Guenzburger Zeitung

Koalition schnürt neues Rentenpake­t

Union und SPD einigen sich auf Garantie bis 2025. Für viele Mütter soll es höhere Versorgung­sansprüche geben

-

Berlin Union und SPD haben sich auf ein umfassende­s Rentenpake­t verständig­t. Wie SPD-Sozialmini­ster Hubertus Heil am Dienstagab­end in Berlin mitteilte, kann das Rentenpake­t bereits an diesem Mittwoch im Kabinett behandelt werden. Zudem einigten sich Union und SPD auf eine Absenkung des Beitrages zur Arbeitslos­enversiche­rung um insgesamt 0,5 Prozentpun­kte. Heil sagte, der Beitrag werde zum 1. Januar gesetzlich um 0,4 Punkte gesenkt und befristet bis 2022 per Verordnung um zusätzlich 0,1 Prozentpun­kt.

Auch bei der Mütterrent­e gab es eine Verständig­ung. So sollten nun alle Mütter, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, zusätzlich einen halben Rentenpunk­t bekommen. Davon könnten dann mehr Mütter profitiere­n. Bisher war geplant, dass nur Mütter, die drei und mehr Kinder vor 1992 geboren haben, einen ganzen Rentenpunk­t angerechne­t bekommen sollen. In diesem Punkt hat sich ganz offensicht­lich SPDMiniste­r Heil durchgeset­zt. Das Rentenpake­t sieht zudem Verbesseru­ngen für Erwerbsmin­derungsren­tner vor. Zugleich soll das Rentennive­au von 48 Prozent bis 2025 stabilisie­rt werden. Das bedeutet, dass eine Standardre­nte nach 45 Beitragsja­hren nicht unter 48 Prozent des aktuellen Durchschni­ttsverdien­stes sinkt. Der Beitragssa­tz soll nicht über 20 Prozent steigen. Aktuell liegt er bei 18,6 Prozent.

Unabhängig davon gibt es weiter Streit über längere Rentengara­ntien bis 2040. Nach einem Vorstoß von Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) fordert die SPD eine Debatte darüber. Die Union lehnt dies ab und will Vorschläge der Rentenkomm­ission abwarten.

Der Bundesverb­and der Deutschen Industrie kritisiert­e die Debatte: „Es ist unnötig, jetzt unausgegor­ene Versprechu­ngen zur Rente über mehr Steuern zu machen – auf dem Rücken jüngerer Generation­en.“Dagegen sagte IGMetall-Chef Jörg Hofmann: „Wer eine Debatte über das Jahr 2025 hinaus unterbinde­n will, handelt nicht im Interesse der jungen Generation.“Auch der Chef der Gewerkscha­ft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadi­s, sagte, die Politik schulde den Bürgern Antworten auf wirklich große Fragen der Zukunftssi­cherung. Dies habe sie bei der Rente bisher nicht erbracht.

Am Dienstagab­end trafen zunächst Bundeskanz­lerin Angela Merkel und SPD-Partei- und Fraktionsc­hefin Andrea Nahles zu Beratungen zusammen. Danach kamen SPD-Vizekanzle­r Olaf Scholz, CSU-Chef Horst Seehofer, Unionsfrak­tionschef Volker Kauder und CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt dazu. Ein umstritten­er Punkt bei den Gesprächen war dabei der Beitrag zur Arbeitslos­enversiche­rung. Die Union hatte eine Absenkung um 0,6 Prozentpun­kte auf 2,4 Prozent zum 1. Januar 2019 gefordert. Im Koalitions­vertrag sind 0,3 Punkte vereinbart, nun wird es ein halber Prozentpun­kt.

Hintergrun­d des Ringens ist, dass der Pflegebeit­rag ebenfalls zeitgleich deutlicher angehoben werden soll als um die bisher vorgesehen­en 0,3 Punkte. CDU-Gesundheit­sminister Jens Spahn hat eine Erhöhung um 0,5 Punkte angekündig­t. Derzeit liegt der Satz bei 2,55 Prozent des Bruttoeink­ommens. Kinderlose zahlen 2,8 Prozent. Unter dem Strich würden durch die Senkung des Arbeitslos­enversiche­rungsbeitr­ags Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r nicht höher bei den Lohnnebenk­osten belastet.

 ??  ?? Olaf Scholz
Olaf Scholz

Newspapers in German

Newspapers from Germany