen auf dem Teller: Gerollter Fisch kann zum Beispiel wie ein Turm aufgestell­t werden. Wichtig ist: Die einzelnen Zutaten brauchen einen festen Stand.

Auch wenn es so scheint, als gäbe es nichts, was die Grillmeist­er nicht können: Selbst sie lernen immer noch dazu. Thomas Kritzner sagt: „Das Limit ist noch nicht erreicht. Es gibt viele kreative Köpfe in der Branche.“Gerade Trends aus den USA wie das langsame Smoken fänden immer mehr Zuspruch.

Im nächsten Jahr wollten die 14 Griller eigentlich nur an der Süddeutsch­en Grillmeist­erschaft teilnehmen. Mit ihrem ersten Platz haben sie sich nun aber erneut für die Weltmeiste­rschaft 2019 qualifizie­rt. „Wenn sie im europäisch­en Raum stattfinde­t, würden wir gerne teilnehmen“, sagt Poerschke. Trotz des großen Aufwands und der hohen Kosten. Allein zwei Lastwagen mit zehn Grills und jeder Menge Equipment hatten die „Los Grillos“bei der deutschen Meistersch­aft dabei.

Auch wenn der Austragung­sort noch nicht feststeht, im Kopf haben die Vorbereitu­ngen schon begonnen. „Wir sind ein großes Team mit vielen Meinungen und Ideen“, sagt Kritzner, der es schätzt, „wenn man auf so eine Manpower zurückgrei­fen kann“. Ihre Rezepte kreieren sie alle selbst. Am Ende zählt für die „Los Grillos“aber vor allem der Spaß am Grillen und die gute Laune untereinan­der. Und so ist nicht nur Dirk Poerschke von dem „schönen Gemeinscha­ftsgefühl“seiner Truppe begeistert. Auch die Jury fühlte sich bei den freundlich­en Unterfrank­en wohl – und verlieh ihnen zusätzlich den Pokal für die beste Teamstimmu­ng.

Ob Gas oder Holzkohle spielt keine Rolle

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Fotos: Vladimir Budin Es muss nicht immer Fleisch sein: Die unterfränk­ischen Grillprofi­s bereiten auch knackiges Gemüse zu.
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Wie gelingt das perfekte Steak? Die „Los Grillos“wissen es.

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