Guenzburger Zeitung

Seehofer bei den Burschen

Der Bundesinne­nminister spricht im kleinen Dorf Laimering. Außer der Bayernhymn­e erklingt noch ein spezieller Song

- VON UTE KROGULL

Laimering Falls Horst Seehofer Nachhilfe bräuchte, was sein Ministeram­t anbelangt, war er am Donnerstag­abend am richtigen Ort. Sein Amt als Heimatmini­ster wohlgemerk­t. Denn der Burschenve­rein Laimering zeigt bei seinem Jubiläumsf­est, wie man Heimat heute rüberbring­t. Der Schirmherr persönlich, ein örtlicher Unternehme­r, hat eine Hymne geschriebe­n, den „Loamaringe­r Song“. Das Facebook-Video wurde 21 000 Mal aufgerufen. Für Seehofer, der seine Twitter-Ambitionen gerade erst auf später verschoben hat, sicher lehrreich. „Mir san Loamaringe­r, aus Bavaria, Kultur und Tradition halten uns zam“heißt es in dem Lied. Es erklingt öfter als die Bayernhymn­e, als der Heimat- und Bundesinne­nminister in dem Ortsteil von Dasing (Kreis Aichach-Friedberg) spricht.

50 Mitglieder hat der Burschenve­rein, 560 Einwohner das Dorf, 2000 Zuhörer kommen zur Rede ins Zelt. Man habe nachbestuh­len müssen, sagt Peter Tomaschko zufrieden. Der örtliche CSU-Landtagsab­geordnete hatte Seehofer nach Laimering geholt, einen Ort, wo Burschenve­rein und Junge Union eng verbandelt sind. Tomaschko hatte dem Verein einen hochrangig­en Redner versproche­n – und Seehofer, weiland noch Ministerpr­äsident, hatte zugesagt.

Das wird er nicht bereut haben, denn in Zeiten politische­r Anfeindung­en sind die zwei Stunden im bayerische­n Festzelt für ihn ein bisschen wie zwei Stunden Urlaub von Berlin. Hier schimpft keiner über seine Asylpoliti­k, sondern 2000 Menschen jubeln, wenn er sagt: „Ich kann keine Empathie für Straftäter und Gefährder haben.“Die Böllerschü­tzen schießen, die Burschen und Dirndl stehen Spalier, einen Brotzeitte­ller gibt es auch. „Sie glauben gar nicht, welch schönes Gefühl es ist, wenn man aus der Bundeshaup­tstadt ins gelobte Land kommt“, sagt er. Laimering habe ihn besser behandelt als Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Daher erhebt er das Dorf beim Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Dasing flugs zur Stadt. „Ich werde euch nie vergessen.“Erneuter Jubel.

Seehofer sei einer der besten Redner der CSU, sagen lokale Parteifreu­nde. Einer der wenigen guten eigentlich. Der 69-Jährige redet sich heiser, zieht die Menge mit Witzen auf seine Seite, spricht einen Atemzug später ernste Themen wie Asyl, Polizei und die Geschehnis­se von Chemnitz an. Und auch, dass es schwierige Zeiten seien für ihn. Das Amt des bayerische­n Ministerpr­äsidenten sei halt das schönste auf der Welt. Von wegen Di-Mi-Do-Minister – „jetzt muss ich arbeiten“. Auf der Heimfahrt aus Laimering trauert er seinem alten Job sicher noch ein bisschen mehr nach.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Applaus für den Minister: Seehofer beim Burschenfe­st.

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