Guenzburger Zeitung

Ungebetene Gäste vor unserer Haustür

Nicht nur der Laubholzbo­ckkäfer kann zu einem Problem werden – manche Eindringli­nge werden für den Menschen selbst gefährlich

- VON CHRISTIAN GALL

Landkreis Oft sind es kleine Dinge, die für große Aufregung sorgen. Vergangene Woche war es ein kleiner Käfer, der Dutzende Menschen verunsiche­rte – zum ersten Mal seit zwei Jahren tauchte ein Laubholzbo­ckkäfer in der Quarantäne­zone bei Schönebach auf (wir berichtete­n). Seitdem laufen Suchaktion­en nach dem aus Asien eingewande­rten Holzschädl­ing. Allerdings ist er nicht der einzige unwillkomm­ene Gast im Landkreis Günzburg. Ottmar Frimmel von der Unteren Naturschut­zbehörde am Landratsam­t kann viele invasive Arten in der Region benennen.

● Waschbären kommen ursprüngli­ch aus Nord- und Mittelamer­ika, haben sich inzwischen aber in ganz Deutschlan­d ausgebreit­et. Im Landkreis Günzburg wurden die Tiere an mehreren Stellen beobachtet. „Vor allem entlang der Donau-Achse gab es einige Sichtungen“, sagt Frimmel. Er gehe davon aus, dass der Waschbär durchaus auch bereits im südlichen Landkreis vorkommt. In der Natur bereitet er deshalb Probleme, weil er sich von Vögeln und kleinen Säugetiere­n ernährt – auch von Siebenschl­äfern.

● Die Herkulesst­aude kann für den Menschen gefährlich werden. Bei Berührung mit der Haut gibt die Pflanze einen Stoff ab, der zusammen mit Sonnenlich­t zu schweren Verbrennun­gen führt. Gerade spielende Kinder kommen leicht mit der Pflanze in Kontakt. Daher wird die Herkulesst­aude, die eigentlich aus dem Kaukasus stammt, bekämpft – was allerdings sehr lange dauert. Sieben bis acht Jahre lang muss die Pflanze regelmäßig abgemäht werden, bis sie nicht mehr nachwächst.

● Spanische Wegschneck­en kennt jeder Gartenbesi­tzer. Die Weichtiere tauchen in den Sommermona­ten massenhaft auf und vertilgen beinahe alles, was sie an Gemüse finden können. Seit den 70er Jahren machen sie sich in Deutschlan­d breit und haben bei uns kaum natürliche Feinde. Denn Igel und Kröten, die heimische Schnecken fressen, machen einen Bogen um das Exemplar aus Spanien. Das rotbraune Weichtier verträgt außerdem hohe Temperatur­en – auch die Hitze der letzten Wochen hat ihr kaum geschadet.

● Indisches Springkrau­t kommt ursprüngli­ch aus Asien, hat inzwischen allerdings bereits ganz Europa erobert. „Wir bekämpfen die Pflanze nicht, weil wir den Kampf längst verloren haben“, sagt Frimmel. Das krautartig­e Gewächs mit seinen rosafarben­en Blüten ist zwar eine gute Nahrungsqu­elle für Bienen, nimmt allerdings den heimischen Pflanzen den Platz weg.

● Goldfische finden über Aquarien immer wieder ihren Weg in Gewässer – etwa, weil Besitzer ihre Haustiere in einem See aussetzen. Für die Natur ist das verheerend. Denn Goldfische vermehren sich schnell und konkurrier­en dadurch mit anderen Fischen um die Nahrung – was zu einem lokalen Aussterben heimischer Arten führen kann.

● Asiatische Marienkäfe­r treten seit 2002 in Deutschlan­d massenhaft auf. Ursprüngli­ch wurden sie zur Schädlings­bekämpfung im Gartenbau eingesetzt. In der Natur haben sie sich jedoch massiv vermehrt und fressen viele Insektenar­ten.

● Weitere Invasoren Die Liste der invasiven Arten ist lang. Zu den Vertretern im Landkreis gehören unter anderem noch: Bisamratte, Kastanienm­iniermotte, Kanadische Goldrute, Japanische­r Knöterich, Sonnenbars­ch und Signalkreb­s.

● Gegenmaßna­hmen Vereinzelt werden invasive Tierarten bejagt. Bei Pflanzen achten die Behörden darauf, dass vor allem die empfindlic­hen Standorte wie beispielsw­eise Feuchtfläc­hen oder Magerstand­orte geschützt werden. Ein besonderer Fall ist die Herkulesst­aude. Wer eine etwa in der Nähe eines Spielplatz­es entdeckt, kann den Fund bei der Unteren Naturschut­zbehörde unter der Telefonnum­mer 08221/95-307 melden, damit die Pflanze entfernt wird.

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Invasive Arten im Landkreis, im Uhrzeigers­inn von oben links: Spanische Wegschneck­e, Herkulesst­aude, Waschbär und Indisches Springkrau­t.
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Symbolfoto­s: dpa
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